Verdeckt
Jahre älter als sie.
Mindestens.
Melody staunte, als ihr Bruder die Blondine plötzlich auf die Stirn küsste. Hmm. Zärtlichkeiten in aller Öffentlichkeit waren normalerweise nicht sein Stil. Eine Zahnärztin? Das erklärte zwar, warum die Frau heute Abend hier war – aber nicht, weshalb Jack die Augen und Hände nicht von ihr lassen konnte. Hatte ihr kleiner Bruder endlich die Richtige gefunden? Mit leicht schräg gelegtem Kopf studierte Melody das Paar. Die beiden sahen wirklich glücklich aus, wie sie so miteinander tanzten. Melody fing Jacks Blick auf und hob diskret den Daumen. Als Antwort strahlte er übers ganze Gesicht.
Lacey schmiegte lächelnd die Schläfe an Jacks Jackett. Er roch so gut. So männlich und warm. Seine Hand glitt an ihrem Rücken nach oben und dann wieder hinab. Liegen blieb sie schließlich ein Stück weiter unten als zuvor. Noch ein klein bisschen tiefer und er würde merken, dass sie unter dem Kleid nichts anhatte. Das war einfach nicht möglich gewesen. Jedes Wäschestück zeichnete sich ab oder lugte aus dem tiefen Rückendekolletee. Das Kleid hatte zwar eine eingearbeitete Korsage, aber weiter unten war nichts.
Als die Musik langsamer wurde, zog Jack sie enger an sich. Lacey schloss die Augen und genoss das Gefühl beschützt zu werden und geborgen zu sein. Die Musik war wunderschön, der Mann ein Traum und sie so glücklich wie lang nicht mehr. Vielleicht war das ja der Anfang einer wirklich guten Sache.
Die Hand auf ihrer Schulter riss sie jäh von ihrer Wolke. Michael.
»Lace. Kann ich bitte kurz stören?«
»Jetzt nicht«, knurrte Jack.
Michaels Schultern zuckten zurück, trotzdem beugte er sich näher zu Jacks Gesicht. »Es ist aber
jetzt
wichtig.«
Lacey fürchtete, einer der beiden gereizten Männer würde demnächst zu einem Faustschlag ausholen. Sie machte sich von Jack los und schob Michael einen Schritt zurück. »Reißt euch zusammen. Dem nächsten von euch beiden Neandertalern, der hier knurrt, ramme ich den Absatz in den Fuß.« Lacey funkelte Michael mit verschränkten Armen an. »Was ist denn so wichtig, dass es keine Sekunde länger warten kann?«
Michael holte tief Luft. »Ich muss dir sagen, was ich in Mount Junction herausgefunden habe.«
»Ach?« Das nahm sie ihm nicht ab. »Warum hast du mir das nicht auf dem Weg hierher erzählt? Als ich dich danach gefragt habe, bist du ausgewichen.«
»Ich habe gerade den Anruf bekommen, auf den ich gewartet habe.«
»Hier? Jetzt?«
Michael nickte. »Ich konnte die Polizei dort überreden, sich ein paar ältere Fälle noch einmal anzusehen. Als ich denen sagte, dass ich glaube, Amys Tod …«
»Um wen geht es?«, fragte Jack dazwischen.
Lacey bat ihn mit einer Geste zu schweigen. »Moment, bitte.« Sie war ganz Ohr. »Was haben sie gesagt?«
»Es war nicht leicht, sie zu überzeugen. Aber ich habe noch zwei weitere Todesfälle in der Gegend dort recherchiert, die eigentlich als Unfälle galten. Die Opfer waren blonde Frauen und beide wurden mit gebrochenen Oberschenkeln gefunden. Man nahm an, das wären Unfallfolgen. Bei Amy hieß es zum Beispiel, es könnten die Felsen im Flussbett gewesen sein oder es sei beim Aufprall des Wagens passiert.«
»Wovon zum Teufel reden Sie da eigentlich?« Jacks Ton klang frustriert.
»Es geht um eine meiner früheren Mannschaftskameradinnen.« Lacey hob instinktiv die Hand, um Jack daran zu hindern, näher an Michael heranzurücken. »Sie starb durch ein Unglück. Sie ist mit ihrem Wagen in einen reißenden Fluss in der Nähe von Mount Junction gefahren. Aber Michael glaubt nicht an einen Unfall.«Laceys Worte kamen nur langsam. Es fiel ihr schwer, sie auszusprechen, und noch schwerer, sie zu glauben.
»Und jetzt meint die Polizei, es gäbe noch mehr Morde wie den an Suzanne Mills? In Mount Junction?«, fragte Jack fassungslos.
»Ja. Fahren Sie nicht auch gelegentlich dorthin, Jack?« Jack hechtete auf Michael zu, aber Lacey schob sich zwischen die Männer und verstellte ihm den Weg. »Schluss jetzt! Hört auf! Alle beide. Und du Michael, spar dir die Sprüche. Das ist nicht lustig.«
Jacks gemurmelte abfällige Bemerkung bezüglich Michaels Abstammung ignorierte sie. »Er hat ein Apartment in Mount Junction, Lace. Im Skigebiet.«
»Wie bitte?« Ihr Magen zog sich zusammen, als sie verstand, was Michael ihr damit sagen wollte. Das war wirklich komplett daneben.
»Jack. Er besitzt eine Wohnung im Skigebiet. Sie gehört seiner Familie seit zwei Jahrzehnten. Direkt an
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