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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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um von dort den Zug nach London zu nehmen. Seiler will nicht riskieren, daß man sie am Bahnhof in Edinburgh erkennt. Auf der asphaltierten Küstenstraße bringt es der Wagen auf gut 40 Meilen, so ungefähr 65 Kilometer in der Stunde, schätzt er. Es macht Spaß, auf einer guten Straße so dahinzurasen, der Fahrtwind pfeift ihnen um die Ohren, und die Landschaft flitzt nur so vorbei.
    Einmal, auf einer langen Steigung, wird der Motor heiß, und das Kühlwasser droht zu verdampfen. Aus einem Bach holt er Wasser und füllt den Kühler nach. Während der Motor abkühlt, essen sie eine Kleinigkeit und trinken ein wenig Wein, mit Wasser gemischt. Danach will er den Motor starten, aber der Bosch dual ignition magneto versagt. Er muß aussteigen und den Motor mit der Kurbel anwerfen.
    Jetzt möchte Vivian gern einmal fahren, und so, wie sie ihn anschaut, als sie es sagt, kann er ihr nicht widerstehen. Sie stellt sich recht geschickt dabei an, denn sie hat ganz offensichtlich gut beobachtet, wie er mit dem Wagen umgeht. Schwierigkeiten macht ihr allein das Bremsen, aber das liegt am Wagen. Die Fußbremse ist wenig effektiv, bei einer Geschwindigkeit von 20 Meilen braucht der schwere Wagen fast 20 Meter, bis er zum Stehen kommt. Sie muß die Handbremse an der Außenseite dazunehmen, ein langer, schwergängiger Hebel mit Arretiergriff, und das muß mit Vorsicht geschehen, damit der Wagen nicht ausbricht und sich querstellt. Aber sie meistert auch das sehr schnell. Die Fahrt geht weiter, mit ihr am Steuer, ohne eine einzige Reifenpanne. Damit hat er die ganze Zeit gerechnet, weil es so oft vorkommen soll, doch die Pneus halten durch. Dreimal nur begegnen sie einem anderen Auto, aber es sind viele Pferdefuhrwerke unterwegs.
    In den Vororten von Newcastle übernimmt er das Steuer wieder, denn der Verkehr wird lebhafter, Autos, Omnibusse, pferdebespannte Lastwagen, Motorräder und Fahrräder sind unterwegs. Außerdem kann es sein, daß sie von einem Polizisten angehalten werden, der sich über eine Frau am Steuer wundert.
    Am Hafen lassen sie den Wolseley stehen, zwischen mehreren anderen Automobilen, denn falls die Spur des Wagens verfolgt wird, kann dies den Eindruck erwecken, der Fahrer des Wolseley wäre mit dem Schiff abgereist. Die Kaution für den Wagen muß er in den Schornstein schreiben. Er findet es einfach zu riskant, ihn zurückzugeben, denn das Auto ist in Cramond und Queensferry bestimmt aufgefallen, nicht nur den Buben, die es bewundert und bewacht haben.
    Am nächsten Vormittag reisen sie mit dem Flying Scotchman ab. Im Abteil nimmt Seiler den Rollfilm mit den Aufnahmen von Rosyth aus der Kamera heraus und versteckt ihn bei seinem Rasierzeug. Dann zieht er sich um. Er verläßt sich zwar weiter auf seine Baedeker-Tarnung, klebt sich aber zur Sicherheit einen leicht angegrauten Schnurrbart auf, der ihn älter erscheinen läßt.
    » Sehr seriös«, lacht Vivian, » steht dir nicht schlecht!«
    » Wirklich? Soll ich mir einen wachsen lassen?«
    » Bloß nicht!«
    London, Secret Service Bureau, 21. Oktober 1912, Montag
    Morgens um acht in Kells neuem Büro im Watergate House in Adelphi Terrace, mit direktem Blick auf Themse und Cleopatra’s Needle. Anwesend sind neben Drummond Captain Kell, Clarke, Regan, Melville und sein neuer Assistent, Herbert Dale Long. Fast eine Vollversammlung, denkt Drummond. Kell hat einfach zu wenig Leute. Dazu kommt, daß Melville sein eigenes Büro hat und weitgehend selbständig arbeitet, Gott weiß, an was. Scheinbar arbeitet er nur im Fall Peterman–Seiler direkt mit dem SSB zusammen.
    Jetzt werden die Aufgaben für heute verteilt. Regan zur deutschen Botschaft, Clarke nach Islington zum Friseurgeschäft Ernst. Drummond soll noch einmal zum Cecil Court, aber die Überwachung dort muß von heute an auf die Zeit zwischen neun Uhr morgens und sechs Uhr nachmittags beschränkt werden. Sein Blick fällt auf die große Wandkarte von England und Schottland, die neuerdings hinter Kells Schreibtisch hängt. Stecknadeln mit kleinen roten Flaggen markieren die Verdächtigen, sieben davon in London, vier in Portsmouth und zwei weitere in Dover und Kingston-upon-Hull. Aber blaue Flaggen beherrschen das Bild. Es sind mehrere hundert, alle entlang der Ostküste, und sie stehen für gemeldete Verdachtsfälle, die untersucht werden sollen. Drummond schüttelt unwillkürlich den Kopf. Eine Sisyphusarbeit für ihren kleinen Haufen.
    Da erscheint Inspektor Shiel und bittet Melville um eine kurze

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