Vereist (German Edition)
Maul des flüchtenden Bären, aus dem die große Forelle baumelte.
»Das Gehirn konnte ich überhaupt nicht sehen«, murmelte Alex.
Gehirn?
Brynn musterte ihn forschend.
Zum Teufel, wovon redet er?
Ryan brüllte vor Lachen. Er griff in den Schnee und schleuderte einen Schneeball auf Alex. »Dem nächsten Bären sage ich, er soll stillhalten, bis du gezielt hast.«
Während sie sich weiter durch den Wald kämpften, spürte Alex, wie die zweite Ibuprofen-Dosis die Schmerzen in seinem Kopf und seinem Bein dämpfte. Sein Magen hatte sich beruhigt, und seine Hände zitterten nicht mehr so sehr. Das war fast so tröstlich wie eine Heizdecke um die Schultern. Half Ibuprofen auch gegen die Entzugserscheinungen? Hoffentlich. Brynn hatte genug von dem Zeug dabei, um ihn drei Tage lang zu versorgen.
Drei Tage?
Er schüttelte ungläubig den Kopf. Würde er wirklich drei Tage lang hier in den Bergen durch den Schnee stapfen?
Und würde er nach dieser Mission endlich besser schlafen können?
Er bezweifelte es.
Nachdenklich tastete er nach der Jackentasche, in der er die Beretta verstaut hatte. Die Handschuhe auszuziehen und unter der Jacke nach der Pistole zu wühlen, hatte ihn vorher wertvolle Sekunden gekostet. Er würde sich nicht mehr unvorbereitet überraschen lassen. Angestrengt starrte er zwischen die Bäume.
»Hey! Schaut euch das an!« Ryans Stimme riss Alex aus seinen mentalen Vorbereitungen auf die nächste Begegnung mit einem Bären.
Die Marschkolonne hielt an. Alle schauten hinauf zu den Baumkronen, auf die Ryan zeigte. Dort bauschte sich etwas Blasses im Wind. Alex’ Füße erstarrten mitten im nächsten Schritt.
Ein Fallschirm?
»Ist das ein Fallschirm?« Brynn sprach seine Gedanken aus.
Alex hatte bereits die Beretta in der Hand und hielt Ausschau nach einem Lebenszeichen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Nichts. Alles war still; die winzigen Flocken fielen geräuschlos und schnell. Er hob erneut den Blick. Neben dem weißen Schnee sah der Fallschirm vergilbt und schmutzig aus. Und zerfetzt.
»Der ist schon alt«, murmelte Thomas. »Der ist nicht aus unserem Flugzeug.«
Nicht aus unserem Flugzeug.
Alex steckte die Waffe zurück ins Holster und atmete durch. Er war gleichzeitig erleichtert und enttäuscht. Plötzlich empfand er Mitleid. Wer hatte den Fallschirm benutzt? Wie lang war das her?
Interessiert beobachtete er, wie Brynn den Erdboden absuchte. Sie wanderte auf einem spiralförmigen Pfad um den Baum.
»Der viele Schnee deckt alles zu«, schimpfte sie.
»Wem der wohl gehört hat?«, flüsterte Ryan.
»In diesen Wäldern sind schon viele Leute verschwunden«, sagte Thomas leise. »Flugzeuge auch.«
Alex konnte nichts sagen. Ihm war übel. Hatte jemand dort oben gehangen? Tagelang gewartet? Auf die Rettung, die nicht kam? Oder war die Person gleich beim Aufprall gestorben? Er warf einen Blick zu Brynn. Was dachte sie jetzt? Sie wühlte immer noch mit der Fußspitze im Schnee, hatte die Stirn gerunzelt und murmelte vor sich hin.
Seine Exfrau wäre den Tränen nahe, zutiefst schockiert und außer sich vor Mitleid gewesen.
Brynn hingegen suchte nach Antworten.
»Halte die Koordinaten fest, Ryan.«
»Schon passiert.« Der Deputy sah kopfschüttelnd auf sein GPS. »Aber irgendwas stimmt da nicht.«
Thomas warf erst einen Blick auf Ryans GPS-Display, dann auf seines. »Bei mir sieht das anders aus. Total anders.«
Stirnrunzelnd betrachtete Jim die beiden Geräte, die die Männer ihm hinhielten. Dann zog er sein eigenes GPS aus der Tasche. Alex kam sich vor wie ein Idiot. Ein ungewohntes Gefühl.
»Auf meinem sieht es noch mal anders aus.«
»Was?« Brynn blieb überrascht stehen. »Wie kann das sein? Dass ein Gerät nicht richtig funktioniert, könnte ich ja verstehen. Aber gleich drei verschiedene Positionsanzeigen?«
Alex blinzelte. In ihm regte sich ein Verdacht.
»Gibt es hier ein Magnetfeld? Ist in der Nähe irgendwo ein Meteorit eingeschlagen?« Ryan klang in etwa so überzeugt, als hätte er vorgeschlagen, die Elfen wollten ihnen einen Streich spielen.
»Könnte das der Grund sein?«, murmelte Brynn. Alle machten ratlose Gesichter.
»Ich habe keinen blassen Schimmer, was die Geräte so durcheinanderbringt«, gab Jim zu. »Die kriegen ihre Daten von mehreren Satelliten. Vielleicht führt der Sturm zu Übertragungsstörungen. Aber eigentlich sollte das nicht der Fall sein. Die Dinger müssten selbst in tiefen Schluchten und bei schlechtem Wetter akkurat funktionieren.«
Alex sah
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