Vereist (German Edition)
nach Mexiko war. Sie hatten einen perfekten Plan. Linus würde seinen Job verlieren, weil der Mörder ihm entkommen war. Aber dafür würde Paul ihm finanziell aus der Patsche helfen. Der Agent war so schwer verschuldet, dass er bereit war zu tun, was immer Paul von ihm verlangte. Aber dann war das Flugzeug völlig unplanmäßig abgestürzt.
Pauls Magen zog sich erneut schmerzhaft zusammen. Er warf die Säureblocker ein wie M&M’s. Zusätzlich zu den Medikamenten, die ihm der Arzt für sein Magengeschwür verordnet hatte.
Wenn das hier vorbei war, brauchte er erst einmal Urlaub. Er rieb sich die feuchte Stirn. Hier draußen herrschten arktische Temperaturen, und er schwitzte wie bei einer Hitzewelle im Süden.
Gary musste es einfach schaffen. Besand und Kinton durften auf keinen Fall beide überleben.
Was sonst passieren würde, wollte Paul sich lieber nicht vorstellen.
Morgen. Morgen würden die Hubschrauber ins Gebirge fliegen, und seine Zukunft würde sich entscheiden.
N EUNZEHN
Brynn atmete aus, schloss noch einmal die Augen und lauschte dem Medley aus männlichen Schnarchtönen. Gab es einen unter ihnen, der nicht schnarchte? Die letzte Nacht in den Bergen lag hinter ihnen. Bald würden sie mit Hubschraubern ausgeflogen werden. Gott sei Dank. Sie verspürte nicht die geringste Lust auf eine lange, eisige Wanderung zurück in die Zivilisation. Wenn sie wieder zu Hause war, würde sie sich einen Wellnesstag gönnen. Einen Verwöhntag mit einem Besuch im Kosmetikstudio, einer Massage und einem Peeling. Alles, was das Testosteron neutralisierte, das sie seit Tagen umwaberte.
In der Nacht war sie an der Luft im Flugzeug fast erstickt, weil sie vor Alphamännchen-Hormonen nur so strotzte. Als es Zeit geworden war zu schlafen, hatte Liam sich neben seinem Bruder ausgestreckt und sie erwartungsvoll angestarrt. Er wollte, dass sie sich zu ihm legte. Sie hatte ihn ignoriert, sich zu Jim in einen Sessel gesetzt und sich leise mit ihm unterhalten. Die Entscheidung, wo sie schlafen sollte, hatte sie noch aufgeschoben. Die Sessel waren eine Möglichkeit. Aber so bequem sie auch sein mochten – im Sitzen brachte sie kein Auge zu.
Alex hatte sich mit etwas Abstand zu Liam in den Frachtbereich gelegt. Hier im Flugzeug konnte man sich nicht aus dem Weg gehen. Wenn Brynn von den Männern genug hatte, konnte sie nur die Augen schließen.
Während der Unterhaltung mit Jim hatte sie plötzlich Stimmen aus dem Frachtbereich gehört. Sie hatte den Kopf in die Richtunggedreht, aber nur den gereizten Ton und die gezischten Worte »zu alt« verstehen können. Eindeutig Liams Stimme. Er und Alex lagen sich auf ihre Ellbogen gestützt gegenüber und funkelten einander an. Selbst Jim hatte die Spannung gespürt, die in der Luft lag, und aufgehört zu reden. Brynn hatte die beiden Männer angestarrt. Worüber stritten sie sich? Über sie? Liam beschoss Alex schon die ganze Zeit mit giftigen Blicken. Als Liam gesehen hatte, dass ihr vor Erleichterung über Alex’ Rückkehr nach den Schüssen die Tränen gekommen waren, war ihm alles klar gewesen. Aber offenbar wollte er nicht kampflos aufgeben.
Die Männer hatten einander angestarrt, als würden gleich die Fäuste fliegen. Brynn hatte sich eine dünne Decke geschnappt und war in die schmale Lücke zwischen den beiden getreten. Alex’ Gesicht hatte sofort jeden Ausdruck verloren. Er hatte sich hinter der Maske versteckt, die er viel zu häufig aufsetzte. Liams Augen hatten sich zwar in Brynns gebohrt, aber er hatte den Mund gehalten. Sie hatte beide Männer mit ihrem Blick erfasst. »Habt ihr vor, mich wachzuhalten? Ich bin nämlich hundemüde und will einfach nur schlafen, bis die Hubschrauber uns holen kommen.« Die zwei Männer hatten den Kopf geschüttelt. Sie hatte sich zwischen sie gelegt, zu beiden Abstand gehalten und war eingeschlafen.
Jetzt merkte sie, dass sie im Lauf der Nacht Alex’ Wärme gesucht hatte. Ihre Wange lag an seinem Ärmel. Der Mann war wie ein Glutofen, und das fühlte sich himmlisch an. Aber um des lieben Friedens im Flugzeug Willen durfte sie nicht riskieren, dass Liam aufwachte und sie an Alex geschmiegt vorfand. Widerstrebend rollte sie sich ein Stück weg und vermisst sofort die Wärme.
Liam lag nicht auf ihrer anderen Seite.
Brynn setzte sich auf, blinzelte Tyrone an, sah sich dann im Flugzeug um und zählte die Köpfe. In vier Sitzen saß jemand. Leise stand sie auf und trat in den Mittelgang. Kein Liam. Panik ließ ihren Mund trocken werden.
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