Vereist (German Edition)
Kinton, wie?« Das Rauschen und Knistern übertönte beinahe Ryans Stimme.
»Kinton ist kein Marshal. Wir wissen nicht, warum er unbedingt mit euch da raus wollte.«
Die Verbindung brach ab. Auf Patricks Display blinkte die Dauer des kurzen Anrufs auf. Wie viel hatte Ryan verstanden? Patrick versuchte, ihn zurückzurufen. Ohne Erfolg.
Enttäuscht betrachtete er die Serviette. Falls das tatsächlich GPS-Koordinaten sein sollten, waren sie keinen Pfifferling wert. Sie stammten von den unterschiedlichsten Stellen, und einige Werte fehlten komplett. Dabei hatte Ryan normalerweise nie Problememit der Standortbestimmung oder mit der Orientierung. Bei dem Anruf mussten einige Informationen untergegangen sein.
»Was hat er gesagt?« Reid starrte die Zahlen stirnrunzelnd an.
»Sie haben das Flugzeug gefunden, aber anscheinend kriegen sie keine verwertbaren Daten von ihren GPS-Geräten. Aus irgendeinem Grund liefern die alle unterschiedliche Koordinaten.«
»Ein Datensatz ist bestimmt der richtige. Irgendwelche Überlebenden?«
»Keine Ahnung. ›Drei Tote‹ hat er gesagt. Die Worte ›überlebt‹ oder ›verletzt‹ sind nicht gefallen. Aber er sagte, jemand sei krank.«
»Wer?«
Patrick hasste das lähmende Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn während des Anrufs befallen hatte. »Ich habe keinen Schimmer, was dort draußen wirklich los ist.«
»Sagst du Whittenhall Bescheid?«
»Nein, verdammt.«
Paul Whittenhall fürchtete, Gary Stewart könnte sich jeden Augenblick übergeben.
Der Deputy Marshal presste die Lippen zusammen, als wollte er verhindern, dass ihm das Frühstück hochkam. Sein Blick irrte umher, und Pauls Anweisungen schien er kaum zu hören. Paul hätte ihn am liebsten geohrfeigt, damit er sich endlich zusammenriss.
Verdammt
. Warum gab es niemand anderen, den er mit Matt Boyles dort rausschicken konnte? Stewart war ein Sesselpupser und kein Outdoorfreak. Aber Paul brauchte jemanden, der den Mund halten konnte und wusste, was auf dem Spiel stand. Boyles brauchte nicht alles zu erfahren, handeln musste letztendlich Stewart.
Matt Boyles betrachtete stirnrunzelnd die Landkarte. »Das Suchgebiet ist riesig. Warum warten wir nicht, bis wir vom Vorauskommando hören? Wir müssen ja nicht unbedingt noch mal bei null anfangen.«
»Können Sie den Spuren des Teams folgen und zu ihm aufschließen?«
Boyles sah Whittenhall neugierig an. »Ich kann es versuchen. Aber bei dem Schnee wird das nicht leicht.«
»Finden Sie das Team, das bereits unterwegs ist. Kinton ist absolut unberechenbar. Ich weiß nicht, was in seinem verdammten Schädel vorgeht. Wenn er mit Darrin Besand zusammentrifft, erledigt er ihn. Er wird erst schießen, dann fragen. Und welche Gefahr Kinton für die Mitglieder des Vorauskommandos darstellt, will ich mir nicht mal vorstellen. Die Sicherheit dieser Leute ist ihm schnurz, wenn er nur Besand in die Finger kriegt.«
Boyles nickte bedächtig. »Glauben Sie tatsächlich, dass er so fanatisch ist?«
Paul sah ihn mit einstudiertem Erstaunen an. »Soll das eine Frage sein? Wollen Sie die Narbe sehen, die ich dank ihm jetzt am Bauch habe? Damals ist Kinton wegen einem von Besands Transporten komplett ausgerastet, und ich war der Leidtragende. Und jetzt scheint er wieder die Nerven zu verlieren. Ich will nicht, dass dort draußen jemand zu Schaden kommt. Kinton ist eine tickende Zeitbombe; auf die Suchmannschaft wird er keinerlei Rücksicht nehmen. Es ist unsere Pflicht, Darrin Besand sicher zu seinem nächsten Prozess nach Portland zu bringen. Und ich werde nicht zulassen, dass dieser Hitzkopf alles ruiniert.«
Darrin stampfte mit den Füßen. Die Jacke des Copiloten war zwar wohlig warm, aber Darrins verdammte Füße waren eisig. Er hatte gehofft, einer der Piloten hätte ein Extrapaar Socken in der Reisetasche. Fehlanzeige. Die Jogginghose aus einer der Taschen trug er nun über den Jeans und unter dem Overall. Sie war ein bisschen zu kurz und zu eng. Darrin war groß und kräftig, hatte eine breite Brust und ausladende Schultern. Vor der Zeit im Knast hatte er immer Probleme gehabt, Kleider zu finden, die ihm wirklich passten.
Das war einer der Gründe gewesen, warum er so gern als Betreuer gearbeitet hatte. Die Krankenhauskittel engten ihn nicht ein. Es gab sie in allen möglichen bequem geschnittenen Größen.Auch den freien Zugang zu den unterschiedlichsten Patienten und Pflegekräften hatte er sehr geschätzt. Und die Verfügbarkeit von Medikamenten.
Darrin berührte vorsichtig
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