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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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nicht gefragt, ob er gut ist. Ich habe gefragt, welche Erfahrung er hat.«
    »Keine. Soweit ich weiß.«
    »Er hat nie drüben in Mere gearbeitet? Oder unten bei Wincanton? In Gillingham? Hübsches Haus. Gehört einer Familie. Costello heißen die Leute. Das sind die da am Ende.«
    »Costello? Da klingelt nichts. Ich schwör’s.«
    »Sehen Sie sich den Mann links an.«
    »Den schwarzen Typen?«
    »Er arbeitet in einer Autohandlung am Cribbs Causeway – bei BMW . Klingelt’s da? Wo Ted doch so auf Autos versessen ist?«
    »Nein.«
    »Der Mann heißt Damien Graham.«
    Moon starrte das Foto an und schüttelte den Kopf. Dann deutete er auf Jonathan Bradleys Gesicht. »Der da.«
    »Ja?«
    »Der Pastor.«
    »Den kannten Sie?«
    »Nein. Ich hab ihn in den Nachrichten gesehen.«
    »Ted kannte ihn auch nicht?«
    »Woher, zum Teufel, soll Ted so jemanden kennen?«
    »Bevor Mr. Bradley Pastor wurde, war er Schulleiter. In St. Dominic’s School. Hatte Ted irgendwelche Verbindungen zu der Gegend?«
    »Ich sage doch, er steht nicht auf Kinder. Er lungert nicht vor Schulen herum.«
    »Was ist mit Farrington Gurney? Radstock? Wieso fühlt er sich da so zu Hause? Er kennt die Landstraßen da draußen wie seine Westentasche.«
    »Ted würde sich in Farrington Gurney nicht auskennen. Liegt doch am Arsch der Mendips, oder?«
    Caffery drehte sich zu Ted Moons Foto um, starrte ihm in die Augen, um dort irgendetwas zu finden. »Sehen Sie sich die Bilder noch einmal an, Mr. Moon. Konzentrieren Sie sich, strengen Sie sich an. Fällt Ihnen irgendetwas ein? Irgendetwas? Sie brauchen sich nicht albern vorzukommen. Sagen Sie es einfach.«
    »Nein, ich sage doch, da ist nichts. Ich versuche ja, Ihnen zu helfen.«
    Caffery warf die Büroklammer auf den Tisch und stand auf. Er hatte Magenschmerzen von dem ganzen Junkfood, das er heruntergeschlungen hatte. Das war die Stelle, an der solche Fälle einen immer erwischten: am Magen. Er ging zum Fenster und öffnete es, blieb einen Moment, die Hände an den Rahmen gelegt, dort stehen und ließ sich die kalte Luft ins Gesicht wehen.
    »Okay. Jetzt möchte ich, dass Sie einmal ganz unvoreingenommen sind, Mr. Moon. Ich muss Sie bitten, ganz tief zu graben.« Er drehte sich um und ging zum Whiteboard, zog die Kappe von einem Filzmarker und legte ihn an Janice Costellos Namen. Langsam zog er eine Linie von ihr hinüber zu Rose Bradley. »Sehen Sie sich die Frauen an: Simone Blunt, Janice Costello, Lorna Graham, Rose Bradley. Und jetzt gebe ich Ihnen eine schwierige Aufgabe. Denken Sie an Ihre Frau.«
    »An Sonja?« Aus Moons Kehle kam ein leises Geräusch. »Was ist mit ihr?«
    »Gibt es an diesen Frauen irgendetwas, das Sie an sie erinnert?«
    »Soll das ein Witz sein?« Moon war fassungslos. »Das ist ein Witz.«
    »Ich bitte Sie nur, ganz unvoreingenommen hinzuschauen. Und mir zu helfen.«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen. Keine von denen sieht aus wie Sonja.«
    Peter Moon hatte natürlich recht. Wenn Caffery jemals nach Strohhalmen gegriffen hatte, dann jetzt. Die Frauen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Janice Costello mit ihrem frischen Gesicht wirkte unkompliziert und nett. Rose Bradley war fünfzehn Jahre älter und zwölf Kilo schwerer und hatte eine ganz andere Haut- und Haarfarbe. Die äußerst gepflegte Simone wirkte allerdings wie eine elegante, blonde Version von Janice. Aber Lorna Graham, die Einzige, die er nicht kennengelernt hatte, war schwarz und sah mit ihren lackierten Nägeln und den Haarverlängerungen aus, als wäre sie eine R & B-Musiker-Braut.
    Dann also die Ehemänner. War etwas mit den Ehemännern? Er drückte den Filzmarker neben Cory Costellos Namen. Zu gern würde er wissen, was sich zwischen Janice Costello und Paul Prody an dem Abend abgespielt hatte, als Moon dort eingedrungen war. Aber das würde er wahrscheinlich nie erfahren. Vielleicht stand es ihm auch nicht zu, sauer auf Prody zu sein. Aber dass Cory Costello es mit Prodys Frau trieb? Komischer Typ, dieser Prody, fand er. Verschlossen. Wenn man so mit ihm redete, käme man nie auf die Idee, dass er überhaupt Familie hatte. Er wandte sich noch einmal Corys Bild zu, betrachtete es, starrte in seine Augen. Affären , dachte er. »Mr. Moon?«
    »Was?«
    »Sagen Sie – und ich garantiere Ihnen, es bleibt hundertprozentig unter uns: Hatten Sie jemals eine Affäre? Als Sonja noch lebte?«
    »Du lieber Himmel. Nein. Selbstverständlich nicht.«
    »Selbstverständlich nicht?« Caffery hob eine Braue. Die

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