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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Fingernägel. Das Thema war ihm offenbar peinlich, doch mich freute es. Dann hatte sich sein Geschleime also gar nicht gelohnt. Es gab keine Nachfolgerin.
    »Und wie war es, als sie versucht haben, deinen – deinen Körper wegzumachen?«
    »Mein Körper!« Leander sprang auf. »Oh Luzie, beinahe hätte ich vergessen, warum ich hier bin! Fass mich doch endlich mal an! Ich muss wissen, ob er wirklich da ist!«
    Er streckte fordernd seinen rechten Arm aus. Seufzend schälte ich meine Hand aus der Bettdecke und strich kurz über seine Haut. Eine prickelnde Wärme floss durch meine Fingerspitzen.
    »Alles wie immer. Und Fieber hast du auch noch.«
    Erlöst ließ Leander sich auf den Boden sacken und atmete mehrere Male tief durch. Ich versteckte mein Gesicht hinter meinem Kissen, um mein Strahlen zu verbergen, das so breit war, dass es sogar meine Ohren kitzelte. Sie hatten es nicht geschafft, ihm seinen Körper zu nehmen. Er lebte noch! Und er war zurückgekommen und saß bei mir im Zimmer. Vollkommen wahrhaftig.
    »Es war nicht schön, Luzie. Echt nicht. Aber das spielt keine Rolle. Ich musste das alles ertragen, um weitermachen zu können. Sie haben jede Methode versucht. Und für sie sieht es auch aus, als wäre er weg. Aber für dich bin ich da, oder?«
    Ich nickte, weil meine Kehle wieder dick war.
    »Ja, du bist da«, sagte ich schließlich mit rauer Stimme.
    »Aber nur kurz. Ich muss gleich zurück, nach meinen Meerschw- äh … ich meine … hmhm …«
    »Meerschweinchen? Du beschützt Meerschweinchen?«, gackerte ich und fiel vor Lachen fast aus dem Bett.
    »Das ist eine Übung! Eine Übung! Lach nicht! Meerschweinchen sind sehr unvorsichtige Tiere mit kurzer Lebensdauer – pah, hast du mal ein Meerschweinchen gehütet? Und zwar das von einer Promi-Tochter? Hast du nicht, oder!?«
    »Übrigens, der Hund nervt mich auch«, kicherte ich, nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. »Und jetzt verrate mir bitte, wie ich Vitus wieder loswerde.«
    Leander schaute mich zweifelnd an.
    »Vitus ist ein Wächter, Luzie. Wächter kann man nicht loswerden. Das beschließt er selbst, wenn die Zeit reif ist, oder die Zentrale. Sonst keiner.«
    »Aber dich hab ich doch auch …«
    »Hast du nicht, chérie. Ich hab mich nur vorbereitet und magische Kraft gesammelt. Ich wollte nie vollkommen weg sein. Aber jetzt bin ich abkommandiert worden von meiner Truppe und du hast einen neuen Wächter – alles paletti! Meinst du, es ist noch Zeit für eine Dusche?«
    »Raus!«, brüllte ich. »Dir geht es doch nur um deine Scheißkarriere! Dann hau ab! Mach, dass du rauskommst! Geh zurück zu deinen blöden Meersäuen und schleim dich nach oben wie dein Vater! Und wenn du das nächste Mal wissen willst, ob du einen Körper hast, rate ich dir, nicht hierherzukommen, sonst zünde ich dich höchstpersönlich an! Dann bist du meine Weihnachtskerze!«
    »Aber ich habe meinen Körper doch nur …«
    »Verpiss dich!«
    »Pfft«, machte Leander und stieß das Fenster auf. Auf der Fensterbank drehte er sich noch einmal zu mir um und sah mich an – zutiefst gekränkt, aber auch irgendwie traurig.
    »Du bist gut aufgehoben bei Vitus. Was er kann, könnte ich nie.«
    Ich biss in mein Kissen und trat vor lauter Zorn gegen die Bettkannte. Ich wollte SpongeBob immer noch nicht. Ja, sogar noch weniger als vorher. Aber Leander wollte ich auch nicht mehr. Wie hatte ich mich nur über sein Erscheinen freuen können? Er hatte nur wissen wollen, ob er noch einen Körper hatte, mehr nicht. Und eine Dusche nehmen. Es war nicht um mich gegangen. Ich hatte ja meinen dämlichen Spürer.
    »Ihr seid alle Arschlöcher«, flüsterte ich, als das graue Licht von Vitus nach einer knappen Stunde ins Zimmer gehuscht kam. Doch ich war auf einmal wieder so müde, dass meine Wut verrauchte und ich in wenigen Minuten fest einschlief.

Verrat
    Zwei Tage später fasste ich so etwas Ähnliches wie einen Plan. Nachdem ich Leander und seine gesamte Sippschaft und überhaupt alle Körperwächter innerlich mehrmals verflucht hatte, begann ich nachzudenken. Leander hatte gesagt, kein Mensch könne jemals seinen Wächter endgültig vertreiben. Aber zu einem anderen Zeitpunkt hatte er mir ebenfalls gesagt, dass die meisten Menschen ihren Schutzengel dann verlieren würden, wenn sie in die Pubertät kamen und erwachsen würden. Ich hatte wirklich überhaupt keine Lust, erwachsen und vernünftig zu werden, und das Wort Pubertät klang auch nicht toll, aber es war die

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