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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Schaulustige auf die Straße. Er zitterte. Immer wieder fielen Schneeschauer aus den grauen Wolken. Doch vor allem der eisige Wind machte der neugierigen Meute zu schaffen.
    Er wandte sich an die Frau neben ihm. Sie trug eine signalrote wollene Jagdmütze, war groß, aber vom Alter gebeugt. Das Treiben auf der Straße beobachtete sie mit lebhaftem Interesse. Die Mützenoma brabbelte aufgeregt in ihr Handy. Dabei betonte sie fortwährend, wie erstaunt sie sei, dass direkt gegenüber ein Mord passiert war.
    »Haben Sie den Verstorbenen gekannt?« Er mochte das Wort Verstorbener. Es klang so professionell. Laut dem gefälschten Namensschild an seiner Jacke hieß er Jeff Thomas und schrieb für das Wochenblatt
Portland Tribune
. Er lächelte sie aufmunternd an.
    Irritiert über die Störung runzelte die Frau die Stirn. Doch als sie seine Requisiten, den gezückten Stift und den Notizblock, bemerkte, wurden ihre Augen gierig. Sie schmolz unter seinem interessierten Blick.
    »Ich muss Schluss machen, Shirl. Die Presse will mit mir sprechen.« Sie steckte das Handy in die Tasche des Nickibademantels, den sie unter der dicken Skijacke trug und wandte ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu.
    »Kannten Sie Richard Buck persönlich?«, fragte er zum zweiten Mal. Er registrierte das begeisterte Funkeln in den Augen der Frau. Es gab nichts Schöneres als Tratsch. Wie nett er doch sein konnte. Eigentlich hatte er für die Freude, die er dieser betagten Mitbürgerin bescherte, eine Auszeichnung verdient.
    »Ja, natürlich. Ich wohne schließlich seit Jahren direkt gegenüber.« Sie zeigte auf eine Minivilla, in deren Vorgarten sage und schreibe sieben Vogeltränken standen. Blinzelnd stellte er fest, dass jede einzelne vom Schnee befreit und mit frischem Wasser gefüllt war. Wie schaffte sie es, dass die Dinger nicht zufroren? An zahllosen Zweigen ihrer Birken baumelten bunte Futterspender.
    Die Frau bemerkte seinen Blick. »Jemand muss sie doch füttern, wenn es schneit. Wissen Sie, nicht alle Vögel fliegen im Winter in den Süden«, sagte sie spitz.
    Er bezweifelte, dass sie die Futterspender im Sommer abnahm.
    Ihre vornehmen Nachbarn liebten sie sicher heiß und innig. Ganz offensichtlich hatte das Eigentümer-Komitee des Viertels vergessen, eine Klausel über Futterspender und Kitsch im Vorgarten in die Statuten zu schreiben.
    Er zeigte ihr beim Lächeln seine perfekten Zähne. »Was Sie da tun, ist wirklich lobenswert. Ist Ihnen in den letzten zwölf Stunden irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Ach? Ist es vor zwölf Stunden passiert?«
    Der Ausrutscher nahm ihm eine Sekunde lang den Atem. »Ich habe zufällig aufgeschnappt, wie ein Cop diesen Zeitraum erwähnte.« Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, ob das stimmt.«
Oh doch. Die hatte er.
    »Nein. Ich habe nichts mitbekommen. Irgendwann heute Morgen hat ein UPS-Mann geklingelt. Er hat ein Päckchen vor die Haustür gelegt und ist wieder gegangen.« Sie zeigte über die Straße auf die Villa, um die die Cops herumwuselten. Das UPS-Paket lehnte noch immer neben der Tür. In der Nähe standen zwei Bullen in Zivil mit angespannten Gesichtern. Heftig diskutierend zeigten sie auf das Päckchen.
    Er erinnerte sich daran, die Türglocke gehört zu haben. Ganz kurz hatte sie ihn aufgeschreckt. Dann hatte er durch die Jalousien im Obergeschoss gespäht, einen der üblichen braunen Lieferwagen gesehen, und den Fahrer, der bereits wieder durch die Eiseskälte zu seinem Fahrzeug zurückjoggte. Er hatte seine Arbeit zu Ende gebracht und war Minuten später aus dem Haus verschwunden.
    Seine Quelle plapperte unbefangen weiter. »Buck hatte im Lauf der Jahre ein paar spektakuläre Fälle. In Corvallis hat er damals den Serienkiller verteidigt, der die College-Studentinnen umgebracht hat. Mit Erfolg, finde ich: Dieses Monster landete lebenslang im Knast.« Sie lachte gackernd.
    Bei genauerem Hinsehen erkannte er die beiden Zivilbullen wieder. An den zwei vorigen Tatorten hatte er sie ebenfalls gesehen. Er nahm sich vor, ihre Namen herauszufinden und ihnen als Dank für ihre harte Arbeit ein Geschenk zukommen zu lassen. Wie es sich für einen guten Bürger gehörte. Die Polizei erfuhr viel zu wenig Wertschätzung.
    »Soweit ich gehört habe, waren Bucks Beine gebrochen. Genau wie bei dem alten Cop vor ein paar Tagen und bei dem ermordeten Staatsanwalt, der damals auch mit dem Serienkiller-Fall zu tun hatte.« Die Frau rückte näher, versicherte sich mit hektischen Blicken, dass sie

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