Verdeckt
als mit jeder anderen Frau im ganzen letzten Jahr.«
»Wie bitte?« Sie blinzelte.
Jack zuckte die Schultern. »Er lebt ziemlich zurückgezogen. Alex war früher U.S. Marshal, aber den Job macht er schon eine ganze Weile nicht mehr. Alle vier Wochen schleppe ich ihn auf ein Bier und ein Spiel aus dem Haus.«
»Nicht verheiratet?«
»Geschieden. Alex hat sein Bestes getan. Aber nach dem Tod seines Bruders wurde einfach alles zu viel.«
»Sein Bruder ist gestorben? Ist er das?« Lacey zeigte auf das Foto und Jack nickte.
»Er war geistig behindert. Ist ertrunken. Genauer gesagt – einer seiner Betreuer hat ihn ermordet.«
»Oh Scheiße.« Lacey konnte sich so etwas kaum vorstellen. »Dein Freund wirkt so …«
»Still? Verschlossen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Unglücklich.«
Jack dachte an Alex’ kühle Augen. »So ist er, seit sein Bruder gestorben ist. Seit damals ist er nicht mehr der Alte. Das ist nun schon ein paar Jahre her.«
Lacey konnte sich nicht von den Bildern am Kühlschrank lösen. Lang schaute sie ein Foto an, das Alex und Jack gemeinsam zeigte.
»Komm, wir suchen dein Zimmer.«
Sie folgte Jack den Flur entlang. Hinter der ersten Tür rechts fanden sie den blau gestrichenen Raum.
Jack ließ die Macy’s-Tüte zu Boden fallen, plumpste auf eines der beiden Betten und dehnte seinen Rücken. Er war schon den ganzen Tag komplett verspannt. Jetzt endlich entknotete sich sein Rückgrat ein wenig. »Alex hat eine topmoderne Alarmanlage und vermutlich in jeder Schublade eine Knarre. Dieses Haus ist eine Festung. Er ist immer auf alles vorbereitet.«
»Wie ein echter Pfadfinder.« Lacey setzte sich an einen schmalen Schreibtisch und linste vorsichtig in die oberste Schublade. »Sieht aus, als hätte er eine Schublade vergessen.«
Jack war froh über den kleinen Scherz.
»Hier bist du sicher. Nur Callahan weiß, wo wir sind. Musst du morgen an der Fakultät unterrichten?«
Lacey schüttelte den Kopf. »Aber ich habe einen Fall, den ich schnell zu Ende bringen muss.«
»Einen Fall?«
»Im Leichenhaus liegt ein unidentifizierter Toter. Die Zähne habe ich bereits untersucht und geröntgt. Morgen müssten die zahnmedizinischen Unterlagen für den Vergleich eintreffen. Die muss ich mir ansehen und meinen Bericht fertig schreiben.«
»Und wie oft machst du so was?«
»Ein paarmal im Monat. Es gibt noch einige andere Zahnspezialisten, die das gerichtsmedizinische Institut anfordern kann.«
»Und was ist das für ein Gefühl, wenn du so einen Fall untersuchst?« Jack legte die Unterarme auf die Oberschenkel und sah sie aufmerksam an. Er betrachtete ihr Gesicht. Ihm gefiel, wie ihr seidiges Haar ihre Augen umrahmte. Sie hatten ein paar Hygieneartikel gekauft, doch an den Regalen mit dem Schminkzeug hatte Lacey sich nicht aufhalten wollen. Der ungeschminkte natürliche Look passte perfekt zu ihr.
Er atmete langsam durch. In den Jeans heute gefiel sie ihm mindestens so gut wie gestern Abend in dem schwarzen Kleid.
»Ich mache das gern. Es ist ein gutes Gefühl, beim Lösen eines Rätsels zu helfen, den Angehörigen Gewissheit zu verschaffen.« Ihre Lippen wurden schmal und Jack wusste, dass sie an Suzanne dachte.
Er betrachtete seine Hände. »Was glaubst du – wer steckt hinter dieser Sache? Wer hat die Männer umgebracht und beobachtet dich?«
Lacey ließ sich mit der Antwort Zeit. »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Ich habe mir das Hirn zermartert, habe nachts wach gelegen und nach dem fehlenden Teil in diesem Puzzle gesucht. Wer könnte Rache für DeCosta wollen?«
»Du glaubst, es hat etwas mit Rache zu tun?«
»Du nicht? Warum sollte der Mörder sonst die Leute umbringen, die daran beteiligt waren, DeCosta in den Knast zu bringen?«
»Und wenn die Polizei damals den Falschen geschnappt hat? DeCosta hat Suzanne vielleicht verschleppt. Aber getötet hat sie anscheinend ein anderer. Ich glaube, dieser zweite Täter steckt hinter den Morden von damals und hinter den Morden heute. Es gibt einfach zu viele Übereinstimmungen.«
»Nein. Die haben damals schon den Richtigen verurteilt.« Lacey fing an, in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen.
Jack konnte die Augen kaum von ihrem Hinterteil in den eng anliegenden Jeans lassen, dabei wollte er sich eigentlich auf das Gespräch konzentrieren. Lacey war eine Ablenkung auf zwei Beinen – in verwaschenen Jeans und süßen Cowboystiefeln. »Außer den gebrochenen Beinen gibt es keine Gemeinsamkeit. DeCosta hatte es auf
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