Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
Vom Netzwerk:
wie die Polizei sein Haus umstellte. Sogar seinen Wagen hatte er in die fremde Garage gefahren.
    Zum Glück bedeutete er seiner Mutter wenigstens noch so viel, dass sie ihn angerufen und gewarnt hatte.
    Am Telefon hatte sie ziemlich unsicher geklungen, sich vermutlich gefragt, ob sie das Richtige tat. Wie üblich hatte er sie beschwatzt, ihr über seine Beteiligung an den laufenden Fällen Lügen aufgetischt und behauptet, die Polizei wolle ihm etwas anhängen, weil er Daves Bruder war. Er hatte ihr weisgemacht, er würde mit der Polizei sprechen und alles in Ordnung bringen.
    So leichtgläubig. Das waren alle Frauen.
    Selbst die unnahbare Dr. Campbell.
    Völlig arglos hatte sie ihm abgenommen, Detective Callahan wolle sie zu ihrer eigenen Sicherheit von der Straße weghaben. Er solle sie im Auftrag des Detectives in ein Haus bringen. Die Polizisten an der Absperrung waren von den Ereignissen weiter hinten in der Straße abgelenkt gewesen. Weil sie für alles andere keinen Blick hatten, bemerkten sie auch nicht, dass Lacey aus dem Truck stieg und mit zu einem Haus ging. An einem kurzen Aufflackern inihrem Blick sah er, dass er ihr bekannt vorkam. Aber wann und wo sie ihn schon einmal gesehen hatte, fiel ihr in dem Moment noch nicht ein. Mit der dunkelblauen Mütze und der dunkelblauen Windjacke sah er aus, als gehöre er irgendwie zu den Polizeikräften. Wahrscheinlich nahm sie an, sie hätte ihn schon einmal zusammen mit den Detectives gesehen. Ohne dass ihr eingefallen wäre, woher sie sein Gesicht tatsächlich kannte, folgte sie ihm.
    Als sie durch die Haustür traten und er ihr die Hand ins Kreuz legte, fiel es ihr plötzlich ein.
    Aber jetzt war es zu spät. Die Tür hatte sich bereits hinter ihr geschlossen. Was nun folgte, würde dasselbe sein wie bei der Harper-Frau: Lappen aufs Gesicht, zum Einatmen zwingen, ab in den Wagen.
    Aber die hier wehrte sich. Wie eine wütende kleine Katze. Zwei Bilder schlug sie dabei von der Wand, eine kleine chinesische Statue zersprang. Die zierliche Frau ging mit Zähnen, Fingernägeln und Füßen auf ihn los.
    Behutsam betastete er sein Gesicht. Den Kratzer auf der Wange und die Bissspuren am Arm würde man in einer Woche noch sehen. Schlampe.
    Kein Polizist hatte auch nur in seine Richtung geschaut, als er aus der Garage gefahren war. Die zahllosen Abdrücke der Polizeistiefel und die Reifenspuren der Streifenwagen würden seine eigenen Spuren überdecken.
    Während er den Kaffee in sich hineinschüttete, sah er sich im Hauptraum der Hütte um. Er musste sich vorbereiten. Die Polizei hatte sein Haus gefunden und hierher würden sie auch kommen. Genau wie er es haben wollte. Hier draußen, mitten im Wald, war er allein. Die windschiefe Hütte hatte er schon als Kind geliebt und zusammen mit Dave während der Jagdsaison oft Monate hier verbracht. Ganz gleich, ob sie Menschen oder Tieren nachstellten. Hier hatte sein Bruder ihn in seine geheime und ganz besondere Welt eingeführt, was ihm natürlich sehr geschmeichelt hatte. Zusammen hoben sie einen Keller aus, versahen ihn mit Betonwänden und einer schweren Tür, damit sie ihre Frauen darin einsperren konnten.
    Damals war ihm aufgefallen, dass sein Bruder mit den Frauen schlampig und nachlässig umging. Keine Finesse. Kein Gefühl für technische Details. Dave erledigte die Sache nur einfach irgendwie.
    Er hingegen hatte gemerkt, dass Töten so viel mehr sein konnte. Erst der Kick beim Belauern der Beute und während der Jagd – später das Machtgefühl, wenn die Opfer in seiner Hand waren. Auch sich ein Markenzeichen zuzulegen, hatte seinen Reiz. Den Mädchen, die Dave entführte, die Oberschenkel zu brechen, war seine Idee gewesen. Und bei seinen eigenen Morden behielt er das Ritual bei. Einerseits konnte das Opfer dann nicht mehr fliehen, andererseits war der Oberschenkelknochen der längste und einer der stärksten Knochen des menschlichen Körpers. Ihn zu brechen, war ein Ausdruck von Allmacht. Mit zunehmenden Fertigkeiten hatte er ein weiteres Erkennungsmerkmal hinzufügen können, das ihn von nachlässigeren Killern unterschied: Er verwendete Gegenstände aus dem Umfeld der Opfer. Damit zeigte er, dass er sie beobachtet und seine Handlungen exakt geplant hatte. Er lächelte hinter der Kaffeetasse. Seine heutige Perfektion war das Ergebnis jahrelanger Vorarbeit. Die drei letzten Morde waren echte Kunstwerke.
    Dass er das Mädchen aus Mount Junction mit ihrem Wagen in den Fluss geschoben hatte, bedauerte er noch

Weitere Kostenlose Bücher