Verfehlung: Thriller (German Edition)
uns darauf vorbereitet, dass wir einem Kind das antun müssen.«
Drake setzte sich neben sie auf das Sofa, hob ihr Kinn und küsste sie auf den Mund.
»Bald ist es ausgestanden, Katrina«, sagte er. »Wenn es den beiden heute Abend gelingt, alles Notwendige zu erledigen und Finch zu stecken, dass er mit uns zusammenarbeiten muss. Anschließend muss Finch seinen Teil erledigen. Was auch immer geschehen wird, es hängt allein von ihm ab.«
»Und was ist mit Gabriel? Hast du mit ihm darüber gesprochen?«
Drake stand auf, ging schweigend zur Anrichte, füllte den Wasserkessel und stellte ihn auf den Herd. Katrina beobachtete ihn dabei, unsicher, ob sie ihn mit ihrer Frage nach Gabriel verstimmt hatte.
»Dieser verfluchte Sergei will mir meinen Platz streitig machen«, sagte Drake. »Er hat mir schon damals alles geneidet, als wir noch in Russland waren. Hat immer geglaubt, er müsste der Boss sein. Seit wir mit Gabriel zusammenarbeiten und er mich für zwei Jahre nach Amerika geschickt hat, damit ich dort unser Netzwerk aufbauen konnte, ist es noch schlimmer geworden. Sergei denkt, er kann mich vom Thron stoßen, und die Situation jetzt ist genau das, worauf er gewartet hat. Möglicherweise hat er Vasiliy extra gesagt, dass er die Frau töten soll, damit ich vor Gabriel schlecht dastehe. Ich frage mich, ob er bloß darauf wartet, dass ich schlafe, um mich dann abzustechen.«
Katrina stellte sich neben ihn und nahm sein Gesicht in beide Hände.
»Dann bring den Mistkerl doch um«, sagte sie. »Warum das Risiko eingehen?«
Drake lachte und küsste sie noch einmal. »Du bist ein ganz schön hinterhältiges Biest.«
»Was meinst du, Yuri?«
Er ließ es zu, dass sie ihn mit seinem früheren Namen ansprach. Er benutzte ihn in letzter Zeit so selten, dass er in seinen eigenen Ohren schon ganz fremd klang.
»Lass uns das hier zu Ende bringen, damit Gabriel sein Geld bekommt«, sagte er. »Wen, glaubst du wohl, wird er dann ins Visier nehmen – mich oder die Vollidioten, die die ganze Operation gefährdet haben, indem sie die Frau abschlachten mussten?«
»Sieh lieber zu, dass Gabriel das zuerst von dir erfährt«,
sagte Katrina. »Es sind seine fünfundzwanzig Millionen, und er wird sich kaum Ausflüchte anhören wollen. Wir waren doch beide in Paris dabei, als er diesen Amerikaner wegen fünfzigtausend umgelegt hat.«
Drake sah noch den warmen Strahl Blutes aus der Arterie spritzen, als Gabriel dem Amerikaner die Kehle durchgeschnitten hatte – er wusste noch, wie er über den Dampf gestaunt hatte, der von der immer größer werdenden Blutlache aufstieg, während der Amerikaner sein Leben ausgehaucht hatte.
»Dafür werde ich sorgen«, versicherte Drake ihr. Er nahm sein Mobiltelefon vom Fensterbrett, als hinter ihm gerade das Wasser im Kessel zu kochen anfing. Er tippte eine Kurzwahlnummer ein und lauschte auf den Rufton am anderen Ende.
»Hallo?«, meldete sich eine Stimme mit gepflegtem englischem Akzent.
»Gabriel? Ich bin’s, Mr. Drake. Wir haben ein Problem.«
Er sah Katrina an, die nervös lächelte.
16
23:45 Uhr
Logan war stockbetrunken – so sternhagelvoll, dass sich alles um ihn herum drehte und er das Gefühl hatte, sich an den Bettkanten festhalten zu müssen.
Nach dem Eklat mit Crawford war er schnurstracks zurück ins Frankenstein’s gegangen, hatte dort bis nach zehn gesoffen und sich danach bei McDonald’s an der Sauchiehall
Street einen Big Mac geholt. Ziellos war er die Straße entlanggeschlendert, hatte allerdings zuvor noch mit einigen Halbstarken debattieren müssen, die vor Marks & Spencer herumlungerten und es auf seine Pommes frites abgesehen hatten – als Gegenleistung dafür würden sie davon Abstand nehmen, ihm den Kopf einzutreten. Schließlich war er noch auf drei weitere Biere im Living Room eingekehrt. Nun befand er sich auf dem Weg zurück in seine Wohnung. Seine leere Wohnung.
Bis auf Stella.
Er hatte die Angewohnheit, mit sich selbst zu reden, wenn er sich mehr als ein Pint hinter die Binde gekippt hatte.
»Du bist doch ein Scheißverlierertyp, Logan. Lebst scheißalleine mit dieser Katze. Heulst einer Freundin aus der Zeit nach, als dir noch das ganze Leben offenstand.«
Auf der Bothwell Street wechselte ein junges Pärchen die Straßenseite, um ihm auszuweichen. Er lamentierte lautstark vor sich hin.
»VERLIERER!«
Er fummelte mit seinen Schlüsseln herum und brauchte vier Anläufe, bis er die Foyertür seines Apartmenthauses geöffnet hatte. Die zwei
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