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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Entführer hatte aufgelegt. Hauptkommissar Wächter sah hinüber zu den Spezialisten an ihren Apparaten.
    »So eine Scheiße!« Ein Kopfhörer flog durch den Raum. »Der Anruf kam aus Italien, aber das ist schon alles. Die haben wohl Spaghetti in der Leitung. Keine Chance!«
    Wächter machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dann eben nicht.«
    »Und jetzt?«, wollte Dr. Leuttner wissen.
    »Was heißt ›und jetzt‹? Besorgen Sie das verdammte Geld! Acht Komma fünf Millionen Mark, umgerechnet in Dollar, in gebrauchten Scheinen, wie von den Entführern gefordert. Und lassen Sie mich von Ihrer Sekretärin mit diesem Bruder verbinden. Ich hoffe, er macht mit.«

23
    A ls Laura am Nachmittag des nächsten Tages bei der Casa Ottilia vorfuhr, stockte ihr fast der Atem. Mehrere Polizeiwagen parkten auf dem Grundstück. Bei einem war das Blaulicht eingeschaltet. Auf der großen Wiese stand ein Hubschrauber der italienischen Polizei. Erschrocken drehte sich Laura um, als sie hinter sich eine Sirene hörte. Mehrere Polizeimotorräder drängten an ihrem Fiat vorbei. Einige Uniformierte eilten auf sie zu. Was um Gottes willen war hier passiert? Seit Tagen hatte sie Mark telefonisch zu erreichen versucht, aber offenbar hatte er noch in der Nacht nach ihrer Abreise das Haus verlassen. Das war ihr zwar seltsam vorgekommen, schließlich hatte er vorher nichts davon erwähnt, aber so gut kannte sie ihn ja wirklich noch nicht. Und zuzutrauen war es ihm, dass er plötzlich völlig neue Pläne hatte. Nein, Sorgen hatte sie sich nicht um Mark gemacht. Aber sie war ziemlich enttäuscht gewesen, als er sich nicht wie versprochen am nächsten Tag bei ihr gemeldet hatte. Und nun diese vielen Polizisten? Einer stand jetzt breitbeinig neben ihrem Wagen. War das eine Maschinenpistole?
    Laura hob im Auto die Hände. »Mein Name ist Laura Zanetti, ich wohne hier.«
     
    Wenig später saß Laura im Esszimmer dem Commissario aus Verona gegenüber, den sie bereits von den Untersuchungen nach Ottilia Balkows Tod kannte.
    »Wir haben Sie schon gesucht. Wo verdammt noch mal waren Sie?«, herrschte sie der Commissario an.
    »Tut mir Leid. Meine Reisegruppe musste nach einem Tag weiter, irgendetwas ist in der Planung schief gelaufen. Da bin ich zu einer Freundin nach Venedig gefahren.«
    »Wie heißt diese Freundin? Ihren Namen bitte!«
    »Viviana Torre. Ihre Eltern haben ein kleines Hotel auf dem Lido. Dort habe ich gewohnt. Reicht das?«
    »Ihre Freundin Viviana kann das bestätigen?«
    »Natürlich kann sie das. Was sollen diese Fragen?«
    Commissario Sanabotti raufte sich die Haare. »Sie wissen, was passiert ist?«
    »Ja. Ihr Kollege hat mich gerade informiert. Mark ist entführt worden, stimmt das?«
    »Natürlich stimmt das.« Sanabotti gestikulierte wild mit den Händen. »Glauben Sie, wir machen das hier alles zum Spaß?«
    »Nein, natürlich nicht …«
    »Wie gut kannten Sie Herrn Hamilton?«
    »Ich habe ihn erst vor einigen Tagen kennen gelernt.«
    »Und?«
    »Was heißt ›und‹?«
    »Und, haben Sie mit ihm geschlafen?«
    Empört sprang Laura auf. »Was geht Sie das an?«
    »Setzen Sie sich! Wir haben hier eine Entführung. Ich muss alles wissen.«
    Laura setzte sich wieder, blieb dem Commissario aber die Antwort schuldig.
    »Hat Ihnen Herr Hamilton hinsichtlich der Höhe seines Vermögens konkrete Angaben gemacht?«
    »Nein, hat er nicht. Warum?«
    »Hier stelle ich die Fragen. Machen Sie doch bitte nicht alles noch schwieriger.« Commissario Sanabotti wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es ist sowieso ein unvorstellbares Durcheinander. Die deutsche Kriminalpolizei ist involviert, Europol, in wenigen Minuten kommt eine Antiterroreinheit aus Mailand, ein Commissioner von Scotland Yard ist im Anflug. Ich werde noch völlig verrückt. Spätestens um acht Uhr wird Herr Krobat mit Kriminalbeamten aus München eintreffen …«
    »Marks Halbbruder kommt?«
    »Ja, wir haben doch nach dem Tod von Signora Balkow gemeinsam mit ihm telefoniert. Die Entführer wollen, dass er das Lösegeld überbringt. Es liegt bereits eine Ausnahmeregelung aus Rom vor. Offenbar hat London Druck gemacht. Das Antimafia-Gesetz, das die Zahlung von Lösegeld bei italienischen Staatsbürgern unterbindet, wird in diesem Fall nicht zur Anwendung gebracht. So, genug der Erklärungen meinerseits. Sind Sie nun bereit, meine Fragen zu beantworten?«
    »Natürlich bin ich das«, sagte Laura. »Das war ich übrigens von Anfang an. Nur eine Antwort auf die Frage, ob ich

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