Verdeckt
Robert entgegen, redete ein paar Minuten mit dem Unterhändler und verlangte vier Hamburger Royal und einen großen Becher Chubby-Hubby-Eiscreme. Er behauptete, er habe nichts zu essen und würde möglicherweise zuhören, wenn sein Magen nicht mehr knurrte. Dann legte er grinsend auf.
Er hatte Zeit gewonnen. Die nächstgelegene McDonald’s-Filiale war eine Stunde entfernt.
Nach dem vierten Anruf schaltete er das vibrierende Handy ab. Wenn er alle paar Minuten unterbrochen wurde, konnte er sich nicht konzentrieren. Er würde irgendwann zurückrufen und fragen, wo das Essen blieb. Sie glauben lassen, er wolle verhandeln. So lang sie noch dachten, sie könnten ihn aus der Hütte quatschen, schossen sie nicht auf ihn. Er würde sie hinhalten, bis er bereit war.
Leise öffnete er die Tür zum Zimmer nebenan und sah nach seiner Geisel. Lacey schlief an die Wand gelehnt. Ihr Kopf lag auf den Knien. Richtig heiß sah sie heute nicht aus. Er runzelte die Stirn. Sie war schmutzig, voller Dreckkrusten. Plötzlich fand er sie nicht mehr wirklich attraktiv.
In der Nacht, als sie in dem sexy schwarzen Kleid zu der Wohltätigkeitsveranstaltung gegangen war, hatte sie umwerfend ausgesehen. Und unberührbar. Und er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als sie anzufassen. Er dachte an ihren nackten, geschmeidigen Rücken und spürte eine Regung. Sie brauchte eine Dusche. Das war alles.
Wo war Kelly hin? Er war beinahe überrascht, sie nicht ebenfalls im Hauptraum der Hütte vorzufinden. Auf eins konnte man sich bei ihr nämlich verlassen: Den Menschen, die sie liebte, war sie treu ergeben. Ihrer Tochter zum Beispiel.
Er lächelte grimmig. Langsam dämmerte ihm, warum sie bei ihm aufgetaucht war.
Sie fürchtete, er könnte der ganzen Welt erzählen, wer ihre Tochter war.
Ihre falsche Tochter. Ein paar Worte aus seinem Mund und ihre Ehe verwandelte sich in einen Trümmerhaufen. Wie würde ihrMann reagieren, wenn er erfuhr, dass Jessica nicht sein Kind war? Und auch nicht ihres? War Kelly bereit zu töten, um ihr kleines Familienglück zu schützen? Aber wie? Indem sie ihm eine Taschenlampe über den Schädel zog? Er schüttelte den Kopf. Kelly hatte völlig planlos gehandelt. Sie hätte sich vorher ein paar Gedanken machen sollen.
Reichte Kellys Liebe zu Jessica tatsächlich für einen Mord?
Er runzelte die Stirn. Diese Möglichkeit hatte er nie erwogen. Hätte er nicht sofort daran denken müssen, als er gehört hatte, dass Kelly verschwunden war? Sie wusste, dass er ihr nichts tun würde. Das war er ihr schuldig. Aber anscheinend glaubte sie, dass Jessicas Geheimnis nicht mehr sicher war, wenn die Polizei ihn in die Finger bekam. Kelly wollte sichergehen, dass er nicht reden konnte.
Er schnaubte. Die kleine Kelly glaubte tatsächlich, sie könnte es mit einem Profikiller aufnehmen. Er schüttelte die Gedanken an sie ab und konzentrierte sich stattdessen auf Lacey.
Laceys Haar schimmerte im Licht der Flammen. Obwohl es zerzaust und strähnig war, wollte er mit den Fingern hindurchfahren und spüren, wie es sich anfühlte. Vorhin im Keller hatte er kurz hineingegriffen. Aber das genügte nicht. Er hatte es eilig gehabt und es war dunkel gewesen. Jetzt konnte er sich Zeit lassen und alles an ihr genau erkunden.
Er liebte es, die unterschiedlichsten Materialien zu betasten, ihre Beschaffenheit zu erforschen.
Wie würde es sich anfühlen, wenn er ihr weiches Haar über seine nackten Oberschenkel breitete?
Lautlos schob er sich ins Zimmer. Die Polizei, das Sondereinsatzkommando und seine Pläne zählten jetzt nicht mehr. Er sah nur die Frau, die am Feuer kauerte.
Ihr regelmäßiger, langsamer Atem war außer dem gelegentlichen Knistern und Knacken des Feuers das einzige Geräusch im Raum. Kein Laut von draußen drang herein in seine Welt. Dass vermutlich gerade eine halbe Hundertschaft die Hütte umstellte, interessierte ihn nicht. Es gab nur noch sie und ihn.
Auf dem Weg zu ihr stellte er sich vor, wie sie langsam den Kopf hob und ihn schläfrig anlächelte. Mit vom Schlaf weichen Augen. Sie hatte keine Angst vor ihm. Ein Kribbeln lief ihm vom Rückgrat bis in die Leisten. Er würde sie losbinden. Nur für eine Weile. Und sie würde dankbar sein, so unglaublich dankbar. Sie würde verstehen, dass er ihr nichts tat, solang sie sich fügte.
Abwartend stand er vor Lacey. Er genoss diesen stillen Augenblick. Von jetzt an konnte alles ganz himmlisch werden. Er ging in die Hocke, streckte die Hand nach ihr aus. Lang ließ
Weitere Kostenlose Bücher