Vereist (German Edition)
vergessen?
Alex sah Ryans breites Grinsen, stellte seine Frage aber an Brynn. »Üble Geschichte?«
»Einer von den Einsätzen, bei denen alles schiefgeht, was schiefgehen kann.«
»Noch schlimmer als der hier?«
»Hier haben wir es nur mit Mutter Natur zu tun. Aber versuch mal, dich gegen die menschliche Natur zu behaupten.«
»Er konnte nichts dafür. Er hatte sich das nicht ausgesucht«, warf Jim ein.
Ryan johlte, Thomas schüttelte den Kopf.
Ohne weiter auf die beiden zu achten, sah Alex Brynn erwartungsvoll an. »Könnte das eine Geschichte sein, die mich vor dem Grübeln und dem Stumpfsinn bewahrt?«
Sie grinste. »Durchaus möglich.« Seine Augen baten um ein wenig Ablenkung.
»Dann raus damit.«
Brynn atmete tief durch, genoss den Schock der kalten Luft in ihrer Lunge, und dachte an den Einsatz zurück. »Das war vor knapp zwei Jahren. Im Sommer. Wunderschönes Wetter. Sicher um die dreißig Grad.« Sie hörte Alex knurren und unterdrückte ein Lächeln. »Es war ein wirklich heißer Tag. Nicht wahr, Ryan?«
»Daran, dass es heiß gewesen sein soll, erinnere ich mich nicht.«
Brynn verdrehte die Augen. Ryan hatte nicht kapiert, dass sie Alex aufziehen wollte. Spielverderber.
»Na ja. Zumindest hat es nicht geregnet. Und auch nicht geschneit.« Sie sah, wie Alex’ Lippen sich verzogen. Er verstand ihre freundliche Stichelei. »Jedenfalls suchten wir nach einem Wanderer, der den Anschluss an seine Gruppe verloren hatte, und das Einsatzgebiet war riesig. Der Suchtrupp bestand aus etwa dreißig Leuten am Boden, und wir hatten Unterstützung von einem Hubschrauber.«
Alle sahen hinauf zu den tief hängenden Wolken. Sie wussten, dass sich das Wetter in den nächsten achtundvierzig Stunden bessern sollte. Aber noch sah es nicht danach aus. Bis dahin gab es keine Aussicht auf Hilfe aus der Luft. Es war einfach zu stürmisch.
»Zwei Suchteams hatten jeweils eine einzelne menschliche Spur gefunden, aber die Spuren lagen über eine Meile weit auseinander. Also wurden beide Spuren verfolgt.«
»Und wie wurden die Spuren entdeckt?« Alex hob eine Augenbraue. Kiana hatte sich zu seinen Füßen niedergelassen, und er strich ihr ab und zu durchs nasse Fell.
»In der Nacht zuvor hatte es ein bisschen geschneit.«
»Du sagtest, es hätte nicht geschneit.« Er sah sie finster an.
»Hat es an dem Tag auch nicht. Es war sonnig. Aber wir waren auf einer Höhe, in der selbst im Sommer manchmal Schnee fällt. Jedenfalls sah es aus, als wäre der Vermisste völlig planlos kreuz und quer durch die Gegend gelaufen. Die Spuren führten durch Senken und um gigantische Felsformationen. Rauf und runter und im Kreis.«
»Zwei verschiedene Leute? Oder beides Mal derselbe Betrunkene?«, fragte Alex dazwischen.
»Weder noch.« Brynn strafte ihn für die Unterbrechung mit einem strengen Blick. »Ein Team folgte seiner Spur bis zu einem Bach, den er offenbar nur zehn Meter von einer Brücke entfernt überquert hatte.«
»Er ging nicht über die Brücke? Aber warum denn? Wollte er den Suchtrupp abschütteln?«
Brynn fuhr fort, als hätte sie ihn gar nicht gehört und genoss seine gespannte Aufmerksamkeit. »Dann hörte eines der Teams eine Antwort auf sein Pfeifen und seine Rufe. Aber wegen des schwierigen Geländes war es schwer herauszufinden, woher sie kam. Es gab Echos und Stellen, an die Geräusche kaum vordrangen. Aber die Einsatzkräfte wussten, dass ihnen eine menschliche Stimme geantwortet hatte. Sie suchten weiter und glaubten, sie würden den Wanderer hinter der nächsten Kuppe oder dem nächsten Gipfel finden. Aber sie hatten kein Glück. Sie riefen, er sollte ihnen beschreiben, wo er sei. Aber er schrie zurück, das könnte er nicht.«
»Er war also doch betrunken«, sagte Alex.
»Der Hubschrauber kreiste über dem Gebiet, und der Vermisste rief, er könnte ihn hören und würde auch mit den Armen winken. Aber sehen konnte er den Heli nicht. Auch die Mannschaft des Hubschraubers entdeckte ihn nirgends. Das Suchteam am Boden konnte ihn nun nicht mehr hören, weil der Hubschrauber so viel Krach machte. Aber gerade, als der Pilot umkehren wollte, weil der Treibstoff knapp wurde, sah er den Mann.«
»Okay. Und was war das Problem?« Alex wurde langsam ungeduldig.
»Sehprobleme«, sagte Brynn schlicht.
»Wie bitte?«
»Er hatte seine Brille verloren und war deshalb fast blind. Deshalb hat er auch die Brücke über den ersten Bach nicht gefunden. Er sah einfach nicht, dass sie da war. Und seine unmittelbare
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