Verdeckt
raue Wand der Hütte. Sie war gleichzeitig erleichtert und tief schockiert. Suzannes Tochter war immer gut aufgehoben gewesen.
Aber wie war Kelly in diese Sache hineingeraten? Und warum hatte ihr Mann Chris sich darauf eingelassen?
Chris musste doch wissen, woher Jessica kam. Lacey schloss die Augen. Sie dachte an das unselige Jahr nach Suzannes Verschwinden.Es war schwer, die wirren Erinnerungen zu ordnen. Lacey hatte damals unter Depressionen gelitten und über längere Zeit starke Medikamente genommen. Das Studium hatte sie für ein Semester unterbrochen, ihre Freunde gemieden. Und Kelly und Chris hatten sich getrennt.
Erst viele Monate später hatten sie sich wieder versöhnt.
Das perfekte Paar hatte schwierige Zeiten hinter sich. Kelly war für eine Weile an die Ostküste gezogen, um Abstand zu gewinnen. Und mit einem Säugling zurückgekehrt. Jessica.
Chris hatte wohl angenommen, Jessica sei sein eigenes Kind. Und Kellys.
Aber es gab immer noch zu viele offene Fragen.
Lacey schlug die Augen auf und sah, wie DeCosta sie musterte. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Anscheinend genoss er ihre Verwirrung und die Tatsache, dass er an ihrem Gesicht ablesen konnte, was in ihr vorging. Sein Blick schien bis tief in ihr gemartertes Herz zu dringen.
»Wusste Kelly alles? Alles über Suzanne? Was Sie ihr angetan haben?«
Sein Gesicht verschloss sich. Er stand auf, trat gegen Laceys gefesselte Knöchel, marschierte aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
Lacey zuckte zusammen. Stechende Schmerzen pulsierten von ihren Fußgelenken aus durch ihre Beine. Auch die Handgelenke in ihrem Schoß pochten. Sie waren noch immer mit denselben aufgequollenen Seilen gefesselt. Nur der orangegoldene Feuerschein beleuchtete den Raum. Lacey schüttelte sich, atmete tief durch und versuchte, sich zu konzentrieren.
Was jetzt?
Was jetzt, fragte sich Mason.
Es war dunkel und in etwa hundert Metern Entfernung versteckte sich in der schwarzen Nacht ein Killer zwischen dichtem Gestrüpp und Felsbrocken in der Größe von Kleinlastern. Und er hatte Dr. Campbell in seiner Gewalt.
Sie mussten sie rausholen, bevor DeCosta sie umbrachte. Wenn er es nicht bereits getan hatte.
Mason zog die Jacke fester um sich, damit die eisigen Graupelkörner ihm nicht in den Kragen sprangen. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Besprechung. Im Schein eines generatorgespeisten Flutlichts lag eine grob gezeichnete Karte der Umgebung auf der Motorhaube eines Trucks. Captain Pattison vom Sondereinsatzkommando des Countys zeigte mit dem Finger auf die Stellen, die er beschrieb. Der Ex-Marine war stets auf jeden erdenklichen Einsatz vorbereitet. Eine kleine Gruppe von Männern in gepanzerten Einsatzanzügen hörte sich seine Erklärungen an. Satellitenbilder der hügeligen Umgebung wurden herumgereicht. Jetzt bei Dunkelheit und unter der dicken Schneedecke sah hier allerdings alles völlig anders aus. Mason warf einen Blick auf einen der Ausdrucke, schüttelte den Kopf und gab ihn weiter. Er fand Pattisons gezeichnete Karte deutlich übersichtlicher. In der Nähe der Hütte hatte der Einsatzleiter drei Stellen mit Kreuzen markiert. Dort sollten sich die Scharfschützen mit ihren Nachtsichtgeräten postieren und das kleine Gebäude im Visier behalten.
»Erst mal lassen wir die Unterhändler ran. Vielleicht können wir die Sache ja unblutig beenden.« Pattison schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste, was uns auf dem Grundstück erwartet. Sie sagen, er ist ein Waffennarr?«
Mason nickte stumm. Das beunruhigende Gefühl, nicht mehr wirklich Herr der Lage zu sein, drückte ihm auf die Brust. Irgendetwas lief hier falsch. Gründlich falsch.
»Hat ein Faible für Sprengstoff«, fügte Ray hinzu.
»Verdammt!« Pattison warf einen Blick in die Runde. »Ist Jensen noch nicht hier? Sonst hat ja keiner Erfahrung mit dem Zeug, oder?« Die Männer schüttelten die Köpfe und verneinten murmelnd die Frage.
»Harper irgendwo gesehen?«, fragte Mason Ray. Die hellen Lichter blendeten ihn. Er blinzelte hinaus in die Nacht.
»Wen?« Pattison unterbrach mit einem unwirschen Blick seine Erklärungen.
Mist. Mason presste die Lippen zusammen. »Zivilperson. Dr. Campbell ist seine Freundin.«
»Und er weiß, dass sie hier ist? Haben Sie ihm das gesagt?«, knurrte Pattison. Auch er schaute sich jetzt aufmerksam um.
»Es ist nicht, wie Sie denken«, murmelte Mason. »Der Mann ist ein Ex-Cop. Der Entführer hat sich Dr. Campbell vor seiner Nase
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