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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Sie hatten nichts mit Sharons Mutter zu tun, nein? Nicht mal beiläufig?«
    Peter Moon öffnete den Mund, klappte ihn zu und öffnete ihn wieder. Sein Gesicht straffte sich, und er schob den Kopf vor wie eine Echse, als wollte er eine Verspannung im Nacken lösen. »Ich glaube, ich höre nicht richtig. Was haben Sie gesagt?«
    »Ich wollte wissen, ob Sie etwas mit Sharons Mutter zu tun hatten. Bevor Sharon ermordet wurde.«
    »Wissen Sie was?« Er schloss für einen Augenblick den Mund, als hätte er Mühe, sich im Zaum zu halten. »Sie haben keine Ahnung – keine Ahnung –, wie gern ich Ihnen für diese Frage eins aufs Maul geben würde.«
    Caffery zog erneut die Braue hoch. »Ich versuche nur, einen Zusammenhang herzustellen, Mr. Moon.« Er schob die Kappe auf den Stift und warf ihn auf den Tisch. »Ich versuche immer noch herauszufinden, was diese Familien miteinander verbindet. Die Macys und diese Leute.«
    »Die Macys? Die beschissenen Macys ? Nichts von all dem hat irgendwas mit der Familie Macy zu tun. Ted hat Sharon nicht wegen ihrer beschissenen Eltern umgebracht.«
    »Doch, das hat er.«
    »Nein! Fuck , das hat er nicht! Er hat es wegen des Brandes getan. Wegen dem, was sie Sonja angetan hat.«
    »Was hat Sharon Ihrer Frau angetan?«
    Moons Blick ging von Caffery zu Turner und wieder zurück. » Fuck , Sie haben keine Ahnung, was? Es war Sharon. Sharon war die verdammte Brandstifterin, dieses kleine Dreckstück. Sagen Sie mir, dass Sie wenigstens das wissen.«
    Caffery sah Turner an. Der schüttelte langsam den Kopf. Die Berichte aus der psychiatrischen Klinik und der Entlassungsbericht des Bewährungshelfers befanden sich nicht bei den Unterlagen, die sie bekommen hatten. Aus den Vernehmungsprotokollen ging hervor, dass Ted Moon sich geweigert hatte, den Grund für Sharon Macys Ermordung zu nennen. Er hatte kein Wort dazu gesagt und es nicht einmal abgestritten.
    Peter Moon lehnte sich zurück und verschränkte die Arme voller Wut über diese verdammte, unfähige Polizei. »Dieses verkackte System. Macht einen noch jedes Mal fertig, was? Wenn es dich so rum nicht ficken kann, dreht es dich um und versucht’s andersrum. Hat es mit uns damals auch gemacht. Niemand hat uns gesagt, dass Ted hier oben nicht ganz richtig ist.« Er tippte sich an die Schläfe. »Schizophren. Alle dachten, er sei nur ein bisschen einfältig. Der hirntote Ted. Für Sharon Macy war er deshalb vogelfrei. Da dreht er sich eines Tages um und ruft ihr ein paar Schimpfwörter nach, und da dreht sie sich um und kippt Benzin in unseren Briefkasten. Setzt die ganze Scheißbude in Brand. Anfangs dachten wir, es hätte was mit den Schlitzaugen unten zu tun gehabt. Aber dann fängt Sharon an, vor meinen Jungs hämische Bemerkungen zu machen, und es sei ihnen ganz recht geschehen. Natürlich gab’s in ganz Downend keinen einzigen Menschen, der vor Gericht aufgestanden wäre und geschworen hätte, dass sie es gewesen war. Wenn Sie sie und ihre Familie gekannt hätten, wüssten Sie auch, warum.«
    Ein Foto von Sharon Macy aus jenen Tagen hing an der großen Korkplatte an der Wand gegenüber. Wenn das Wort »dysfunktional« mit einem menschlichen Gesicht illustriert werden müsste, dann wäre das von Sharon Macy genau das richtige. Mit dreizehn hatte sie bereits eine Abtreibung hinter sich und zahllose polizeiliche Verwarnungen auf ihrem Konto. Im trägen Blick ihrer Augen konnte man ihre Vergangenheit und ihre Zukunft lesen. Er musste sich zwingen, daran zu denken, dass sie ein Opfer war und er ihr gegenüber die gleiche Sorgfaltspflicht hatte wie bei jedem anderen.
    »Sie denken dasselbe wie ich, oder?« Moons Blick war hart. »Sie denken, wenn man schon vor Jahren diese Verfügungen wegen antisozialen Verhaltens verteilt hätte, dann hätte Sharon einen ganzen Trophäenschrank voll davon gehabt. Ich meine, sie konnte auf sich aufpassen, ja, und sie war ein kräftiges Mädchen. Breit, wissen Sie. Ted war natürlich größer. Und wütender. Meine Sonja bringt sich um – zwingen Sie mich nicht, davon anzufangen, wie das war. Als ob mir das Herz aus dem Leib gerissen würde. Denn, nein, ich hatte keine Affäre, was immer Sie sich mit Ihrem dreckigen Bullenverstand denken. Sie hat sich umgebracht, und wenn das für mich schon schlimm war, dann war es für Ted noch schlimmer. So hat er reagiert.« Moon reckte den Kopf vor, bleckte die Zähne und ballte eine

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