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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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immer. Das war sein erster Mord ganz ohne David gewesen, und er hatte sich Sorgen wegen der Spuren gemacht. Deshalb hatte er die Leiche loswerden und alle Hinweise beseitigen müssen. Außerdem fehlte ihm im Südosten Oregons ein abgelegener Ort, an dem er jemanden ein paar Tage lang verstecken konnte. Trotz der Eile hatte er immerhin an sein Markenzeichen, die gebrochenen Oberschenkel, gedacht. Dass der Reporter vom
The Oregonian
endlich die richtigen Schlüsse gezogen hatte, war ein später Triumph. Er wollte Anerkennung für seine Arbeit, hatte aber keine Möglichkeit gefunden, damit gefahrlos an die Öffentlichkeit zu gehen.
Danke, Mr Brody.
    Er zog ein Fotoalbum aus dem obersten Fach des Küchenschrankes und blätterte vorsichtig darin. Die Bilder verfärbten sich zunehmend. Seine Lieblingsfotos hatten Eselsohren von den vielenBerührungen im Lauf der Jahre. Eigentlich hatte das Album selbstklebende Seiten, auf denen die Fotos halten sollten. Doch inzwischen musste er sie mit Klebestreifen oder Klebstoff befestigen.
    Mit geschürzten Lippen betrachtete er einen Schnappschuss von Amy Smith auf einem Schwebebalken. Warum er es damals geklaut hatte, wusste er selbst nicht genau. In dem Glauben, die Turnerin sei zu Hause, war er in ihre Wohnung eingebrochen. Aber er hatte sich getäuscht. Das machte ihn wütend. Er wollte sie aus tiefster Seele. Seit er sie auf einer Plakatwand am Highway in Mount Junction zum ersten Mal in dieser herausfordernden Pose gesehen hatte. Von da an war er den Turnerinnen überall hin gefolgt, hatte Amys Namen herausgefunden und wo sie wohnte. Dann war er endlich bei ihr und sie war nicht da. Deshalb hatte er in ihren Sachen gewühlt und sich über die Banalität des Lebens eines College-Girls gewundert. Es gab Poster von Rockbands, billige Stofftiere von irgendwelchen Jahrmärkten, Kleider, Kleider und noch mehr Kleider.
    Die Bilder von Amy, Suzanne und Lacey hatte er sich so intensiv eingeprägt, dass er irgendwann geglaubt hatte, er hätte sie selbst aufgenommen und die lachenden Mädchen wären seine Freundinnen, die für ihn vor der Kamera posierten. In eng anliegenden Trikots, die kaum etwas verhüllten, in Stellungen, die ein ungeheures Gleichgewichtsgefühl und phänomenale Geschmeidigkeit verlangten. Seine Faszination für Turnerinnen rührte aus dieser Zeit. Jahre später hatte er seinen Besuch bei Dave in Oregon so gelegt, dass er mit dem Turnwettkampf in Corvallis zusammenfiel, bei dem auch das Team der Southeast Oregon University antrat. Er hatte seinem Bruder die Bilder gezeigt, eine Turnerin als nächstes Opfer vorgeschlagen, und Dave dafür begeistern können. Das Ergebnis war Suzanne.
    Es hätte auch Lacey sein können.
    Er strich über die raue Wand seines Verstecks. Kein fließendes Wasser. Nur ein einfacher Ofen zum Heizen und Kochen. Und Ruhe. Hier fühlte er sich eins mit der Natur, lebte das Leben eines Siedlers von vor zweihundert Jahren. Jagen. Fallen stellen. Von Generatoren,fertig gekauftem Feuerholz, Gaslampen und Dosenöffnern wollte er nichts wissen.
    Die Polizei hatte nie eine Verbindung zwischen dieser Hütte und seinem Bruder hergestellt. Eigentlich hatte die Bude einem Bekannten seiner Mutter gehört, der den Jungen erlaubte, sie zu benutzen. Vor Jahren hatte er den alten Mann überredet, ihm die Hütte zu verkaufen. Schließlich interessierte sie den Alten schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Zwanzig Jahre lang waren die beiden Brüder die einzigen gewesen, die die Hütte benutzt hatten.
    Inzwischen gehörte sie ihm allein. Auf der Suche nach einem Job oder einem Mann, der sie aushielt, war seine Mutter mit ihm durch sämtliche Staaten des Westens gezogen. Er hatte sich immer nach einem echten Zuhause gesehnt. Das war die Hütte für ihn schließlich geworden. Hier fühlte er sich verwurzelt.
    Obwohl es im Wald recht einsam sein konnte. Er vermisste seinen Bruder, die Gespräche über Fesselspiele, Sexsklavinnen und Waffen. Der Zorn darüber, dass sein Bruder im Gefängnis sterben würde, hatte ihm die Kraft gegeben, sich an denen zu rächen, die ihn in den Knast gebracht hatten. Hier in der Hütte hatte er den perfekten Plan geschmiedet.
    Welche Rolle sein kleiner Bruder beim Tod der College-Girls gespielt hatte, hatte Dave nie jemandem verraten. Auch über Suzannes Schicksal hatte die Polizei nichts gewusst, denn sie war
sein
ganz spezielles Projekt gewesen, nicht Daves. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr hatte er mit der Idee gespielt, sich eine

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