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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Jack versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schockiert er war. Falls er je eine Tochter hatte, würde sie während der Collegezeit zu Hause wohnen. Bei ihrem Leibwächter.
    »Aus heutiger Sicht gebe ich dir recht. Aber damals fanden wir das vor allem lästig und manchmal ein bisschen witzig. Eine Gefahr sahen wir darin nicht, und niemand kam auf die Idee, Amykönnte durch ein Verbrechen gestorben sein. Für uns war das ein tragischer Unfall.«
    »Weißt du noch, ob sie sich über einen Verfolger beklagt hat?«
    Lacey dachte kurz nach. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich erinnere mich an nichts in der Art. Außerdem war Amy ein paar Jahre älter als ich und ein paar Semester über mir.«
    »Was könnte DeCosta damals nach Mount Junction geführt haben?« Jack dachte laut vor sich hin. »Und warum wurde ausgerechnet der Mord an Amy als Unfall getarnt? Michael hat doch gesagt, es gebe ähnliche Fälle, bei denen erst Monate nach dem Verschwinden einer Person ihre Leiche aufgetaucht sei. Aber hier sind die Opfer immer sehr schnell gefunden worden. Außer Suzanne. Das stimmt doch. Oder?«
    Lacey schluckte und nickte.
    »Ihr wart wirklich gute Freundinnen«, sagte Jack leise. Er hatte den gequälten Ausdruck in ihren Augen bemerkt.
    »Ja. Wir haben uns vom ersten Augenblick an prima verstanden. Hast du schon mal jemanden getroffen und sofort gewusst, dass ihr zusammenpasst?«
    Sie ließ ihm keine Zeit für eine Antwort. Jack dachte an den Funken, der bei der ersten Berührung zwischen ihm und Lacey übergesprungen war.
    »Wir haben alles zusammen gemacht. Gelernt, trainiert. Wir waren etwa gleich groß und haben uns gegenseitig Klamotten und Schuhe ausgeliehen. In den Sommerferien wohnten wir abwechselnd bei ihren Eltern und bei meinen. Wie Schwestern.«
    Dass die Freundschaft so eng gewesen war, hatte Jack nicht geahnt. Er runzelte die Stirn.
    »Wie bist du mit ihrem Tod klargekommen?«
    »Schlecht.«
    Mehr sagte sie nicht. Seinem Blick wich sie aus.
    Schließlich sprach sie mit belegter Stimme weiter. »Ich hatte Depressionen. Und zwar jahrelang. Ständig grübelte ich darüber nach, was sie wohl durchmachen musste. Ich weiß nicht, was ichohne Frank gemacht hätte … Er war damals meine wichtigste Stütze. Ohne ihn hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft.«
    »Wie meinst du das?« Jack war nicht sicher, ob er die Antwort tatsächlich hören wollte. Gleichzeitig wollte er die Dämonen kennen, mit denen sie sich herumschlug. Ihn interessierte alles, was sie erlebt hatte und womit sie lebte. Erfreuliches und Schlimmes.
    »Nach Suzannes Verschwinden war ich immer wieder in psychiatrischer Behandlung. Die Schulgefühle konnten so übermächtig werden …« Sie wandte sich ab und starrte schweigend die lilafarbenen Vorhänge an.
    Ihm war klar, dass sie an Selbstmord gedacht, vielleicht sogar kurz davon gestanden hatte. Manchmal schien es schwerer, sich selbst zu verzeihen und weiterzuleben, als zu sterben. »Und ich habe dich fast genötigt, dir die DVD noch einmal anzusehen.« Jack schlug sich mit der Hand an die Stirn. Er fühlte sich schäbig. »Das tut mir ehrlich leid. Das Video muss grauenhaft für dich gewesen sein.«
    Er würde seine Kopie vernichten. Als er sich das Gesicht rieb, spürte er die rauen Stoppeln. Er hatte noch keine Zeit gehabt, sich zu rasieren.
    Ohne ihm zu antworten, setzte Lacey sich an den Schreibtisch und betrachtete den Computer. Jack ließ sie nicht aus den Augen. Er wollte sie haben und er wollte sie beschützen. Seine Hormone liefen Amok. Er krallte die Finger in die Matratze.
    Mühsam riss er den Blick von Lacey los, stand auf und sah nach, wohin die zweite Tür des Zimmers führte. Er musste sich irgendwie beschäftigen, irgendwie die Spannung durchbrechen, die die Luft zum Knistern brachte. Im Augenblick hatte das weniger mit sexuellem Verlangen zu tun als mit Intimität. Ein Mensch hatte dem anderen einen Einblick in seine Seele gewährt und der andere half ihm nun, seine Last zu tragen. Für Jack war das ein viel intimerer Akt als der eine Kuss, und es berührte ihn tief, verwirrte ihn. Lacey hatte ihm gerade etwas sehr Schlimmes und Persönliches anvertraut und er wollte sie auf das schmale Bett werfen, sie mit seinem Mund und seinem Körper trösten.
    Die Tür führte zu dem Badezimmer, das Alex erwähnt hatte. Im Bad gab es noch eine zweite Tür. Vielleicht zu Alex’ eigenem Zimmer? Jack verschränkte die Arme und schob eine Hand unter jeden Bizeps. Er würde Lacey

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