Verdeckt
hatte.
»Ja. Den neuen Artikel und den von gestern.«
Jack lehnte sich auf dem Bürosessel zurück, legte das rechte Bein umständlich auf den Schreibtisch und sah sich den Artikel vom Morgen zum fünften Mal an. Er enthielt auch eine Liste mit den Namen und dem Alter aller Opfer.
»Erinnerst du dich überhaupt noch an die Sache von damals?«
»Soll das ein Witz sein?«, fuhr Jack seinen Freund an.
Terry schwieg zwei Sekunden lang. »Entschuldige Mann. Ich hatte den Fall schon fast vergessen und wusste nicht mal mehr, dass das letzte Opfer nie gefunden wurde. Geschweige denn, dass die Turnerin, die gesehen hat, wie ihre Freundin entführt wurde, ganz schön was abbekommen hat. Sie hat dann zwar vor Gericht gegen den Killer ausgesagt, aber ihr Name wurde nie veröffentlicht. So war es doch, oder? Ich war damals längst nicht so nahe an der Sache dran wie du. Verdammt, mir ist fast die Luft weggeblieben, als ich Hillarys Namen in der Liste von Opfern entdeckt habe. Erst in dem Moment ist mir wieder eingefallen, dass du mal mit ihr zusammen warst.«
Jack zog eine Grimasse. Er würde das nie vergessen. Als man Hillarys Leiche gefunden hatte, war er sechs Stunden lang von der Polizei befragt worden. Das war ein ziemlich eindrückliches Erlebnis gewesen. Man hatte ihn zusammen mit ihren anderen Exfreunden vorgeladen, einem erstaunlich großen Personenkreis. Dass sie so viele waren, hatte ihn zwar ein wenig gekränkt, aber vielschlimmer war das Gefühl, plötzlich zu einem Kreis von Mordverdächtigen zu gehören.
Hillary und er hatten sich durch gemeinsame Freunde kennengelernt. Er war gerade mit dem Studium fertig gewesen, sie war im ersten Semester. Ihre Liaison hatte nur ein paar Wochen gedauert. Hillary war hübsch und durchtrainiert – eine Läuferin. Er fand sie attraktiv, aber sie hatten keinerlei Gemeinsamkeiten und trafen sich bald immer seltener. Ein Traumpaar sah anders aus.
Als er erfuhr, dass sie ermordet worden war, hatten sie einander schon monatelang nicht mehr gesehen. Hillary war das zweite Opfer des Killers gewesen.
Er musste ihr Bild aus dem Kopf bekommen. »In dem Artikel stand nichts über Cal Trenton und seine Marke.«
»Die Staatspolizei hat die Informationen über die Marke nicht freigegeben. Die brauchen sie, um die vielen Bekloppten auszusortieren, die anrufen und gestehen, sie hätten das Skelett unters Haus geschoben. Unsere Lokalzeitung hat über den Mord an Trenton berichtet, aber im
The Oregonian
stand nichts davon. Die Presse hat die Verbindung zwischen Trenton und dem Skelett noch nicht spitzgekriegt und wir werden denen ganz sicher nicht auf die Sprünge helfen.«
Jack schwieg.
»Trenton war einer von den Guten«, schob Terry nach.
»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, antwortete Jack.
»Wie lang wart ihr beide als Partner unterwegs? Zwei Jahre? Drei?«
»Zweieinhalb.«
»Er konnte ein Riesenarschloch sein …«
»… aber es ist immer zu deinem Besten.« Jack zitierte Cals Lieblingsspruch mit einem wehmütigen Grinsen. Der gestandene Cop hatte ihm als Neuling im Polizeidienst so manchen Trick beigebracht. Wenn Jack daran dachte, wie Terry ihm Trentons Leiche beschrieben hatte, musste er schlucken.
So etwas hatte der alte Mann nicht verdient. So etwas verdiente niemand. Jack kratzte sich am rechten Bein. Die Haut fühlte sichzu straff an und sie juckte. Wie konnte das sein, wo doch angeblich die Nervenenden zerstört waren? Die alte Narbe machte ihm noch gelegentlich zu schaffen. Vor allem wenn er an die Polizei in Lakefield dachte.
»Ich habe gehört, dass die Spezialistin vom Fundort die anonyme Zeugin von damals sein soll, die in dem Artikel erwähnt wird«, sagte Terry leise.
»Die große Amazone? Die soll früher Turnerin gewesen sein?«
»Quatsch. Doch nicht die Schwarzhaarige. Die kleine Blonde. Diejenige, die rausgefunden hat, von wem die Knochen sind, und dabei fast zusammengeklappt ist. Es heißt, sie sei damals bei Mills’ Entführung dabei gewesen.«
Jack schwang das Bein vom Tisch und setzte sich auf. Was er gerade gehört hatte, musste er erst einmal verdauen. »Du meinst diese Dr. Campbell?« Die Frau war Zeugin der Entführung gewesen und zehn Jahre später bei der Bergung der Überreste des Opfers dabei? »Das kann doch nicht sein. Solche Zufälle gibt es nicht.«
»Wenn ich’s dir doch sage. Ich weiß es aus zwei verschiedenen Quellen. Am Samstag hat sie wohl mit den Detectives darüber gesprochen.«
Jack überflog den Zeitungsartikel
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