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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Wo war er hin?
    Sie zwang sich, tief durchzuatmen. Sicher war er nur zum Pinkeln vor die Tür gegangen. Sie verdrehte die Augen über sich.
Dussel.
    »Was ist?«
    Thomas sah sie aus dem Halbdunkel an. Sein Flüstern hatte sie erschreckt.
    »Nichts. Ich glaube, Liam ist rausgegangen. Als ich aufgewacht bin und er nicht da war, habe ich mir Sorgen gemacht. Aber wahrscheinlich musste er nur kurz raus.
    Thomas nickte, musterte sie aber weiterhin scharf. »Seit wann ist er weg?«
    »Keine Ahnung. Sicher ist er gleich wieder da.«
    Brynn setzte sich auf die Kante eines freien Sessels und warf einen Blick auf die Uhr. Fast fünf. Schweigend wartete sie zusammen mit Thomas. Sechs Minuten vergingen. Brynn rieb sich das Gesicht. Der Klumpen in ihrem Magen wurde immer größer.
    »Das dauert zu lang.« Thomas stand auf und ging zur Tür. Er drückte sie auf und starrte in den Schnee. Brynn schob sich neben ihn und sah ebenfalls hinaus.
    Keine Spuren. Der Schnee glich dem makellos weißen Zuckerguss auf einer Torte.
    »O Gott.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Wo ist er?« Rückwärts schob sie sich zu einem Sessel und ließ sich hineinplumpsen. Ihr war schwindelig.
    »Scheiße.« Thomas knallte die Tür zu. Jim und Matt Boyles zuckten in den Sesseln zusammen und waren schon auf den Beinen, bevor sie die Augen richtig offen hatten. Die Hände an den Waffen blinzelten beide Männer Brynn und Thomas an.
    Jim sagte zuerst etwas. Mit schmalen Augen schaute er Brynn dabei ins Gesicht. »Was ist? Ist was passiert?«
    »Liam ist weg«, flüsterte Brynn. Jims Blick flog zu Thomas. Der große Mann nickte.
    »Keine Spuren.«
    »Wie kann das sein?«
    Alle vier drehten sich zu Alex’ Stimme um. Er hockte mit der SIG in der Hand im Frachtbereich. Brynn hatte nicht gehört, wie er sich aufgesetzt hatte. Seine Blicke drangen aus dem Halbdunkel wie Stahlgeschosse.
    Keiner sagte etwas. Die Antwort auf seine Frage lag auf der Hand.
    »Scheiße.« Tyrones raue Stimme gab Brynn einen Stich ins Herz.
    Jim beugte sich über den Sitz und rüttelte Ryan wach. Er kam nur langsam zu sich und schob mit einem benommenen Protest Jims Hand von seiner Schulter. Brynn wollte ihm die Hand auf die Stirn legen, hielt sich aber zurück. Ryan würde es sicher nicht schätzen, direkt unter den Augen der anderen Männern von ihr begluckt zu werden. Ihre Finger gruben sich in eine Sitzlehne.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie tonlos. Hatte Liam sich verlaufen? Im Wald verirrt? Hatte ihn ein Bär weggeschleppt?
Hatte Besand ihn gefunden?
    »Wir suchen ihn«, sagte Alex ruhig.
    Brynn sah in die silbernen Augen und versuchte, sich von seiner Zuversicht anstecken zu lassen. Ein Funke Hoffnung flackerte in ihrem Herzen auf.
    »Wir gehen paarweise. Er kann ja nicht einfach spurlos verschwunden sein.« Alex’ Blick blieb an Ryans gerötetem Gesicht hängen. »Ryan bleibt hier bei Tyrone.« Dass Ryan nicht protestierte, zeigte Brynn, wie elend er sich fühlte.
    Jim übernahm das Kommando: »Matt und ich gehen zusammen. Alex, du gehst mit Thomas.« Er hielt inne und sah Brynn in die Augen.
    Sie hatte den Blick auf Tyrone gerichtet und versuchte, nicht auf die feuchten Spuren unter seinen Augen zu starren. »Ich bleibe hier.«
    »Kommst du mit der Pistole klar?«, fragte Jim.
    Brynn schluckte und nickte. Sie sah Ryans verschwommenen Blick und wusste, dass er nicht schießen konnte, falls sie überraschend Besuch bekamen. Jemand musste bleiben.
    »Ich werde tun, was nötig ist.«
Bitte lieber Gott, mach, dass nichts passiert.
    »Macht euch fertig«, sagte Jim. »Matt und ich gehen nach Westen, ihr beide nach Osten.«
    Alex und Thomas nickten und schlüpften in ihre Jacken.
    »Zwei Schüsse, wenn ihr ihn findet.«
    »Falls wir ihn finden«, murmelte Alex während er seine Waffen überprüfte. Die Angst griff nach Brynns Eingeweiden. Beim letzten Mal, als er das Flugzeug verlassen hatte, wäre er beinahe erschossen worden.
    Eine Hand schob sich in ihre und drückte sie. Tyrone sah sie mitfühlend an. »Sicher ist nichts passiert. Sie kommen alle gesund wieder.«
    Brynn lächelte mechanisch. Es gelang ihr gerade noch, Alex’ Blick aufzufangen, bevor er das Flugzeug verließ. Silberne Augen bohrten sich in ihre, berührten ihr Herz und wärmten es. Dann war er weg, und sie war leer.
    »Eins, zwei, drei, vier. Ja! Alle!« Darrin zählte die Gestalten, die das Flugzeug verließen, durchs Fernglas. Alex’ leuchtend blaue Jacke stach zwischen den anderen heraus.

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