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Verdammt wenig Leben

Verdammt wenig Leben

Titel: Verdammt wenig Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Alonso , Javier Pelegrin
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Minerva ihm mit diesem neuen Storyboard mitteilen wollte, es würde warten müssen. Die Limousine war gerade auf dem Parkplatz des Club Siebzig gelandet, und massenweise schwebende Kameras waren bereit, ihre Ankunft zu filmen. Es waren sogar zwei menschliche Fotografen dabei.
    Mit seinem charmantesten Lächeln öffnete Jason die Tür und grüßte in die Kameras. Dann ging er um die Limousine herum, um Kevin freundschaftlich zu umarmen. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und führte ihn auf den Empfangschef zu, den der Klub geschickt hatte. Mit Vergnügen registrierte er, dass Kevin von seinem veränderten Verhalten völlig überrumpelt war. Aus den Meinungsumfragen ging immer hervor, dass das Publikum besonders die ungezwungene Lässigkeit des jungen Sportlers schätzte … Tja, bei der nächsten Umfrage würden sich die Prozentzahlen bestimmt deutlich verändern.



Das Abendessen verlief erwartungsgemäß langweilig, schließlich kannten die angeblichen »Freunde« sich in Wirklichkeit gar nicht und wollten den Fans ihrer jeweiligen Sendungen lediglich ein Bild sozialer Normalität bieten. Jason war gut, wenn auch nicht brillant. In solchen Situationen wirkte seine natürliche Zurückhaltung wie Eleganz, er musste also nicht krampfhaft geistreich sein oder Witze erzählen wie einige seiner Tischgenossen.
    Allerdings war es anstrengend, sich in einer so künstlichen Situation entspannt zu geben, vor allem, wenn man mit den Gedanken woanders war. Jason fiel es sehr schwer, sich auf die faden Anekdoten zu konzentrieren (oder so zu tun, als würde er sich konzentrieren), die seine angeblichen Freunde zum Besten gaben. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu dem neuen Drehbuch ab, das Minerva ihm geschickt hatte, und zu dem Tablettengläschen in seinem Küchenschrank. Welche Verbindung gab es zwischen dem Fläschchen und Minervas Storyboard? Das musste er herausfinden.
    Rasch aß er das synthetische Fruchtsorbet auf, das man ihnen zum Nachtisch serviert hatte, und verlangte als Erster die Rechnung. Das würde sicher Gerede geben, aber damit konnte er leben.
    Er verzichtete auf die Fluglimousine des Klubs und bestellte ein Taxi. Er hatte keine Lust, wieder in diesem Angeberschlitten zu fahren, der die Aufmerksamkeit der ganzen Stadt auf sich zog.
    Er wollte nur nach Hause und das neue Drehbuch gründlich lesen.
    Rebecca Allen … Nicht einmal der Name sagte ihm etwas. Allerdings konnte sie auch kaum ein Star sein, wenn sie ihre Zeit damit verbrachte, sich als Comicheldin zu verkleiden. Schwer zu glauben, dass Minerva sich damit abgab, so absurde Drehbücher zu schreiben. Das hatte sie doch eigentlich nicht nötig.
    Er hatte solche Lust, sich aufs Sofa fallen zu lassen, dass er schon im Aufzug das Jackett auszog. Kaum hatte er die Wohnungstür geöffnet, rief er nach Tinkerbell.
    »Tinki, du musst kommen und mich abschminken. Ich habe Arbeit mitgebracht.«
    »Was denn für Arbeit?«
    Das war nicht Tinkerbells Stimme, sondern die eines Menschen, weiblich und verführerisch, eine Stimme, die er sehr gut kannte.
    Verunsichert zog er sich das Jackett wieder an. Alice erwartete ihn lächelnd in seiner Schlafzimmertür. Er war überrascht, wie blass sie war. War sie etwa krank?
    Ohne sich zu rühren, begann sie ihre Bluse aufzuknöpfen. Ganz langsam, einen Knopf nach dem anderen. Dabei sah sie Jason unverwandt an.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte sie. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich mich über die Sperrstunde hinweggesetzt habe.«



Jasons Lippen hinderten sie am Weitersprechen. Ihre beiden Körper fanden sich in einer stürmischen, leidenschaftlichen Umarmung, und so aneinandergeschmiegt bewegten sie sich Stück für Stück aufs Bett zu.
    Erst als sie direkt davorstanden, registrierte Jason beiläufig, was für eine Unordnung im Zimmer herrschte. Zwei Schubladen waren offen, der Teppich lag woanders, mehrere Paar Schuhe waren auf dem Boden verstreut.
    Was hatte Alice wohl gesucht? Das musste er sie fragen. Aber später …
    Sie warf ihn auf die Matratze und hielt seine Arme an den Körper gepresst.
    »So hab ich dich am liebsten«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Nur für mich …«
    Jason schloss die Augen und ließ sich verwöhnen.









7
    Als er aufwachte, war Alice fort. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte sechs Uhr morgens an und das einzige Licht, das durchs Fenster fiel, war das phosphoreszierende Blau eines großen, am Nachthimmel schwebenden Luftschiffs.
    Ihm war sofort klar, dass er

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