Vereist (German Edition)
»Bisher hielt ich es nicht für notwendig, den Namen zu erwähnen. Aber ich glaube, jetzt solltet ihr alle wissen, mit welcher Art Mensch wir es hier zu tun haben.«
»Zu tun haben? Wir tun hier gar nichts mehr. Wir marschieren zurück zum Basislager, so schnell es geht. Den Opfern können wir nicht mehr helfen, und wir verschwenden unsere Zeit nicht damit, Serienkiller zu retten, die sich aus einem Flugzeugwrack befreien.«
»Er muss gewusst haben, dass einer der Piloten den Absturz überlebt hat«, sagte Brynn.
»Es gibt einen Überlebenden?« Alex’ Stimme hob sich, sein Blick hellte sich auf.
Brynn legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. Die vergebliche Hoffnung in seinem Blick gab ihr einen Stich ins Herz. »Er hat es nicht geschafft. Er hat den Absturz überlebt und noch eine ganze Weile durchgehalten. Aber die Verletzungen waren zu schwer.«
Alex schob sich an den anderen vorbei ins Cockpit.
Jim betrachtete den Haufen Schrott, der einmal eine Flugzeugnase gewesen war. »Ich kann einfach nicht glauben, dass Darrin Besand lebendig aus dem Wrack gekommen ist. Und ich kann auch nicht glauben, dass Alex uns bis jetzt nichts gesagt hat. Hat irgendwer irgendwelche Fußabdrücke gesehen?«
Thomas und Brynn schüttelten die Köpfe. Die Frage war überflüssig. Über Nacht war zu viel Schnee gefallen.
»Vielleicht ist er ja mit dem Fallschirm abgesprungen.«
»Linus’ Waffe und das Holster sind weg. Ein Handy habe ich auch nicht gefunden«, sagte Alex hinter ihnen. Mit leerem Blick stieg er aus dem Flugzeug. »Besand war beim Absturz hier. Vielleicht hat er die Pistolen der Piloten ebenfalls mitgenommen. Er ist definitiv bewaffnet.« Alex atmete tief durch. »Ich bin sicher, dass Besand versucht, auf eigene Faust hier wegzukommen. Er kennt sich in der Wildnis aus und wird bestimmt nicht auf eine Rettungsmannschaft warten, die ihn wieder in den Knast zurückbringt. Ich schlage vor, ihr kümmert euch um Ryan und macht euch auf den Weg zurück ins Camp. Ich muss hierbleiben und versuchen, Besands Spur zu verfolgen.« Nach einer kurzen Pause sagte Alex langsam aber fest: »Ich kann ihn nicht einfach davonmarschieren lassen.«
Der Hass in Alex’ Augen nahm Brynn fast den Atem.
S IEBEN
Sheriff Collins trank gerade draußen seinen Morgenkaffee, biss in ein Hörnchen und sah zu, wie die Medienvertreter sich wieder hinter der Absperrung versammelten. In diesem Augenblick ratterte ein kleiner Helikopter zum Camp. Der Hubschrauber beschrieb tief über dem Boden eine Schleife, dann flog er über den Wald in die Richtung, in die das Vorauskommando gegangen war. Fluchend schaute Patrick dem kleiner werdenden Blechvogel hinterher. Der Appetit war ihm gründlich vergangen.
»Diese gottverdammten Vollidioten werden sich umbringen.«
Tim Reid trabte zu ihm. »Wer zum Teufel war das? Ein Fernsehteam?«
Patrick schüttelte den Kopf. »Liam Gentry und sein bekloppter Bruder.«
»Liam? Er hat Tyrone dazu gebracht, bei diesem Mistwetter zu fliegen?« Reid starrte auf die Stelle, an der der Hubschrauber gerade verschwunden war. Patrick hielt seinen Kaffee fest. Eine kräftige Windböe drohte, ihm den Becher aus der Hand zu reißen.
»Der Wind wird die beiden vom Himmel wehen.«
»Bist du sicher, dass das Liam war?« Reid runzelte die Stirn über die Hirnrissigkeit des Piloten.
»Ich weiß es genau.« Die beiden Männer hatten Patrick zugewinkt, bevor sie in Richtung Kaskaden davongeflogen waren. »Der Vogel gehört seinem Bruder. Wir haben ihn schon öfter für Sucheinsätze angefordert.« Mit Liams Bruder arbeitete Patrick nur zusammen, wenn es gar nicht anders ging. Tyrone hatte die lästigeAngewohnheit, unnötige Risiken einzugehen. Beide Brüder waren Draufgänger. Aber Liam hatte sich wenigstens ansatzweise im Griff. Er wusste, dass er nur dann weiterhin sündteure, vom Steuerzahler finanzierte Hightech-Maschinen fliegen konnte, wenn er keine allzu wilden Stunts riskierte.
Patrick nahm einen Schluck von seinem schon halb kalten Kaffee und überlegte, was Liams Vorgesetzter wohl zu dieser hirnverbrannten Aktion sagen würde. Mit einem Blick auf die Medienvertreter fragte er sich, wer von ihnen wohl als erster herausbekommen würde, wem der Hubschrauber gehörte und wer diese Information drucken oder senden würde. Die Anzahl der Reporter hatte sich über Nacht verdoppelt, und langsam wurden ihre Fragen immer dreister. Patrick hatte am vorigen Abend um sieben Uhr eine kurze Pressekonferenz abgehalten
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