Verderbnis
Mrs. Fosse mit dem Messer in den Teigdeckel gebohrt hatte.
Der Walking Man hatte recht, dachte Caffery: Dieser Mann war cleverer als alle, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte. Er beschloss, die Bradleys so schnell wie möglich aus dem Pfarrhaus zu schaffen.
»Ich hasse Sie. Wirklich und wahrhaftig – ich hasse Sie.« Philippa stand im Hauswirtschaftsraum und funkelte Caffery zornig an. Sie war weiß im Gesicht und hielt ihre Hände zu Fäusten geballt. Die Seitentür stand offen, und ein Officer von der Hundestaffel wartete auf der Schwelle. Er hielt die beiden Hunde der Familie an der Leine und gab sich große Mühe, sich nicht in diesen Streit verwickeln zu lassen. »Ich fasse es nicht, dass Sie so was tun.«
Caffery seufzte. Er hatte mehr als zwei Stunden gebraucht und zehn verschiedene Telefonate führen müssen: erstens, um die Erlaubnis für den Umzug zu bekommen, und zweitens, um etwas zu finden, wo die Familie unterkommen konnte. Am Ende hatte man ein Team von leitenden Ermittlungsbeamten aus Holland, die sich auf einer Austauschübung hier befanden, aus den Gästeapartments für Polizeichefs im Trainingsblock des Präsidiums ausquartieren müssen. Jetzt stand die Familie mit ihren Koffern und Mänteln bereit. »Philippa«, sagte er beruhigend, »ich verspreche dir, den Hunden wird es an nichts fehlen.«
»Sie können nicht bei jemandem bleiben, den sie nicht kennen.« Philippa hatte Tränen in den Augen. »Nicht in so einer Situation.«
»Hör zu«, sagte er behutsam. Er wusste, er musste sehr vorsichtig sein – das Letzte, was er gebrauchen konnte, wäre ein hysterischer Teenager, der seine Pläne durcheinanderbrachte. Er hatte die beiden Streifenwagen gerufen, die am Rand der Siedlung warteten, außer Sichtweite für die Presse. Sie würden jetzt jeden Moment eintreffen, und wenn sie da wären, musste die ganze Familie einsteigen und verschwinden, bevor die versammelten Reporter sich fragen konnten, was hier vor sich ging. Der Chef der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit war aus einer Darts-Runde in Brislington geholt worden und führte hastige Verhandlungen mit ein paar größeren Zeitungen. Der Entführer hatte die Bradleys mithilfe von Pressefotos aufgespürt, die zeigten, wie sie das Haus verließen und betraten. Es war eine symbiotische Beziehung, und wenn die Medien wollten, dass die Polizei weiterhin mit ihnen kooperierte, würden sie aufhören müssen, über die Bradleys zu berichten.
»Ihr könnt die Hunde nicht mitnehmen, Philippa. Im Safe House sind keine Tiere zugelassen. Die Hundeführer werden sich um sie kümmern. Und du wirst begreifen müssen, wie ernst die Lage ist und dass der Mann, der deine Schwester entführt hat …«
»Was ist mit ihm?«
Er rieb sich mit einem Finger die Stirn. Er ist cleverer als alle, mit denen ich bisher zu tun hatte, wollte er sagen. Cleverer, und zweimal, nein, dreimal so verrückt.
»Du kannst einen Hund mitnehmen. Einen . Der andere geht mit dem Hundeführer. Okay? Aber du musst diese Sache ernst nehmen, Philippa. Versprichst du mir, dass du es tust? Für deine Eltern und für Martha.«
Sie starrte ihn mürrisch an. Ihr schwarz gefärbtes Haar hing herab und verdeckte das halbe Gesicht. Ihre Unterlippe bewegte sich fast unmerklich, und einen Augenblick lang dachte er, sie würde anfangen zu schreien oder im Wirtschaftsraum herumtoben und gegen die Hausgeräte treten. Aber das tat sie nicht. Sie murmelte ein beinahe unhörbares »Von mir aus«.
»Welcher soll es sein?«
Sie schaute zu den Hunden hinüber. Die schauten zurück. Der Spaniel klopfte zögernd mit dem Schwanz auf den Boden und fragte sich wohl, ob diese menschliche Diskussion der Auftakt zu einem Spaziergang war. Als Caffery die beiden betrachtete, fiel ihm auf, wie alt und gebrechlich der Collie im Vergleich zum Spaniel war.
»Sophie.«
Als die Spanielhündin ihren Namen hörte, richtete sie sich auf, und ihr Schwanz schwang freudig hin und her.
»Der Spaniel?«
»Sie ist die beste Wachhündin«, erklärte Philippa und nahm dem Hundeführer die Leine ab. »Sie wird auf uns aufpassen.«
Der Collie verfolgte, wie Sophie ihren Platz neben Philippa einnahm.
»Was geschieht mit dem anderen?«, fragte Caffery den Hundeführer.
»Werde wahrscheinlich bei den Kollegen herumfragen.« Der Mann blickte auf den Collie hinunter, der jetzt zu ihm aufschaute, als wüsste er schon, dass dies sein neues Herrchen war. »Meistens findet sich in irgendeiner Einheit ein Trottel, der
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