Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

war er da hineingeraten?
    Luigi stand auf und reichte Mark wortlos einen kleinen Zettel.
    »Was ist das?«, fragte dieser nach einem irritierten Blick auf eine lange Ziffernfolge.
    »Die Nummer des Schweizer Kontos, auf dem sich die fünf Millionen Mark befinden«, sagte Laura triumphierend lächelnd, »zu deiner freien Verfügung. Den Namen des zugehörigen Kreditinstituts kannst du bei mir in Erfahrung bringen.«
    »Das … das kann ich nicht annehmen«, stotterte Mark.
    »In diesem Fall verschimmeln die fünf Millionen auf dem Schweizer Nummernkonto. Sei tu a decidere, es ist deine Entscheidung«, sagte Luigi, »aber es wäre schade darum, nachdem wir uns so viel Mühe gegeben haben.«
    »Aber ihr hattet doch sicher enorme Unkosten, ich meine Auslagen, also ich weiß nicht, wie man das bei solchen Geschäften nennt.«
    »Da mach dir mal keine Sorgen«, beruhigte ihn Luigi. »Wir sind zwar in unserer Güte unübertrefflich, aber nicht völlig selbstlos. Wir könnten dir noch von einer Pokerrunde berichten, die auf unsere Initiative zu Stande gekommen ist. Dein Halbbruder mag vielleicht beim Roulette ein glückliches Händchen haben, am Kartentisch ist er ein lausiger Anfänger.«
    »Jedenfalls, wenn er auf die besten Trickspieler des Veneto trifft«, ergänzte Guido.
    »Rudolfs Verlust war an diesem Abend ganz erheblich. Leider ist er allzu früh ausgestiegen, sonst hätten wir ihn noch mehr zur Ader gelassen. Aber es hat sich gelohnt, die Einnahmen waren ausreichend, um alle Unkosten zu decken.«
    »Inklusive der Miete für einen Ferrari«, sagte Guido grinsend. 
    »Für einen Ferrari?« Jetzt musste auch Mark lachen. »Ich dachte, du fährst Motorroller.«
    »Alles zu seiner Zeit. Ich finde, die Arbeit muss Spaß machen. Außerdem war Rudolf schwer beeindruckt.«
    »Und eine kleine Provision, una piccola provvigione, ist für uns auf diese Weise auch noch hängen geblieben«, schloss Luigi den Bericht ab. »Diese steht zwar in keinem Verhältnis zum organisatorischen Aufwand und zum unternehmerischen Risiko …«
    »Jetzt hör schon auf«, fiel ihm Laura ins Wort. »Ihr hättet es doch auch umsonst getan, für mich, für eure alles geliebte Schwester.«
    Luigi zog eine Augenbraue hoch. »Für dich schon, aber ob es dieser unfrisierte Lümmel hier wert ist, das wissen wir nicht.«
    »Ma dai, Luigi«, wies ihn Guido zurecht, »Mark gehört gewissermaßen zur Familie. Für unseren Schwager tun wir doch alles.«
    Mark sprang auf. »Für euren Schwager?«
    Guido hob ratlos die Hände. »Per carità, um Gottes willen, Laura, hast du es ihm nicht gesagt.«
    »Was soll ich ihm nicht gesagt haben?«
    »Dass dieser trunksüchtige Padre in Marostica, wie heißt er doch gleich?«
    »Fra’ Girolamo«, stammelte Mark.
    »Ja, dass dieser Fra’ Girolamo bereits eure Hochzeit vorbereitet.«
    Laura schüttelte entrüstet den Kopf. »Wie kommst du auf diese verrückte Idee. Als Braut müsste ich das doch wissen.«
    »Ah, sì, dann weißt du es eben jetzt«, meinte Guido, der die Situation sichtlich genoss.
    »Was würde nur aus unserer Laura werden, wenn sie nicht so fürsorgliche Brüder hätte?«, sagte Luigi kopfschüttelnd.
    »Und was erst würde aus mir werden?«, sagte Mark, der sich ein breites Grinsen nicht mehr verkneifen konnte.
    »Eine gute Frage«, antwortete Laura. »Jedenfalls hättest du die einmalige Chance verpasst, eine der aufregendsten Frauen Venedigs zu heiraten.«
    »Das wäre in der Tat ein unverzeihlicher Fehler.«
    Guido hob unruhig sein Glas. »Nun gebt euch endlich einen Kuss, un bacino d’amore, damit wir anstoßen können. Der Spumante wird warm. Übrigens wüsste ich schon ein passendes Hochzeitsgeschenk. Da gibt es doch in Padua ein Antiquitätengeschäft, da wartet eine nackte Eva mit ihrem Adamo …«
     
    FINE

REGISTRO TURISTICO
    Touristischer Anhang mit ergänzenden und zusammenfassenden Erläuterungen, mit Namen und Hinweisen
     
     Kultur und Geschichte (mit Personen)
     Land und Leute
     Städte, Orte
     Restaurants
     Hotels
     Wein, Getränke
     Essen
     Caffè, Bar
     Golf
    Hier finden sich in alphabetischer Folge alle Begriffe, Rezepte, Hotels, Restaurants etc., die in der Erzählung bei ihrer ersten Erwähnung (und an zentraler Stelle) in der Außenspalte hervorgehoben sind. Darüber hinaus gibt es ergänzende Hinweise und Tipps. Auf die genannten Restaurantsund Hotelswird zur besseren Orientierung (und Reiseplanung) zudem bei den jeweiligen Städtenhingewiesen. Alle