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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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hat Hase darum gebeten, mitfahren zu dürfen, um die Schiffe aus der Nähe zu sehen.
    Beim Feuerschiff liegen bereits sechs Barkassen mit den Navigationsoffizieren, die die übrigen Schiffe lotsen sollen. Zum erstenmal besucht ein englisches Geschwader aus modernen Großkampfschiffen Kiel. Im Norden sind schon seine dunklen Rauchwolken zu sehen.
    Das Geschwader, befehligt von Vice Admiral Sir George Warrender, besteht aus vier Dreadnoughts. In zwei Kolonnen dampfen sie heran. Es sind die Schlachtschiffe King George V., Ajax, Audacious und Centurion, die größten Kriegsschiffe der Welt. Begleitet werden sie von den Kleinen Kreuzern Southampton, Birmingham und Nottingham unter Commodore Captain William Goodenough.
    Die Barkassen halten auf die riesigen dunkelgrauen Schiffe zu. Als man sie bemerkt, geht auf dem Geschwaderflaggschiff ein Flaggensignal hoch. Die Schiffe verlangsamen ihre Fahrt. Mächtig schäumt und brodelt das Wasser um ihre Hecks, als die Schrauben rückwärts schlagen. Dampf wird abgeblasen und vermischt sich mit dem rußigen Qualm aus den hohen Schornsteinen. Endlich liegen sie gestoppt. Die graue Ostsee plätschert spielerisch an ihre eisengepanzerten Flanken.
    Die Barkassen mit den Lotsen scheren längsseits, jede an einem der sieben Kriegsschiffe.
    Über das Seefallreep steigen von Hase und Henderson hinüber auf King George V., um Admiral Warrender willkommen zu heißen. Hase wird ihm mitteilen, daß er für die Dauer des Aufenthaltes in Kiel zum persönlichen Dienst bei ihm befohlen sei.
    Seiler bleibt auf der Barkasse und schaut sich den Gefechtsmast des Schlachtschiffes an, der schwarz und kirchturmhoch in den Himmel ragt. Brücken und Scheinwerferstände umgeben ihn, Spieren und Signalrahen stechen aus ihm hervor und tragen ein verwirrendes Netz von Drähten, Stagen und Signalleinen.
    » Ablegen!« befiehlt der Fähnrich, der die Barkasse kommandiert, und unterbricht Seilers Betrachtung. Der Matrose am Bug stößt sie mit dem Bootshaken ab, der Benzolmotor knattert los, und der Fähnrich fährt einen schwungvollen Bogen. Das Flaggschiff schickt ihnen aus seinem Typhon einen ohrenbetäubenden Heulton nach.
    Seiler läßt sich bei den Seebrücken absetzen. Der Nieselregen hat aufgehört. Das Wetter klart auf, und die Sonne scheint auf die Förde. Eine Viertelstunde später, um neun Uhr morgens, läuft das Geschwader ein. Die Salutgeschütze der Besucher senden ihren donnernden Gruß, weißgrau rollt der Qualm über das Wasser. Das Fort Friedrichsort erwidert den Salut. Langsam schieben sich die sieben dunklen Schiffe in die Förde. Auf der Höhe vom Kap Kitzeberg machen sie alle zugleich an den ihnen zugewiesenen Tonnen fest. Vor H. M. S. King George V., dem Spitzenschiff, liegt jetzt das deutsche Flottenflaggschiff S. M. S. Friedrich der Grosse. Im Großtopp weht die Flagge des Chefs der Hochseeflotte, Vizeadmiral Friedrich von Ingenohl.
    Seiler schaut sich das eine Weile an, die dunkelgrauen Engländer, die deutschen Kriegsschiffe in hellem Grau, in der Sonne beinahe weiß. Das Gewimmel der Motorboote um den schneeweißen HAPAG -Dampfer Viktoria Luise, den Albert Ballin regelmäßig zur Kieler Woche schickt. Auf diesem luxuriösen Vierschornsteiner trifft sich allabendlich die feine Gesellschaft zum Tanz.
    Ein Blick auf die Uhr: Es wird Zeit, zum Bahnhof zu gehen, um Vivian, ihren Vater und Emmeline abzuholen. Sie wollen um 11 Uhr 30 mit dem Zug aus Hamburg ankommen.
    Kiel, Seebrücke 1, 24. Juni 1914, Mittwoch
    Kurz vor Beginn der Kieler Woche hat die Einweihung des vertieften und neu ausgebauten Kaiser-Wilhelm-Kanals stattgefunden. Nun kann er selbst von den größten Kriegsschiffen befahren werden und erlaubt einen raschen Austausch von Flotteneinheiten zwischen Nordsee und Ostsee. Ein wichtiger strategischer Vorteil, da der lange und im Kriegsfall riskante Umweg um Skagen vermieden wird.
    Um zehn Uhr passiert Seiner Majestät Yacht Hohenzollern, aus dem Kanal kommend, die Holtenauer Schleuse. Damit beginnt die Kieler Woche, die, so sagen alle, unter dem Zeichen zunehmender englisch-deutscher Entspannung steht. Seiler fragt sich, ob das wirklich so stimmt oder bei dem herrlichen Wetter nur der allgemeinen Stimmung entspricht. Aber jetzt will er nicht mehr daran denken, Vivian ist endlich wieder da. Was sollen da trübe Gedanken. Ärgerlich nur, dass er heute den ganzen Tag dienstliche Verpflichtungen hat.
    Alle Kriegsschiffe feuern Kaisersalut. Dreiunddreißig Schuß donnern aus den

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