Vereint
hatte ja nicht mal meine Augen. Er war ganz und gar Rush.
»Ich schätze, das ist wohl wirklich deiner«, meinte sie. Ich blieb stehen und machte einen Schritt zurück, sodass ich mit Rush hinter mir zusammenstieß. Er legte den Arm um mich und hielt mich fest.
»Du wolltest ihn sehen. Pass auf, was du zu seiner Mutter sagst. Und entschuldige dich für die beschissene Bemerkung von eben, oder ich bringe dich zur Tür.«
Nans Augen blitzten vor Wut auf, und ich hatte das Gefühl, das Ganze könnte aus dem Ruder laufen. Doch sie holte tief Luft und sah mich mit hasserfüllten Augen an. »Es tut mir leid«, zischte sie. Davon konnte natürlich keine Rede sein, aber dass Rush sie dazu gebracht hatte, es zu sagen, war ja immerhin schon mal was.
»Darf ich ihn mal halten?«, fragte Nan und sah zu Rush.
Ich versteifte mich. Wenn er es ihr erlaubte, dann würde ich mit Nate davonrennen. Schließlich hatte alles seine Grenzen.
»Das ist wohl keine so gute Idee. So, wie du seine Mama anfunkelst, hätte sie sicher kein gutes Gefühl dabei.«
Nans Gesicht verfinsterte sich. »Er ist doch auch dein Sohn, oder?«
»Schon. Aber Blaire ist seine Mutter. Ich lasse nichts zu, womit sie sich nicht wohlfühlt.«
»Herrgott, Rush, wo hast du denn deine Eier gelassen?«
»Hach, schon das zweite Mal danebenbenommen!«
Nan verdrehte die Augen und erhob sich von dem Hocker. Sie sah noch mal zu Nate zurück, und ihr Blick wurde ein wenig weicher. Es war ja auch schwer, ihn nicht zu lieben. Er war so schön wie sein Vater. »Mom würde ihn so gerne mal sehen«, sagte Nan und zog sich den Handtaschenriemen über die Schulter. »Du solltest ihr zumindest mal ein Foto schicken.«
»Nan, Mom hat sich doch um ihre eigenen Kinder einen Dreck geschert. Das weißt du. Wieso sollte sie da an meinem interessiert sein?«
Nan zuckte nur mit den Schultern. »Berechtigter Einwand.«
Nate begann sich in meinen Armen zu winden. Er wollte wieder an die Futterquelle. Rush streckte die Arme nach ihm aus. »Gib ihn mir. Bei mir denkt er nicht gleich an Milch.«
Ich legte ihm Nate in die Arme, der sich sofort beruhigte und zu Rush hinaufstarrte. Sein Vater faszinierte ihn.
»Du machst das ja richtig gut! Na ja, das überrascht mich nicht, schließlich spielst du den Daddy ja schon, solange ich mich erinnern kann«, bemerkte Nan. Das war die erste Nettigkeit, die sie seit ihrer Ankunft von sich gegeben hatte.
»Ich mache das nur deshalb so gut, weil ich Blaire beobachtet habe. Sie hat mir alles beigebracht.«
Nan gefiel diese Antwort nicht, und sie stimmte auch nicht. Rush hatte sich auf Anhieb als Naturtalent erwiesen. Ich wollte gerade protestieren, als Nan ihren Stuhl zurückschob. »Ich wollte nur mal das Kind sehen und dich wissen lassen, dass es mir besser geht. Ich bin ein paar Tage in der Stadt, falls du mich mal sehen willst. Wobei ich auf kein weiteres Bonding mit deiner kleinen Familie hier scharf bin, denk bitte dran.«
Ich beobachtete, wie sie ohne ein weiteres Wort aus der Küche und die Diele entlang zur Haustür rauschte. Rush hatte ihr nicht geantwortet.
»Und sie ist immer noch ein Aas«, murmelte er.
Ich drehte mich zu ihm um, und er machte ein finsteres Gesicht. »Es tut mir leid, dass du dir das alles anhören musstest«, sagte er.
»Ich höre da einfach gar nicht hin. Sie möchte mir den Schwarzen Peter zuschieben, und ich fürchte, das wird sie immer. Das ist okay. Sie habe ich ja nicht geheiratet«, erwiderte ich.
Nate hörte meine Stimme und drehte den Kopf zu mir, bevor er zu weinen begann. Er wollte an meine Brüste. Lächelnd streckte ich die Arme nach ihm aus. »Ich muss ihn wieder stillen. Das letzte Mal hat er wohl nicht die volle Portion abbekommen. Er ist wild entschlossen, wieder zu trinken.«
Rush gab ihn mir. »Was hat dieser kleine Scheißer nur für ein Glück!«
Ich trat spielerisch nach Rush, und er brach in schallendes Gelächter aus, so wie ich das liebte.
»Selber auch hungrig?«, wollte er wissen.
»Ja. Ich sterbe vor Hunger. Kannst du mir vielleicht ein Sandwich machen?«, fragte ich ihn, bevor ich ins Wohnzimmer ging und es mir mit Nate in einem Sessel bequem machte.
»Für dich mache ich alles«, antwortete er.
W oods stand draußen vor dem Clubhaus und debattierte mit dieser Angie oder Angel oder Angelina … herrje, ich konnte mir ihren Namen einfach nicht merken. Über die Jahre war sie immer mal wieder aufgetaucht. Ich war mir ziemlich sicher, dass Woods und sie zu Highschoolzeiten
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