Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)
dass Sie alles richtig machen.«
Mark versuchte sich zu entspannen.
»Okay, dann sagen Sie mir doch bitte, worauf es ankommt.«
»Ich bin froh, dass Sie kooperieren. Sie sind also einverstanden?«
»Ich bin von der Idee nicht gerade begeistert, aber ich fürchte, ich habe keine Alternative. Also, wie haben Sie sich das vorgestellt? Wie Ihnen wahrscheinlich aufgefallen ist, habe ich kein Geld bei mir.«
»Allora, wir rufen Ihren Anwalt an, Dottor Leuttner. Er weiß bereits Bescheid, dass Sie bei uns sind. Sie werden ihn autorisieren, über Ihr Vermögen zu verfügen. Und Sie werden ihm sagen, dass er die Summe zahlen soll, und zwar subito. In gebrauchten Dollarscheinen zum aktuellen Umrechnungskurs. Das wäre schon alles. Mehr ist nicht nötig. Den Rest erledigen wir. Und in der Zeit dazwischen können Sie sich wieder in der Cantina entspannen.«
»Sehr freundlich.«
»Und sagen Sie nur das Nötigste. Wir wollen das Gespräch möglichst kurz halten. Sicher ist bereits die Polizei eingeschaltet, und die wird versuchen, uns zu lokalisieren. Aber machen Sie sich keine falschen Hoffnungen. Wir sind nicht stupidi, bei einem kurzen Telefonat verfügen wir über erprobte Technik, die verhindert, dass man uns finden kann.«
»Da bin ich aber froh. Ich bin derzeit auch nicht auf Besuche eingestellt.«
Mark hörte sein Gegenüber wieder lachen. Ihm selbst war allerdings alles andere als fröhlich zu Mute. Ganz im Gegenteil fühlte er sich ausgesprochen beschissen. Wer sagte ihm, dass ihn seine Entführer nach Zahlung des Lösegelds wirklich auf freien Fuß setzen würden? Vielleicht wurde er stattdessen mit Gewichten an den Beinen in irgendeinem See oder in der Adria entsorgt. Keine angenehme Vorstellung. Und wie sollte er wissen, ob Dr. Leuttner das geforderte Lösegeld wirklich flüssig machen konnte? Und wenn bei der Lösegeldübergabe irgendetwas schief lief oder die Polizei Mist baute, dann war alles vorbei. Eigentlich hatte er noch vor, einige Jahrzehnte zu leben. Mit oder ohne diesen acht Komma fünf Millionen.
»Sind Sie so weit? Ich werde jetzt Herrn Doktor Leuttner anrufen, und Sie sprechen nur, wenn ich es Ihnen sage.«
22
B ei ihrem Anruf waren die Entführer schnell zur Sache gekommen und hatten ihre Lösegeldforderung genannt. Dann holten sie Mark ans Telefon. Welchen Kosenamen hat Ihnen Ihre Großmutter gegeben, als Sie noch ein kleines Kind waren?«, stellte Dr. Leuttner die vorbereitete Frage, mit der er sich von Marks Identität überzeugen wollte. Allerdings schien ihm diese Vorsichtsmaßnahme bereits überflüssig, denn er hatte Marks Stimme zweifelsfrei erkannt. Neben ihm stand Hauptkommissar Wächter und hörte über Lautsprecher mit. Auf dem Tisch befand sich ein großes Tonbandgerät, das das Gespräch aufzeichnete. Die Spezialisten auf der anderen Seite des Raumes saßen an ihren Geräten und versuchten, den Anruf zurückzuverfolgen.
»›Mein Goldstück‹, so hat Grandma Ottilia immer zu mir gesagt.«
Dr. Leuttner sah den fragenden Blick des Kommissars und nickte bestätigend.
»Herr Hamilton«, fuhr Dr. Leuttner fort, »Sie können sicher sein, dass wir alles tun werden, um Ihnen zu helfen.«
»Darum würde ich auch bitten«, erwiderte Mark.
»Sie müssen mich allerdings autorisieren, zur Zahlung des Lösegelds über Ihr gesamtes Vermögen zu verfügen.«
»Geht das am Telefon? Ich kann derzeit leider nicht bei Ihnen vorbeikommen, ich bin etwas indisponiert.«
Trotz der angespannten Situation musste Dr. Leuttner lächeln. »Es muss gehen, ja.«
»Okay, tun Sie sich keinen Zwang an, verfügen Sie!«
Dr. Leuttner und Hauptkommissar Wächter hörten einige Geräusche, dann meldete sich wieder die Stimme des Entführers. »Wir kommen zum Ende. Stellen Sie das Lösegeld bis dopodomani bereit, in gebrauchten Dollarscheinen, übermorgen Abend.«
»Das schaffe ich nicht«, sagte Dr. Leuttner.
»Das werden Sie aber müssen, tut mir Leid. Gibt es einen Verwandten von Mark Hamilton?«
Dr. Leuttner warf Hauptkommissar Wächter einen fragenden Blick zu. Der zuckte ratlos mit den Schultern.
»Ja, einen Halbbruder namens Rudolf Krobat. Warum?«
»Ich möchte, dass sich dieser – wie heißt er?«
»Rudolf Krobat!«
»Dass sich dieser Rudolf Krobat übermorgen abends im Haus von Mark Hamilton am Gardasee befindet. Mit dem Lösegeld. Ich melde mich dort um Punkt neun Uhr. Signor Krobat bekommt dann weitere Anweisungen.«
»Aber …«
»Kein Aber, das war alles. Grazie.«
Der
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