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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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kurz vor.
    Als Nächstes waren drei verschiedene Soave vorgesehen, jener Weißwein, der östlich von Verona angebaut wird. Rudolf Krobat war es ein Anliegen zu demonstrieren, dass der oftmals schlechte Ruf dieses Weißweins zu Unrecht bestand. Er präsentierte einen Calvarino von Pieropan, einen Capitel Croce von Anselmi und einen Castellaro von Bolla, allesamt frische Weißweine auf hohem Niveau.
    Rudolf Krobat empfahl, zwischen den Weinen etwas vom bereitstehenden Weißbrot und vom Käse zu essen. »Zur Neutralisation Ihrer Zunge und Ihres Gaumens, die heute Abend immerhin einiges zu leisten haben.«
    In der nächsten Runde gab es noch einmal Weißweine zum Degustieren. Und zwar den im Vergleich zum Soave leichteren Bianco di Custoza. Dazu gesellten sich zwei Weine aus einer der Lieblingskellereien von Rudolf Krobat, ein Breganze Bianco und ein Chardonnay Riale von Maculan in Breganze.
    Rudolf Krobat sah auf die Uhr. Sie kamen nur langsam voran. Einige Weinfreunde probierten nicht nur, sondern tranken ihre Gläser fröhlich aus. Das konnte ja heiter werden. Aber am nächsten Morgen wollte er ohnehin möglichst früh abreisen und zurück nach München fahren. Etwaige Klagen über Kopfschmerzen musste er sich also nicht mehr anhören.
    Jetzt kamen die ersten Rotweine an die Reihe. Rudolf Krobat begann mit drei einfacheren Bardolino, die er bei den bekannten Weinen Venetiens natürlich nicht übergehen konnte.
    Er freute sich auf die nächsten Flaschen. Die würden auch seinen verwöhnten Geschmacksnerven Vergnügen bereiten. Beim Valpolicella nämlich gab es neben der Massenware, die dem Bardolino ähnelte, ganz ausgezeichnete Spitzenvertreter. »Ein guter Valopolicella ist von einem kräftigen Rubinrot«, erklärte Rudolf Krobat. »Im Alter tendiert er zu einem Granatrot. Er ist trocken, hat viel Körper und schließt gelegentlich mit einem leichten Mandelaroma ab.«
    Man konnte seinen Zuhörern förmlich ansehen, wie sich bei der Beschreibung die Vorfreude steigerte. Ein Weinfreund, der bereits einen Besorgnis erregend roten Kopf hatte, goss sich zur Überbrückung noch schnell ein Gläschen Soave nach.
    Rudolf Krobat schüttelte missbilligend den Kopf, um dann fortzufahren: »Wir befinden uns ja gerade inmitten der klassischen Anbauzone des Valpolicella. Die Weine aus dieser Region nördlich von Verona dürfen die Zusatzbezeichnung Classico tragen.«
    Rudolf Krobat wurde durch einen heftigen Hustenanfall des unmäßigen Trinkers unterbrochen. Offensichtlich hatte er sich an seinem Soave verschluckt. Geschah ihm irgendwie recht. Seine Nachbarin klopfte ihm so lange auf den Rücken, bis wieder Ruhe einkehrte.
    Rudolf Krobat räusperte sich. »Wir wollen uns heute auf eine besondere Variante des Valpolicella konzentrieren, nämlich auf den Amarone della Valpolicella, der auch Recioto Amarone heißt. Der Name rührt von seinem bitteren Abgang her – eben amarone. Der Recioto Amarone wird aus auf Matten angetrockneten Valpolicellatrauben bereitet und einige Jahre im Holzfass gelagert. Das Resultat ist ein wuchtiger granatroter Wein, der ohne weiteres manchem großen Burgunder Paroli bieten kann. Übrigens war der Amarone früher der bevorzugte Wein der Dogen von Venedig.«
    Die Flaschen waren schon vor zwei Stunden geöffnet und in Karaffen dekantiert worden. Während Rudolf Krobat noch etwas von dem von ihm so geschätzten Amarone schwärmte, wurden die Gläser gefüllt. »Sie sollten von diesen Weinen nicht viel trinken«, warnte Rudolf Krobat. »Mit einem Alkoholgehalt von etwa sechzehn Prozent sind wir hier bei kapitalen Schwergewichtlern angelangt. Und wir sind ja noch nicht ganz fertig.«
    Rudolf Krobat hatte nämlich für die nächste Runde den in Barrique angebauten sortenreinen Cabernet-Sauvignon Fratta von Maculan im Programm, einen eleganten Wein, den er persönlich sehr zu schätzen wusste, sowie einen Merlot und einen Raboso aus dem Piavetal. Aber wie es ihm schien, waren die meisten seiner Gäste nicht mehr in der Lage, diese feinen Nuancen zu erkennen. Allerdings war die Stimmung ganz hervorragend. Zweifellos war diese Weinprobe zu einem Höhepunkt ihres Veneto-Ausflugs geworden. Und das war ja auch der Zweck der Übung. Der Chefredakteur des Magazins, der heute Abend auch dabei war und zwischendurch fotografiert hatte, würde über diese Verköstigung in seinem Blatt angemessen berichten. Eine bessere Werbung konnte es nicht geben. Der Aufwand lohnte sich für Rudolf Krobat allemal.
    Zum Abschluss, es

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