Verdeckt
Celestes Brauen bildeten sich tiefe Furchen. In ihrem Blick lag Hass.
»Keinen Grund? Mir fallen eine Million Gründe ein, du hinterhältige Schlampe.« Frank hatte das letzte laute Wort, bevor die Tür hinter ihm zuschlug.
Das lebhafte Geschnatter im Laden brach urplötzlich ab. Sämtliche Personen in der Warteschlange, das Personal hinter der Theke und alle Gäste an den Tischen starrten Lacey an.
Lacey schloss die Augen und lauschte auf ihren Herzschlag. Das war nicht allzu schlecht gelaufen.
»Wow. Wer war das denn?«
Jack hatte sie fast vergessen. Noch immer drückte sie seinen Arm fest an ihre Brüste. Sie spürte Jacks Wärme durch ihre Jacke hindurch am Rücken. Verlegen ließ sie den Arm fallen und drehte sich zu ihm um. Sie hätte Jack erlauben sollen, Frank ein bisschen herumzuschubsen. Seinem Gesichtsausdruck nach wäre ihm das ein Vergnügen gewesen. Lacey brachte ein verrutschtes Lächeln zustande und zwang sich, ihm in die forschenden Augen zu sehen.
»
Das
war mein Exmann.«
V IERZEHN
Jack begleitete Lacey wortlos ins Freie. Sie hatten beschlossen, auf den Kaffee zu verzichten. Dabei hatte er das Gefühl, dass ihr das ziemlich schwerfiel.
Sie war verheiratet gewesen. Mit diesem Schleimbeutel.
Wow.
Er schüttelte den Kopf, um die Eifersucht loszuwerden, die ihm die Kehle zuschnürte. Wo kam die denn her? Schließlich bahnte sich zwischen Lacey und ihm doch nichts an.
Überhaupt nichts.
Eigentlich wünschte er sich, dass es mit ihnen weiterging. Der Körper unter der dicken Jacke hatte sich längst in sein Gehirn gebrannt. Zierlich, aber mit Rundungen an den richtigen Stellen. Im gerichtsmedizinischen Institut gestern hatte sie einen kurzärmeligen Laborkittel getragen und es hatte ihn einige Beherrschung gekostet, nicht ständig auf ihre gut definierten Arme zu starren. Als ehemalige Leistungssportlerin achtete sie ganz offensichtlich immer noch darauf, fit und in Form zu bleiben.
Auf dem Weg zu Laceys Wagen dachte er angestrengt nach. In der Innenstadt brannte nur jede zweite Straßenlaterne. Zwischen schummrigen Schatten lagen große, goldene Lichtinseln. Die quirlige Kunstszene hatten sie hinter sich gelassen und befanden sich in einer deutlich ruhigeren Gegend. Die Hände behielt er jetzt bei sich. Laceys steife Haltung signalisierte ihm überdeutlich, dass Anfassen im Moment nicht erlaubt war.
Er hätte gern gewusst, was in ihr vorging. Beim Verlassen des Coffeeshops hatte er den Eindruck gehabt, sie wäre stolz, die Konfrontationmit ihrem Ex ganz gut überstanden zu haben. Doch dann war sie sehr still geworden. Inzwischen strahlte sie sogar so etwas wie angespannte Gereiztheit aus. Jack verzichtete auf jeden Kommentar, von Fragen ganz zu schweigen. Wie die gemeinsame Geschichte der beiden wohl aussah? Vermutlich eher unerfreulich. In aller Freundschaft hatten die beiden sich jedenfalls nicht getrennt.
Lacey blieb vor einem großen Geländewagen stehen und wühlte in ihrer Handtasche nach den Wagenschlüsseln. Jack warf einen verstohlenen Blick auf das schwarze Fahrzeug. Er fragte sich, ob sie wohl übers Lenkrad sehen konnte.
»Das ist ein ziemlich großer Truck.«
Sie fuhr herum. »Wollen Sie mir jetzt einen Vortrag über den CO2-Ausstoß halten? Das können Sie sich sparen, das machen meine Freunde schon andauernd. Aber ich muss irgendwie die Hügel hinaufkommen, wenn es schneit. Und zu den Skipisten.« Ihre Augen funkelten kampflustig.
Jack wich einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. »Ganz cool bleiben. Immer mit der Ruhe. Ich fahre beinahe denselben Wagen. Nur ist meiner ein paar Jahre älter.«
»Sorry. Ich wollte Sie nicht anfahren. Es ist bloß …« Lacey deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Es tut mir leid, dass Sie miterleben mussten, wie er sich mal wieder zum Deppen gemacht hat.«
»Anscheinend ist er ein Naturtalent.«
Das Lächeln, das um ihre Lippen huschte, nahm ihm fast den Atem. Es verwandelte ihr Gesicht komplett. Angestrengt suchte Jack nach einer weiteren lustigen Bemerkung. Dieses Lächeln wollte er unbedingt noch einmal sehen. Frustriert, weil ihm nichts einfiel, ging er um sie herum und lehnte sich lässig an die Tür des Geländewagens. Innerlich war er alles andere als entspannt. Jeder Nerv seiner Haut befand sich in erhöhter Alarmbereitschaft. Jede seiner Zellen war auf Empfang geschaltet und versuchte die Schwingungen der Frau aufzunehmen, die vor ihm stand. Er fühlte sich, als würde das Koffein mehrerer
Weitere Kostenlose Bücher