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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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sollten zunächst einmal auf die Forderungen der Entführer eingehen. Aber natürlich brauchen Sie ein Lebenszeichen von Herrn Hamilton, das müssen Sie verlangen!«
    Dr. Leuttner spielte nachdenklich mit seiner Lesebrille. »Genau genommen brauche ich nicht nur ein Lebenszeichen. Herr Hamilton muss mich auch autorisieren, über sein Vermögen zu verfügen, denn eine größere Lösegeldzahlung, und ich vermute, darauf können wir uns einstellen, bin ich ohne die Mittel von Herrn Hamilton, die ich treuhänderisch verwalte, nicht in der Lage zu leisten.«
    Hauptkommissar Wächter beugte sich vor. »Das heißt, Herr Hamilton muss Sie bevollmächtigen?«
    »In der Tat. Das ist allerdings juristisch gar nicht mal so einfach. Ich muss zugeben, dass ich hier ad hoc nicht rechtssicher bin. Immerhin befindet sich der Entführte in einer Situation, die ihn nicht zu einem objektiven Handeln und Entscheiden befähigt.«
    »Nun, in diesem Fall müssen Sie schlicht und einfach darauf bestehen, mit Herrn Hamilton persönlich zu sprechen.«
    »Und wenn es dazu kommt, muss ich mich zunächst von seiner Identität überzeugen.«
    »Überlegen Sie sich eine Frage, die nur er beantworten kann!«
    »Das ist nicht so schwierig. Ich frage ihn etwas aus dem Leben seiner verstorbenen Großmutter.«
    »Einverstanden. Als Nächstes fragen Sie ihn, ob es ihm gut geht und ob Sie über sein Vermögen hinsichtlich der Lösegeldforderung verfügen können. Natürlich müssen Sie die genaue Summe in Erfahrung bringen, aber das werden Ihnen die Entführer von selbst mitteilen. Falls es sich um eine größere Summe handelt, brauchen Sie natürlich einige Tage, um Sie bereitzustellen.«
    »Eine Frist benötige ich in der Tat«, bestätigte Dr. Leuttner. 
    »Und für uns ist jeder Zeitgewinn ein großer Vorteil. Wir können in Abstimmung mit unseren italienischen Kollegen und der Europol, die wir auf jeden Fall mit einbeziehen werden, unsere Maschinerie anlaufen lassen. Wir haben bei Entführungen sehr gute Erfolge …«
    »Auch bei Entführungen in Italien?«, unterbrach ihn Dr. Leuttner zweifelnd.
    »Die sind allerdings spezieller Natur, da haben Sie Recht. Schon aufgrund der zum Teil sehr gut organisierten Verbrechersyndikate. Außerdem sind Lösegeldzahlungen für italienische Entführungsopfer per Gesetz verboten. Normalerweise wird das Vermögen der Verwandten eingefroren. Aber Herr Hamilton ist britischer Staatsbürger, und zudem befindet sich das Vermögen nicht auf Konten in Italien, da ist die rechtliche Situation also anders gelagert. Ich habe mich bereits auf dem kurzen Dienstweg mit der italienischen Staatsanwaltschaft abgestimmt.«
    »Außerdem werden doch unter der Hand auch in Italien Lösegeldzahlungen geleistet, oder?«
    »Davon können wir ausgehen, wahrscheinlich sogar in erheblichem Maße. Noch wissen wir nicht, aus welchem Milieu die Entführer stammen. Da in Italien, wie Sie mir sagten, eigentlich niemand über den finanziellen Hintergrund von Herrn Hamilton Kenntnis hatte …«
    »Das stimmt nicht ganz«, fiel ihm Dr. Leuttner erneut ins Wort. »Wir müssen schon davon ausgehen, dass er im Umfeld am Gardasee als Erbe der verstorbenen Ottilia Balkow bekannt ist. Schließlich wohnt er in ihrem Haus.«
    »Aber dass die alte Dame so viel Vermögen hatte, war doch eigentlich niemandem bekannt?«
    »Vielleicht schon, schließlich hatte sie einen Namen als Sammlerin alter Kunst, und sie ist auch als Förderin in Erscheinung getreten. Aber zumindest von Herrn Hamilton dürfte wohl kaum jemand Genaueres erfahren haben, da er nach meiner Einschätzung niemand ist, der mit seinem Erbe prahlen würde. Er hat eine eher distanzierte Einstellung zu Geld.«
    »Die wird er wahrscheinlich auch brauchen«, entgegnete Hauptkommissar Wächter lakonisch. »Aber Sie können ganz beruhigt sein, wir haben gute Karten. Der Knackpunkt einer jeden Entführung oder Erpressung, hier besteht kein Unterschied, ist die Lösegeldübergabe. Zu diesem Zweck müssen die Entführer aus der Deckung, um sich das Lösegeld zu schnappen. Wir haben sowohl die Erfahrung als auch die technischen Möglichkeiten, uns den Lösegelderpressern an die Fersen zu heften. Das trifft übrigens nicht nur auf uns zu, sondern auch auf unsere italienischen Kollegen.«
    »Hoffen wir, dass Sie Recht haben. Wie spät ist es?«
    »Noch etwa zehn Minuten. Unsere Fangschaltung steht. Aber da habe ich nicht allzu große Hoffnungen. Gibt es eigentlich Verwandte, die Sie verständigen

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