Verflixt, diese Flirts
Meine Familie ist katholisch, und meine Mutter ist offensichtlich ziemlich fruchtbar«, sagte er und verzog ironisch das Gesicht. »Mein Vater und sie lachen aber nur drüber und sagen immer: je mehr, desto besser«.
Ich gluckste amüsiert. »Na, wenigstens haben sie die richtige Einstellung!«
Derek wurde nachdenklich. »Ich versuche zu tun, was ich kann, um auszuhelfen. Und deswegen muss ich mich beim Football auch so anstrengen. Ich muss unbedingt ein Stipendium bekommen, damit ich nächstes Jahr aufs College gehen kann. Bei so vielen Kindern können mir meine Eltern kein Studium finanzieren.«
Ich nickte und wurde von dem stolzen Gefühl überwältigt, dass Derek mir aus seinem Privatleben erzählte. Jeden Tag erfuhr ich Neues über ihn, und er war wirklich so cool, wie ich vermutet hatte. »Meine Eltern sind superknickerig«, sagte ich. »Meine Mutter gibt mir für nichts Geld, deswegen musste ich mir einen Job zulegen.«
»Tatsächlich? Was machst du denn?«
»Äh, ich arbeite für eine Partnervermittlungsagentur. Papierkram und Ablage und so Zeug.«
Er starrte mich eine ganze Minute lang schweigend an, so lang, dass ich schon anfing, mich ein bisschen komisch zu fühlen. Vielleicht fand er es merkwürdig, dass ich dort arbeitete.
Oder – noch schlimmer – möglicherweise schöpfte er sogar Verdacht, dass die Derek-Liebesparty irgendwie auf mich zurückzuführen war. Au weia.
»Das ist ja interessant«, sagte er schließlich. »Vielleicht kannst du allen in der Schule einen Partner vermitteln, damit sie mit ihrer Jagd auf mich aufhören.«
Ich kicherte unbehaglich. Er hatte keinen Schimmer, wie nahe er der Wahrheit gekommen war. »Ja, ich werde gleich damit anfangen. Und – hast du auch einen Nebenjob?«, fragte ich, um rasch von meinem eigenen Job abzulenken.
»Ja, ich arbeite ein paar Stunden in der Woche im Sportgeschäft meines Vaters.« Er lächelte. »Meine ganze Familie ist ziemlich sportlich.«
»Ich bin zwar total unsportlich, aber in der Grundschule war ich immerhin Torfrau vom Fußballteam.«
»Das ist ja cool. Hat es dir Spaß gemacht?«
»Nein, ich hab mich zu Tode gelangweilt«, sagte ich und lachte. »Leider interessierte ich mich mehr dafür, Marienkäfer und Schmetterlinge zu fangen als das Tor zu hüten.« Grinsend schüttelte ich den Kopf. »Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass ich im Jahr darauf gebeten wurde, nicht mehr mitzuspielen.«
»Ach, wie schade«, sagte er, bemüht, eine ernste Miene zu machen. »Du warst sicher eine süße Torfrau.«
Meine Lippen kitzelten vor Freude über dieses Kompliment. »Na ja, meine Mutter fand das gar nicht. Wie schon gesagt, ist sie ziemlich sparsam mit der Kohle. Du kannst dir sicher vorstellen, wie sie sich über die Geldverschwendung aufgeregt hat.«
Derek zuckte mit den Schultern. »Sie klingt wie die meisten Mütter. Meine ist auch nicht anders.«
Ich verdrehte mitfühlend die Augen.
Schweigend lernten wir noch eine halbe Stunde weiter. Derek war in seine Arbeit vertieft, und ich war in ihn vertieft. In den letzten paar Tagen hatte ich ihn ein bisschen näher kennengelernt – nicht nur, weil ich Fragen gestellt hatte, sondern auch, weil ich ihn heimlich beobachtet hatte.
Wenn er in Gedanken versunken war, rieb er sich das Kinn. Wenn er sich Notizen machte, runzelte er die Stirn, und wenn er etwas in seinen Laptop eintippte, bildete sich eine feine Falte zwischen seinen Augenbrauen. Er war einfach umwerfend süß.
Ich dachte über das nach, was er gerade gesagt hatte. Vier Geschwister, das musste ganz schön schwer für ihn sein. Er musste für das, was die anderen ausheckten, die Verantwortung übernehmen und dafür geradestehen. Meine Bewunderung für ihn stieg noch ein Stückchen mehr, wenn das überhaupt möglich war.
Verglichen mit Dereks Leben war mein Leben ein Picknick. Ich musste mich nur um mich selbst kümmern. Mein ätzender Bruder war schon aus dem Haus und lebte allein, auch wenn er oft nach Hause kam. Und meine Eltern würden mich bei den Studiengebühren fürs College zumindest unterstützen.
Ich schluckte einen Seufzer herunter. Gott, wie ich mich auf Freitag freute, egal was Derek und ich unternehmen würden! Auch wenn es kein waschechtes Date war, spürte ich, dass es ein interessanter Abend werden würde.
6
I ch blicke bei diesem Buch einfach nicht durch«, sagte Maya später am Abend zu mir. Stöhnend klappte sie den Scharlachroten Buchstaben zu, stand von meinem Bett auf und lief in meinem
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