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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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ich den Principale. Zweitens kann Rudolf zumindest in einem Fall nicht der Mörder gewesen sein. Drittens ist er nicht der Typ, der Prostituierte erwürgt und mit dem Stilett kleine hässliche Löcher in sie bohrt.«
    Verwundert sah Mark Lauras Bruder an. »Wie willst du das wissen? Du kennst doch Rudolf überhaupt nicht.«
    »Womit wir bei der eigentlichen Geschichte sind, die wir dir erzählen wollen«, sagte Guido. »Tatsächlich hatten mein Bruder Luigi und ich Gelegenheit, Rudolf etwas besser kennen zu lernen.«
    Mark, der bislang mit dem Glas in der Hand mitten im Raum gestanden hatte, ließ sich in einen der Sessel sinken. Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr.
    »Schuld daran bin ich«, sagte Laura. »Ich habe meine Brüder gebeten, mir einen Gefallen zu tun.«
    »Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres«, merkte Luigi an.
    »Du musst wissen«, fuhr Laura fort, »mein Bruder Luigi macht Geschäfte, die nicht immer …«
    »Attenzione, sorellina, er muss nicht alles erfahren«, unterbrach Luigi sie.
    »Sagen wir es einmal so«, ergriff Guido das Wort. »Luigi ist sehr kreativ, wenn es darum geht, einen Gewinn zu erwirtschaften.«
    Luigi schmunzelte und zog genussvoll an seiner Zigarre.
    Nun war Laura wieder dran. »Ich finde die Vorstellung unerträglich, dass dich Rudolf um dein ganzes Geld betrogen hat und dass du es nie mehr wiedersehen wirst.«
    »Das ist in der Tat wenig erfreulich«, gab Mark zu, »vor allem, wenn man die Umstände bedenkt.«
    »Um noch einmal auf das Pech zu kommen, von dem Rudolf heute Mittag gesprochen hat. Was genau hat er gesagt?«
    »Dass er viel Kohle in den Sand gesetzt hat, sein Palazzo zwangsgeräumt wurde, seine Kreditkarten gesperrt wurden und in München die Steuerfahndung hinter ihm her ist.«
    »Für den Palazzo, die Kreditkarten und die Steuerfahndung bin ich zuständig«, gestand Laura. »Ich wollte Rudolf das Leben etwas erschweren. Ich habe bei unserem ersten Besuch in seinem Palazzo zufällig seine Brieftasche herumliegen sehen, mir die Kreditkartennummern aufgeschrieben und sie vor kurzem als gestohlen gemeldet. Für die deutsche Steuerfahndung reichten einige anonyme Anzeigen bei der Finanzbehörde in München. Die Zwangsräumung seines Palazzos war schon etwas schwieriger zu bewerkstelligen. Aber wozu arbeitet meine beste Freundin bei der Guardia di Finanza? Dort sind auf unerklärliche Weise einige Papiere durcheinander geraten. Eigentlich hätte ein anderes Haus zur Räumung angestanden.« Laura lächelte verlegen.
    »Unsere kleine liebe Schwester. Wie ekelhaft sie doch sein kann«, amüsierte sich Guido.
    »Ich bin entsetzt. Dich möchte ich nicht zur Feindin haben«, sagte Mark, der aufstand und Laura in die Arme nahm. »Aber ich muss zugeben, dass mir dein eigenmächtiger Rachefeldzug gefällt. Jedenfalls hat Rudolf deutlich Wirkung gezeigt.«
    »Was allerdings, ohne Lauras Leistung auf dem Gebiet der psychologischen Kriegsführung schmälern zu wollen, primär andere Ursachen haben dürfte«, warf Luigi ein.
    »Womit wir beim entscheidenden Punkt angelangt wären«, sagte Guido, »nämlich beim Geldverlust, den Rudolf dir gegenüber erwähnt hat.«
    »Um genau zu sein, sind ihm bei einem missratenen Geschäft fünf Millionen Mark abhanden gekommen«, ergänzte Luigi.
    »Posso presentarti, darf ich vorstellen«, sagte Guido und deutete auf Luigi. »Dottor Luzzo, Generalbevollmächtigter des Conte Colleoni.«
    »Und Andrea Bianchi, seines Zeichens Makler«, sagte Luigi mit einer Bewegung zu Guido.
    »Dottor Luzzo? Andrea Bianchi? Ich verstehe nur Bahnhof«, meinte Mark, der sich erneut in den Sessel sinken ließ.
    »Guido, erzähl du es ihm!«
    »Nein, Luigi, mach du’s!«
    »Ich denke überhaupt nicht daran.«
    Schließlich war es Guido, der Mark die abenteuerliche Geschichte erzählte, wie sie Rudolf das Weingut Mossina verkauft hatten. Mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail hatten sie Papiere gefälscht, Bilanzen getürkt und Expertisen vorgetäuscht. Dabei war ihnen zu Hilfe gekommen, dass Fabrizio Scalmozzi, der Chefönologe des Conte, ein entfernter Verwandter der Familie war. Vor allem aber habe sich Lauras Einschätzung bewahrheitet, dass Rudolf so versessen darauf war, ein renommiertes Weingut zu kaufen, dass er bereitwillig auf den Schwindel hereinfallen würde. Laura erinnerte an das Zusammentreffen mit Rudolf im Caffè Florian, wo er von diesem Traum erstmals erzählt hatte.
    Mark schüttelte entgeistert den Kopf. In welche Familie

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