Verfemte des Alls
Harkon. »Sie sind in einem Flugboot abgeflogen, und das bedeutet, daß sie überall auf diesem Planeten sein können. Wir kehren besser um.« Er wandte sich an mich. »Können Sie Ihr eigenes Flugboot steuern?«
Ich nickte. Maelen begleitete mich und rollte sich auf dem zweiten Sitz zusammen, während ich mich an das Steuergerät setzte.
Das Patrouillen-Flugboot flog geradewegs in Richtung der LYDIS, und ich hielt gleiche Geschwindigkeit ein. Es dauerte jedoch nicht lange, und wir sahen uns einem neuen Problem gegenüber. Mein Funkgerät summte, und ich schaltete es ein.
»Können Sie Ihr Schiff empfangen?« kam Harkons Frage.
Ich hatte noch gar nicht daran gedacht, einen Bericht an die LYDIS zu senden. Ich drückte auf den Sendeknopf. Es kam ein Summen – der Strahl war offen. Aber als ich unseren Kode-Ruf aussandte, erhielt ich keine Antwort. Überrascht versuchte ich es noch einmal. Der Strahl war offen, und gewiß würde ständig jemand am Empfänger Dienst tun, solange wir draußen auf der Suche waren. Immer noch keine Antwort. Es war unbegreiflich.
Ich berichtete Harkon meinen Mißerfolg und erhielt die Antwort: »Hier das gleiche.«
Wir waren am frühen Morgen ausgezogen und hatten während des Fluges unser Mittagsmahl aus Konzentraten zu uns genommen. Jetzt begann das schwache Sonnenlicht zu verblassen, und die Wolken zogen sich dicht zusammen. Starker Wind kam auf. Aus Sicherheitsgründen stiegen wir beide höher, um guten Abstand zu den Felsen zu halten. Verirren konnten wir uns nicht – der Leitstrahl würde uns zur LYDIS ziehen –, aber eine Blindlandung würde durch die starken Winde ziemlich riskant werden. Eine Blindlandung? Wieso – sie würden uns doch erwarten und Scheinwerfer draußen aufgestellt haben, um uns sicher herunterzugeleiten. Oder vielleicht doch nicht? Sie antworteten nicht. Wußten sie überhaupt, daß wir kamen? Warum erhielt ich keine Antwort?
7
Maelen
Ich war in Gedanken so sehr mit den beunruhigenden Einflüssen, die ich in jenem Tal wahrgenommen hatte, beschäftigt, daß ich nicht darauf achtete, was Krip tat. Bis sein Gedanke wie ein Strahl meine Versunkenkeit durchbohrte.
»Maelen! Von der LYDIS antwortet niemand! Was kannst du feststellen?«
Ich zwang mich, meine Gedanken ihm zuzuwenden. Die LYDIS antwortete nicht! Zumindest hatte ich jetzt ein konkretes Ziel für meine Suche. Hier kämpfte ich nicht gegen das Unbekannte. Das Schiff selbst, da es leblos war, konnte mir nicht als Leitstrahl für meine Suche dienen; Lidj war am besten dafür geeignet. Im Geist sah ich den Lademeister vor mir und sandte meinen Suchstrahl aus …
Ich stieß auf ein Nichts. Nein – unterhalb der Oberfläche des Nichts pulsierte etwas, eine stark gedämpfte Identität. Lidj war für mich nicht zu erreichen. Ich versuchte es bei Korde – mit dem gleichen Ergebnis.
»Sie sind bewußtlos – Lidj und Korde«, berichtete ich. »Sie sind in tiefer Bewußtlosigkeit.«
»Sie schlafen!«
»Es ist kein echter Schlaf. Ihr Geist ist nicht unterbewußten Gedanken geöffnet wie beim echten Schlaf. Dies ist etwas anderes.«
Ich versuchte, tiefer einzudringen, um irgendeine Reaktion zu wecken, genügend, um etwas Information zu erhalten. Aber während ich mich darauf konzentierte – wurde ich plötzlich gepackt! Es war, als hätte mich jemand in einem Fallnetz gefangen, als wollte eine andere Persönlichkeit mich in ihren Bann ziehen. Ich konnte auf einmal Krip und das Flugboot sehen. Ich konnte herabblicken auf meinen eigenen pelzigen Körper. Aber zwischen mir und meinem Tierkörper befand sich eine dunstige Wand. Ich durfte mich nicht verlieren! Maelen – ich bin Maelen, eine Thassa, an diesem einzigen Gedanken hielt ich mich fest, das war mein Schild oder meine Waffe. Maelen, so wie Krip mich in seiner Erinnerung sah…
Ich schloß meine Tieraugen und konzentrierte mich allein auf meine Verteidigung gegen jene fremde Kraft, die mir meine Identität nehmen wollte – etwas, das ich mehr fürchtete als den körperlichen Tod.
Der geistige Angriff wurde stärker und erreichte eine solche Kraft, daß ich wußte, ich würde nicht mehr lange durchhalten.
Und dann ließ die Wucht des Angriffs plötzlich nach. Und mit diesem Nachlassen nahm ich eine Unterströmung auf – zuerst wütende Ungeduld, dann Furcht und Verzweiflung. Ich hatte durchgehalten, und für diesmal hatte mein Angreifer aufgegeben. Ob ich bei einem nächsten Angriff standhalten konnte, bezweifelte ich jedoch. Und
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