Verdeckt
gefunden.«
Lacey lachte. Michael hatte recht. Ihre Mutter hatte für glamouröse Wohltätigkeitsveranstaltungen nie viel übrig gehabt. Die Erinnerung an die wunderbare Frau ließ ihr Lächeln ein wenig zusammenfallen.
»Möchtest du gehen?«
Laceys Kinn schoss in die Höhe.
»Nein. Auf gar keinen Fall.«
»Okay.« Michael starrte über ihre Schulter. »Aber dann machst du jetzt besser ein glückliches Gesicht.«
»Warum das denn?«
»Darf ich um diesen Tanz mit Lacey bitten?«, sagte eine bekannte, tiefe Stimme direkt hinter ihr.
Lacey blieben stehen. Sie spürte Jacks Wärme wie Hitzestrahlen an ihrem nackten Rücken. Ein wenig beklommen drehte sie sich um und schaute die Hitzequelle an. Jack sah nicht sie an, sondern ihren Tanzpartner. Und das nicht eben freundlich. »Kein Problem.«
Und schon hatte Jack sie im Arm. Er zog sie enger an sich als Michael und hielt sie fester. Sein Griff sagte »du gehörst mir«, die Berührung seiner Hand versengte ihren Rücken. Eine halbe Minute lang war Lacey sprachlos.
»Gefällt dir die Party?« Etwas Besseres fiel ihr im Augenblick nicht ein. Sie sah ihn an und fühlte sich in der Intensität seines Blickes gefangen. Siedend heiß, stahlgrau.
»Jetzt ja.«
Sie blinzelte, fixierte seinen obersten Hemdknopf und dachte an die harten Worte, die sie ihm zum Abschied an den Kopf geworfen hatte. Sie taten ihr ein bisschen leid, aber er bot ihr gerade einen Olivenzweig an.
»Vor den Augen deiner Begleiterin mit mir zu flirten, ist aber nicht sehr galant«, stellte sie fest. Sie empfand eine Spur Mitleid mit der Frau.
Eine extrem winzige Spur.
Er sagte nichts, doch um seine Lippen spielte das hintersinnigste Grinsen, das sie je bei ihm gesehen hatte.
Als sie stehenblieb, wurde das Grinsen noch breiter.
»Was ist denn los?
Was ist denn so lustig?
«
»Meine Schwester möchte gern wissen, wo du dein Kleid gekauft hast.«
»Deine … Wer?«, fiepte Lacey.
»Meine Schwester«, antwortete er lässig. »Das Kleid gefällt ihr.« Jacks Augen blitzten. »Mir übrigens auch. Sehr.« Er machte einen winzigen Schritt von ihr weg und musterte sie provokativ von oben bis unten.
Lacey rückte näher, um diese Inspektion zu unterbinden und hob die Nase. »Bei Saks«, antwortete sie spitz. Michael konnte sich auf etwas gefasst machen. Dass die Frau Jacks Schwester war, hatte er ihr absichtlich verschwiegen.
Jack warf lachend den Kopf zurück. Die Blicke der anderen Paare auf der Tanzfläche prallten an ihm ab. Noch immer lachend schwenkte er Lacey im Kreis und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Ihr Herz machte einen Sprung.
Melody hob eine perfekt gestylte Braue. So sah sie ihren Bruder nur selten lachen. Er kannte die Frau. Warum hatte er ihr nicht geantwortet, als sie ihn nach der Blonden gefragt hatte? Ihr Blick wanderte über das rückenfreie Kleid. So etwas hätte sie nie tragen können. Zu viele Muttermale sprenkelten ihren Rücken. Die größten hatte sie zwar entfernen lassen, aber die übrigen fand sie immer noch unattraktiv.
Melody nahm eine Frau aus dem Organisationskomitee am Arm, die gerade vorbeigehen wollte. »Sheila, mit wem tanzt mein Bruder da gerade?« Die diamantenbehängte Dame blieb stehen und fixierte Jack.
»Keine Ahnung.« Sheila wedelte wegwerfend mit der Hand. »Nie gesehen. Ach. Augenblick.« Sie kniff die Augen zusammen und musterte Lacey.
»Ich glaube, das ist Dr. Campbell. Ihr Vorname fällt mir gerade nicht ein. Irgendwas mit Mode.«
Dr. Campbell? Diese zarte Frau hatte einen Doktortitel?
»Sie hat einen Doktor in Mode? In Textildesign vielleicht?« Melody starrte Sheila an.
»Nein, nein.« Sheila betastete ihren mit Highlights durchsetzten Bananenknoten. Der Blick, mit dem sie Jack musterte, versetzte Melody in den Wachsame-Schwester-Modus. »Sie ist Zahnärztin. Aber an den Vornamen erinnere ich mich nicht. So was wie Calico oder Indigo. Du weißt schon, etwas Ausgefallenes.« Sie schnippte mit den Fingern. »Ich hab’s. Lacey. Lacey Campbell. Ihr Vater ist Gerichtsmediziner. Ein ganz hohes Tier. Ihn habe ich vorhin auch schon gesehen.«
Melody sah zu, wie die geschiedene Frau davonschwirrte – vermutlich auf der Suche nach James Campbell. Wenn man auf etwasältere Männer stand, war er keine schlechte Partie. Gutaussehend, wohlhabend, verwitwet. Selbst Melody hatte schon den einen oder anderen Gedanken an ihn verschwendet, war dann allerdings zu dem Schluss gekommen, der Altersunterschied sei zu groß. Aber Sheila war zehn
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