Verflixt, diese Flirts
Mayas Haus kurz.
Ich klopfte an die Tür, und sie öffnete sich schon eine Sekunde später. Mayas Mutter, Mrs Takahashi, begrüßte mich mit einem Kopfnicken.
»Ach, hallo, Felicity«, sagte sie und lächelte höflich. »Komm doch bitte herein. Maya ist oben.«
»Danke.« Ich achtete darauf, auf der Matte den Dreck von meinen Schuhen abzuklopfen, bevor ich sie im Flur auszog und in ein Schuhschränkchen stellte.
Maya rannte laut polternd die Treppe herunter.
»Ach, hallo!«, rief sie und strahlte übers ganze Gesicht, während sie mich herzlich umarmte.
In meinen Augen brannten Tränen, als ich ihre Umarmung erwiderte. »Danke, dass du dich so freust, mich zu sehen. Es tut gut zu wissen, dass ich willkommen bin«, sagte ich, ohne den verletzten – und ehrlich gesagt, auch verärgerten – Unterton unterdrücken zu können.
Maya ließ mich los und sah mir prüfend in die Augen. Ihr Lächeln verschwand und sie runzelte die Stirn. »Hey, was hast du denn? Ist irgendwas passiert?«
Ich wischte mir mit der Hand über die Augen. »Können wir rauf in dein Zimmer gehen und dort reden?«
Sie nickte und brachte mich nach oben in ihr Zimmer. Auf dem Bett lag ihre Trompete.
»Tut mir leid, wenn ich dich beim Üben störe«, sagte ich, während ich mich auf den Stuhl vor ihrem Computer setzte. Das tägliche Trompetenüben ist Maya heilig. Aber deswegen spielt sie auch so gut.
»Kein Problem«, sagte sie großzügig. »Ich kann ja nachher weitermachen. Also, was ist los?«
Ich schniefte. Dann berichtete ich ihr, wie Andy erst unsere Verabredung abgesagt und mich später am Telefon abgewimmelt hatte. Maya blieb ruhig, während ich immer weiterredete und meinem Frust über Andys verändertes Verhalten, jetzt, da sie einen Freund hatte, Luft machte.
Maya kaute nachdenklich auf der Unterlippe herum. »Ich kann verstehen, warum dich das verletzt«, sagte sie schließlich. »Aber überleg mal – Andy war sehr lange allein. Vielleicht war es für sie eine größere Sache, sich an den neuen Freund in ihrem Leben zu gewöhnen, als uns klar ist.«
»Ja vielleicht«, sagte ich. Ich drehte den Schreibtischstuhl hin und her, während ich an ihren Worten kaute.
Andy war bei Jungs schon immer äußerst wählerisch, deswegen geht sie auch nur selten mit einem aus – und dann ohne was Ernstes im Sinn zu haben. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal einen festen Freund gehabt hatte. Wahrscheinlich hatte ich mich daran gewöhnt, dass sie immer zur Verfügung stand, wenn ich was unternehmen wollte. Vielleicht war es ein bisschen egoistisch von mir gewesen.
»Gib ihr einfach etwas Zeit«, tröstete Maya mich. »Sie wird schon wieder normal werden, so wie es auch bei mir und Scott war. Ich bin sicher, sie wird ihr Gleichgewicht wiederfinden. Andy weiß, wer ihre Freunde sind, und sie wird uns nicht vergessen. Wahrscheinlich ruft sie dich später an, um sich dafür zu entschuldigen, dass sie dich vorhin abgewimmelt hat.«
»Du bist ein Schatz. Also gut, ich werde ihr ein bisschen mehr Zeit geben und Geduld haben.« Ich stand auf und umarmte sie. »Und jetzt geh und spiel deine doofe Musik.«
Sie verdrehte die Augen und strich sich eine lange, schwarze Haarsträhne hinters Ohr. »Du bist ja bloß neidisch.«
»Kann schon sein«, gab ich zu. »Du bist in allem so gut.«
Wir gingen wieder hinunter und ich verabschiedete mich. Ich fühlte mich schon wieder ein wenig besser. Maya und Andy sind das genaue Gegenteil voneinander: Andy ist übermütig, frech und wild. Maya ist ruhig, gelassen und bodenständig. Ihr Rat war Balsam für meine geschundene Seele, und ich bemühte mich, mir ihre Worte einzuprägen: Irgendwann würde Andy sich wieder normal verhalten. Hoffentlich hatte Maya recht.
Ich schlurfte in unser Haus und bereitete mich in Gedanken darauf vor, weitere Paare zusammenzubringen.
»Ach, gut, du kommst gerade rechtzeitig«, sagte Mom, die gerade emsig den Wohnzimmertisch polierte. »Geh noch schnell zum Supermarkt und hole ein paar Sachen, die ich fürs Abendessen brauche.«
Na toll. Jetzt mussten meine vielen Baustellen warten.
5
A m Mittwochmorgen in der Schule schlüpfte ich in das Klassenzimmer, in dem wir in der ersten Stunde Englisch hatten, und setzte mich auf meinen Stammplatz neben Maya. Im Gegensatz zu dem, was Maya vermutet hatte, hatte Andy mich nicht zurückgerufen. Doch angesichts der Tatsache, dass ich den stärkeren Charakter besaß und eine professionelle
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