Vereist (German Edition)
dass die Maschine auch sonst nirgends gelandet ist. Und als ich beim Tower in Aurora nachgefragt habe, ob der Flug dorthin umgeleitet wurde, sagte man mir, über den Kaskaden sei ein kleines Charterflugzeug abgestürzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um die Maschine mit dir an Bord handelte, war groß.«
»Dann hat der Peilsender wohl funktioniert, und deshalb bist du hier.«
Alex schüttelte den Kopf. »Zwischen Sender und Empfänger dürfen keine Hindernisse liegen. Suchflugzeuge konnten bei dem Wetter keine aufsteigen. Aber jemand hat das Flugzeug vom Boden aus gesehen und es dem Sheriff gemeldet. Die genaue Position konnten wir nur schätzen.«
Einatmen, ausatmen. Ganz ruhig
. Alex’ erhobene Arme begannen zu schmerzen. Brynn ließ seinen Blick nicht los. Sie war seineLebensversicherung.
Konzentrier dich ganz auf sie
. »Was hast du gegen Whittenhall in der Hand? Warum hat er für dich den Flugplan geändert?«
Einer von Darrins Mundwinkeln zuckte nach oben. Aber er antwortete nicht.
Alex wusste genau, dass er darauf brannte, ihm zu antworten. Darrin redete für sein Leben gern. Besonders, wenn er glaubte, er hätte die Oberhand. Alex beschloss, mehr Druck aufzubauen. »Ich wusste, dass Whittenhall Dreck am Stecken hat. Er hat Linus mit hineingezogen.«
Darrin feixte. »Linus, dieser Idiot, kriegte sein Problem nicht in den Griff. Dieser Waschlappen riskierte das Glück seiner netten kleinen Familie, weil er die Finger nicht von den Karten lassen konnte.«
Wut riss an Alex’ Nerven.
Jetzt nicht an Linus’ Kinder denken
. Er lockerte seine steifen Knie.
»Was ist mit Linus passiert?«
Darrin zuckte die Schultern. »Als ich zu mir gekommen bin, war er tot.«
»Aber die Piloten nicht.«
»Einer schon. Der andere fast.«
Brynns Augen verengten sich bei Darrins Worten.
»Du hättest ihm helfen können«, gab Alex zurück.
»Ach, und wie? Ihm die Hand halten? Er hat mich als Arschloch bezeichnet, und ich habe gern dabei zugesehen, wie ihm das Blut langsam aus dem Körper lief. Ich war ihm nichts schuldig.« Darrin schnaubte. Seine Augen huschten unruhig umher.
»Und was ist Whittenhall dir schuldig? Was bringt ihn dazu, dich abhauen zu lassen?«
Darrin neigte den Kopf, als müsste er die Antwort erst abwägen. Dann sagte er: »Er ist mein Cousin.«
Alex blinzelte. »Familienbande? Er will dich aus dem Knast holen, weil ihr verwandt seid? Das glaube ich nicht.«
Das kann nicht alles sein
. Wenn Darrin sein Cousin gewesen wäre, hätte Alex sich von ihm ferngehalten.
Darrin schüttelte den Kopf und grinste. »Nein. Es steckt noch mehr dahinter. Vetter Paul und ich hingen früher ständig zusammen, obwohl er zehn Jahre älter ist als ich.«
»Hört sich nach einer sehr speziellen Beziehung an …« Alex hob feixend eine Augenbraue. Er hatte ziemlich schnell herausbekommen, wie sehr er Darrin mit Anspielungen, er könnte schwul sein, auf die Palme bringen konnte. Manchmal brachte er Darrin damit dazu, mehr zu sagen, als er eigentlich wollte. Zorn schien den Filter zwischen Darrins Mund und seinem Hirn lahmzulegen.
»Fick dich!« Die Fingerknöchel der Hand, mit der Darrin die Pistole hielt, wurden weiß. »Ich bin keine Schwuchtel! So war das nicht!«
»Wie war es dann? Du redest Blech. Ich verstehe kein Wort.«
»Er war dabei! Bei meinem ersten Mal!«
»Als dir zum ersten mal ein Kerl einen geblasen hat?«
»Bei meiner ersten Toten. Er war dabei! Er hat zugeschaut und ihr nicht geholfen!« Darrins Arm legte sich fester um Brynns Hals. Sie versuchte, auf ihren gefesselten Füßen das Gleichgewicht zu halten.
»Wer war das? Brenda?« Brenda Jeal war vor zwanzig Jahren Darrins erstes Opfer gewesen. Ihr hübsches Gesicht erschien kurz vor Alex’ innerem Auge. Gefolgt von einem Dutzend anderen.
Darrin lachte. Sein Ärger verpuffte. Er wedelte wegwerfend mit der Hand. »Ach was, das war lang vor ihr. Verdammt, wir waren damals noch Kinder.«
Wut brodelte in Alex auf. Kinder? Besand hatte schon als Minderjähriger getötet? Und Whittenhall war dabei gewesen? »Kinder?«
»Pauls jüngere Schwester.« Darrin sprach die Worte aus, als ließe er sich ein köstliches Stück Schokolade auf der Zunge zergehen. Süß und aromatisch.
»Wie bitte?« Alex’ Magen rumorte. Das musste eine Lüge sein. Kein Mensch würde …
»Sie ist ertrunken, und wir haben zugeschaut.«
»Ihr konntet ihr nicht helfen?«
Das ist doch nicht wahr!
»Doch. Wir waren mit ihr im Pool. Sie konnte nicht schwimmen.«
Weitere Kostenlose Bücher