Verdeckt
hatten, gehörte Jack Harper.
Und Jack Harper hatte zufällig dabeigestanden, als die Anthropologin mit Trentons Polizeimarke aus dem Zelt gekommen war.
Jack Harper hatte Cal Trentons Marke erkannt.
Er und Trenton waren früher bei der Polizei von Lakefield gemeinsam Streife gefahren.
Mason studierte das farbige Gewirr kreuz und quer verlaufender Pfeile. Nichts ergab einen Sinn.
Warum war der Mord an Cal Trenton absichtlich mit Suzanne Mills’ Knochen verknüpft worden?
Masons Blick hing an dem Namen Lacey Campbell. Er ließ den Bleistift fallen, nahm einen grünen Filzstift, zeichnete einen grün gepunkteten Pfeil von ihr zu Calvin Trenton und begutachtete dann sein Werk. Sein Gefühl sagte ihm, dass es eine Verbindung gab. Nur finden musste er sie noch.
Er würde Dr. Campbell noch einmal befragen.
Masons Magen krampfte sich zusammen. Der gelöste College-Girl-Killer-Fall lag unter dem Staub vieler Jahre begraben. Und jetzt erwachte er plötzlich wieder zum Leben.
Er sah von der Zeichnung zu seinem Partner, der hochkonzentriert auf den Computermonitor starrte. Egal, was Mason jetzt sagte – Ray würde es nicht hören. Wenn er an etwas arbeitete, entwickelte er eine extreme Form von Tunnelblick. Aber verdammt, Ray war gründlich und schlau. Die Nähte seiner Anzugjacke spannten über den breiten Schultern, seine Powerkrawatte war verrutscht – ein klares Zeichen, dass der Fall ihn frustrierte. Ihm erging es nicht anders als Mason.
Mason schaute auf die Uhr. Gleich sieben, und das am Samstagabend. Rays Ehefrau Jill musste eigentlich jeden Augenblick anrufen. Bei Polizisten ging die Arbeit viel zu häufig vor. Doch Ray gelang es, eine gesunde Balance zu halten. Seine Frau und die beiden Kinder waren das Wichtigste in seinem Leben und er sorgte dafür, dass sie es wussten. Insgeheim beneidete Mason ihn um seine Ehe und sein Familienleben. Oft staunte er darüber, wie Ray und Jill jeweils die Sätze des anderen beendeten oder stumm mit den Augen oder ihrer Mimik kommunizierten. Diese Art von Nähe hatte er nie mit einer Frau erlebt. Schon gar nicht mit seiner Ex.
Mason musterte seinen Partner unauffällig. Falls Ray je dahinterkam, was er gerade dachte, würde Jill Wochenende für Wochenende Blind Dates für ihn arrangieren.
Mindestens zweimal im Monat lud sie ihn zum Abendessen ein, aber er lehnte meist ab. Luscos Kids waren noch nicht ganzim Teenageralter, ziemlich cool und für jeden Spaß zu haben. Bei Videospielen verlor er jedes Mal gnadenlos gegen sie. Mason hasste die depressive Stimmung, die ihn jedes Mal befiel, wenn er dieses warme Haus wieder verließ. Immer, wenn er mit Rays Kindern gespielt hatte, vermisste er seinen Sohn Jake noch mehr als sonst. Jake war inzwischen beinahe siebzehn …
Scheiße. Jake war fast achtzehn.
War es tatsächlich schon sieben Jahre her, dass seine Ehe den Bach runtergegangen war? Mason runzelte die Stirn und zählte mit den Fingern nach. Zwar verabredete er sich hin und wieder mit Frauen und hatte auch schon Freundinnen gehabt. Aber es hielt nie lang. Inzwischen war er siebenundvierzig und immer noch Single. Seine Frau … Exfrau … hatte mit ihrem zweiten Mann, einem Wirtschaftsprüfer, noch zwei weitere Kinder bekommen. Jake lebte bei seiner Mutter und seinem Stiefvater. Der Mann machte pünktlich Feierabend, trainierte die Little League und eine Fußballmannschaft und führte ein aktives Sozialleben. Für Mason hatte er stets ein Grinsen und einen herzhaften Händedruck parat.
Mason hasste den Kerl.
Er warf einen Filzstift auf Rays Keyboard. Der Stift klapperte über die Tasten.
»Verdammt. Was soll das?« Ray funkelte ihn an, schnappte sich den Stift und zog durch. Mason wich ihm mühelos aus. Ray war ziemlich berechenbar.
»Geh nach Hause, Ray. Genieß das Abendessen, das deine sexy Frau für dich gekocht hat. Und danach schleifst du sie ins Schlafzimmer und …«
»Halt die Klappe.« Ray warf einen Blick auf die Uhr. »Schon so spät! Mist. Ich muss los.« Ray stand auf und schaufelte seine Unterlagen auf Stapel und in Heftmappen.
Mason rieb sich die Brust. Er sah zu, wie Ray sich in seinen Mantel kämpfte.
»Gehst du nicht nach Hause?« Ray hielt mitten in der Bewegung inne. Sein Arm steckte halb im Ärmel, mit seinen hellen Augen sah er Mason forschend an. Die Brauen bildeten unter dem schmucklosen Militärhaarschnitt eine besorgte Linie.
»Noch nicht. Ich möchte noch etwas fertig machen. Aber dann gehe ich auch.«
Ray schaute weg
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