Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)
der Fattoria stehen, vor ausgesuchten internationalen Gästen, Weinkennern allemal, Fachjournalisten und viel Prominenz. Zu Klängen von Verdi würde er sich als neuer Eigner von Mossina präsentieren und danach mit seinem eigenen Spumante, der wie Champagner nach der klassischen Flaschengärmethode produziert wird, auf die Zukunft anstoßen. Er konnte schon den Neid in den Augen mancher Gäste sehen. Ein wunderbares Gefühl. Das waren die Momente, für die es sich zu leben lohnte. Und mit einem kleinen Kreis von VIP s würde er am nächsten Tag nach Venedig fahren und in seinem Palazzo weiterfeiern.
Gegen zwei Uhr saßen Andrea Bianchi, Dottor Luzzo und Rudolf im Nebenzimmer eines kleinen Restaurants. Die noch offenen Fragen waren schnell geklärt. Nach den Antipasti misti erkundigte sich Luzzo, ob Rudolf zu einer Entscheidung gekommen sei. Er dränge ihn ja nur ungern, das entspreche auch überhaupt nicht seinen Geschäftsgepflogenheiten, aber es gebe noch weitere Interessenten. Vor allem ein Amerikaner aus Dallas melde sich täglich bei ihm und versichere ihm, dass sein Jet bereits aufgetankt sei, um zur Vertragsunterzeichnung einzufliegen. »Aber ein neureicher Texaner, Sie verstehen«, Luzzo hob verzweifelt die Hände, »der kennt sich vielleicht mit Öl aus, aber doch nicht mit der Kunst der Weinherstellung. Conte Colleoni würde nur höchst ungern an diesen Menschen verkaufen. Aber er braucht das Geld …«
»Vor allem jene fünf Millionen, die auf das Konto in der Schweiz eingezahlt werden müssen, ich weiß«, unterbrach ihn Rudolf. »Kann ich davon ausgehen, dass der Conte mit dem diskutierten Kaufpreis von insgesamt achtzehn Millionen einverstanden ist? Davon dreizehn Millionen über fünf Jahre?«
»Ja, schweren Herzens hat der Conte zugestimmt. Haben Sie den Vertragsentwurf geprüft, den ich Ihnen nach München gefaxt habe?«
»Meine Finanzexperten haben ihn geprüft, ich selbst verstehe nicht so viel davon. Wie man mir sagte, ist alles in Ordnung. Der offizielle Kaufpreis ist also dreizehn Millionen Mark, die fünf Millionen tauchen gar nicht auf, oder?«
»Natürlich nicht.«
Rudolf nickte zustimmend. »Zufällig habe ich selbst Gelder in der Schweiz, so dass wir die erste Rate problemlos abwickeln können.«
»Sehr schön. Nun liegt es an Ihnen, sehr geehrter Herr Krobat. Ich habe einen vom Conte unterschriebenen Vertrag dabei, Sie müssten nur noch unterzeichnen.« Dottor Luzzo lächelte. »Und dann gehört Mossina Ihnen!«
Andrea Bianchi rieb sich demonstrativ die Hände. »Und ich bin um eine ansehnliche Provision reicher. Keine Sorge, die trägt in diesem Fall der Verkäufer. Normalerweise wären Sie ja mit fünfzig Prozent dabei, aber wir haben in Ihrem Fall eine für Sie vorteilhafte Sonderregelung getroffen. Dass die Register-, Hypotheken- und Katastersteuer zu Ihren Lasten geht, das wissen Sie?«
»Richtig, das waren insgesamt zehn Prozent, oder?«
»Korrekt. Des Weiteren müssen Sie circa drei Prozent des Kaufpreises als Honorar für den Notar ansetzen, und es kommen noch die Eintragungsgebühren ins Notararchiv und ins hiesige Immobilienregister hinzu. Das sind aber keine Beträge, die Sie ruinieren werden.«
Rudolf stimmte in Luzzos vergnügtes Lachen ein. Nein, ruinieren würde er sich bei diesem Deal gewiss nicht. Ganz im Gegenteil. Erst gestern hatte er eine Bewertung vorgelegt bekommen, die für das Weingut Mossina einen exakt doppelt so hohen Wert auswies. Die Finanzierung hatte er bereits stehen, das war ein Kinderspiel gewesen. Und die fünf Millionen, die hatte er flüssig. Rudolf schmunzelte. Mark sei gedankt!
»Der Kauf wird mit Ihrer Unterschrift unter dem Vertrag rechtskräftig. Sobald das Geld auf dem Schweizer Konto eingegangen ist, was bis Ende der Woche der Fall sein sollte, händige ich Ihnen die Schlüssel für Mossina aus. Den Notartermin würde ich für die nächste Woche vorbereiten, aber wie Sie wissen, gibt Ihnen bereits der unterschriebene Vertrag Rechtssicherheit.«
Rudolf hob das Glas. »Also, worauf warten wir noch? Lassen Sie uns auf den Kauf anstoßen. Und dann geben Sie mir diesen Vertrag. Ich unterschreibe. Und Ende der Woche hat der Conte keine finanziellen Probleme mehr.«
Luzzo zwinkerte verschmitzt mit den Augen. »Welche Probleme? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Conte irgendwelche Schwierigkeiten hätte. Sie doch sicher auch nicht, oder?«
Rudolf lachte. »Nein, dieser Gedanke ist völlig abwegig. Salute!«
»Salute. Und
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