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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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Sieben-Welten gebaut …“, stellte ich schließlich fest.
    „Denk mal an die alten Legenden!“, erinnerte mich Amarelia. Ihre Augen leuchteten und sie lächelte vielsagend.
    „Die Legenden?“ Ich sog hörbar die Luft ein. „Die aus meiner Kindheit? Das meinst du nicht ernst!“ Als die Magd nicht antwortete, schüttelte ich den Kopf. „Das sind Märchen! Sie erzählen von unseren Vorfahren auf einer Welt namens Erde. Damals soll man sich mit Hilfe von Tieren fortbewegt haben – und gegessen hat man sie auch noch! Sie wühlten in der Erde herum, um seltsame Früchte zu ernten. Ich fand es damals schon widerwärtig, sich das vorzustellen. Du willst mir doch nicht sagen, dass es diese Erde wirklich gibt?!“
    Meine Gedanken überschlugen sich, so, als kämpften Tag und Nacht miteinander. Die Erde – das war einfach nicht möglich!
    Du kannst mir wirklich glauben, dass ich es nicht wahrhaben wollte, lieber hätte ich dir Birk’tanisch beigebracht, als freiwillig hier zu sein!
    Ich schaute mich um, nirgendwo waren Luftgleiter zu sehen, nicht ein Roboter wuselte durch die Straße und hob den Dreck vom Boden auf. Im Wald gab es noch Tiere, am Himmel stand ein einziger Mond – das konnte wirklich nur Grauenvolles bedeuten!
    Ein Brummen riss mich schließlich aus den Gedanken. Zwei leuchtende Kegel tasteten sich wie die suchenden Augen eines Ungeheuers durch die Nacht und warfen ihren Schein auf den Boden. Ich sah gekrümmte Schneideblätter mit vielen Zacken vor dieser Maschine und konnte mir wahrhaftig nicht vorstellen, was man damit anstellen konnte. Außerdem hatte ich noch nie ein Gerät gehört, das so laut ratterte. Erstaunlich, das jemand so etwas aushielt!
    Es hielt vor der Tür eines dieser seltsamen Häuser. Die Lichter der Monstermaschine erloschen und eine dunkle Gestalt stieg aus. Im selben Moment wurde die Haustür aufgerissen und ein kleiner Junge schoss wie ein Wieseljunges hervor.
    „Papa!“, rief er und flog dem Mann in die Arme. Dieser hob ihn hoch, brummte wie ein Bär und wirbelte den Jungen in der Luft herum.
    Im Türrahmen erschien sogleich eine Frau. Ihr gelocktes Haar wurde vom Wohnzimmerlicht so angestrahlt, dass sie wie ein Engel leuchtete. Wie ein Engel aus den sehr alten Legenden.
    „Was machen die denn da?“
    Ich verfolgte gespannt jede Bewegung, aber schon ging die Tür wieder zu und die Bewohner waren in dem Kasten mit den Fischschuppen verschwunden.
    „Das war ihre Begrüßung.“ Amarelia lächelte immer noch. „Ich glaube, es ist der Vater, der von der Feldarbeit heimkehrt. Ich habe gelesen, dass Frauen und Kinder auf sie warten.“
    Ungläubig versuchte ich, die Menschen durch die Fenster hindurch zu erkennen. Jetzt saßen sie an einem Tisch und aßen etwas. Sie lachten fröhlich und stießen ihre Gläser aneinander. So viel Spaß hatte ich mit meinem Vater noch nie gehabt, das kannst du mir glauben, mir glühten die Ohren schon vor Neid. Bei uns wurde während der Mahlzeiten entweder gar nicht gesprochen oder man führte ausschließlich ernste Gespräche. Nach meiner Geburt bin ich an Erzieherinnen weitergereicht worden, die dafür sorgen mussten, dass ich die Weisheiten meiner Vorfahren lernte. Genau wie alle anderen Kinder auch.
    Ich konnte meinen Blick nicht von den Menschen losreißen. Der Junge hatte so fröhlich geklungen. Jetzt saß er mit einem Buch in der Hand auf dem Schoß seines Vaters. Auf keinem unserer sieben Planeten gab es noch Bücher! Zum Lesen und Informieren hatten wir Terminals in jedem Zimmer und sogar Breitbandplakate an allen Straßenecken, auf denen die wichtigsten Nachrichten im Zehn-Minuten-Rhythmus erschienen. Was also sollten wir noch mit Büchern?
    „Sag, dass das nicht wahr ist, Amarelia!“ Ich spürte, wie sich ein dicker Kloß meinen Hals hinaufwürgte, meine Stimme im Inneren laut aufschreien und sich gegen den Entschluss meiner Eltern wehren wollte. Was hatte ich hier auf der Erde verloren? Wie sollte ich ohne meine Freunde leben, ohne meine Hobbys – und ohne meinen Zottelbären, der jetzt allein zu Hause in meinem Zimmer lag?
    „Das ist doch hohler Kaninchenschiss! Wir sind niemals auf der Erde gelandet! Das … das wäre …“ (8)

    Ich sprach nicht weiter. Ich konnte es nicht. Der Gedanke war einfach zu absurd: Warum sollte ich auch Milliarden von Lichtjahren entfernt auf einer unterentwickelten Welt herumhängen, wo ich meine Eltern damals so sehr gebraucht hätte? Na ja, wahrscheinlich hätte mich meine Mutter gerade

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