Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
Stimme ist viel selbstbewusster geworden. Er hat sich wirklich kaum verändert. Und er unterdrückt seinen Drang, anderen Streiche zu spielen, darauf kannst du dich verlassen. Aber er ist ja auch erwachsen – und zum Kuckuck noch mal, man braucht noch nicht einmal fünf Jahre alt zu sein, um das zu verstehen: Eine Zwölfjährige passt nicht zu einem Dreißigjährigen!
Also kann ich nur hoffen, dass er nach den ersten Malen aufgibt, weil ich zu grantig bin. Oder zu schnell. Ich muss ihn hetzen, bis er aus allen Löchern pfeift.
„Sie werden schon sehen, was Sie davon haben …“, knurre ich, um ihm schon einmal ein Vorgeschmack meiner unbeschreiblichen Sanftmut zu geben. „Also dann, bis morgen! Ich laufe jeden Tag.“
Entweder ist Dulack ein Meister der Beherrschung oder ihm macht es wirklich nichts aus, täglich zu joggen. Seine Augenbrauen gehen nur leicht nach oben und ich bilde mir ein, dass es ihm die Sprache verschlagen hat. Gut so!
Dulack läuft zum Glück in eine andere Richtung und so lasse ich mein Tempo langsam ausklingen. Ich lache und weine gleichzeitig und die Bilder, wie ich mich im Schlamm gewälzt habe, schießen mir wirr durcheinander im Kopf herum. Da hatte ich nun meinen Angriff, auf den ich jahrelang gewartet hatte! Keine gefürchtete Schwarze Seite, keine Feinde, die da auftauchen und mich foltern wollen! Es ist nur ein Huhn, das sich rächen will!
Bei jedem Schritt macht es Fschflasch! und ich habe das Gefühl, in einer Badewanne voller Schlamm herumzurutschen. Irgendetwas läuft mir auch den Nacken hinunter und ich denke, dass es sowieso egal ist, ob sich die schleimige Brühe oder irgendetwas anderes Ekliges bei meiner Hechtrolle dahin verirrt hat.
Trotzdem freue ich mich schon ein wenig auf den nächsten Morgen. Wie ich allerdings jetzt so schweineschmutzig ins Badezimmer komme, ohne die gesamte Wohnung zu versauen, weiß ich selbst noch nicht …
Kapitel 6
oder
Der Tag, an dem sich alles ändert
„Jeden Tag das gleiche Spiel?“, frage ich, als ich am Morgen in einer Traube von Schülern an Katzenauge, Rotschopf und ihren Freunden vorbei ins Gymnasium dränge. Die Clique hat wieder ihre Sperre aufgebaut, die alle anderen Schüler zwingt, sich durch den schmalen Spalt hindurchzuquetschen. Und ich reihe mich natürlich treudoof in die Schlange ein.
„Na klar, kleiner Dummkopf! The same procedure every day!“, grinst Katzenauge.
„Spannend!“ Ich tue, als hätte ich den Rotschopf erst jetzt gesehen. „Oh, hallo, Teddy ! Wie geht’s?“
Ted sieht mich irritiert an, doch Katzenauges Blick wird in Sekundenschnelle gefährlich und macht mir ziemlich deutlich, dass meine Worte mörderischer Natur sind. „He, ich warne dich! Das ist mein Freund!“, zischt sie wütend.
„Kein Bedarf, wir haben schon eine Schuhbürste zu Hause“, entgegne ich kühl und weiß im selben Moment, dass ich damit wieder einmal mein Todesurteil ausgesprochen habe. Und mir ist natürlich klar, dass ich mich jetzt nur noch schnellstens aus dem Staub machen kann.
„Du hast wohl einen an der Waffel?!“, schreit sie und versucht, nach mir zu grabschen. Doch bevor sie mich fassen kann, tauche ich zwischen zwei Oberstufenschülern hindurch. Katzenauge drängt sich mit hochrotem Kopf hinter mir her, Ted braucht etwas länger, bis er kapiert, dass ich ihn beleidigt habe, und schließt sich Katzenauge an. Dadurch öffnet sich die Kette der fünf Jugendlichen und alle Schüler stürmen die Treppe hoch. Scheinbar diente meine törichte Handlung letztendlich doch noch einem guten Zweck. Es erfüllt mich mit Genugtuung, auch wenn ich gleich meinen letzten Atemzug tun werde.
In der Halle ducke ich mich hinter eine Säule, darauf gefasst, jeden Augenblick am Kragen gepackt und wie ein wehrloses Karnickel gehäutet zu werden. Aber auch die Dummen haben schon mal Glück: Katzenauge schiebt sich in zwei Meter Entfernung hastig an mir vorbei und Ted bleibt eisern in ihrem Schatten.
„Du bekommst jede Menge Ärger, wenn du Ricky reizt!“, sagt eine Stimme hinter mir.
Natürlich! Yannik hat sich mal wieder angeschlichen. „Wer ist denn Ricky?“, frage ich.
„Rebecca Boost aus der 10b. Die ganze Schule fürchtet sie.“
„Dann wird es Zeit, dass die ganze Schule sie das Fürchten lehrt!“, grinse ich. Jetzt, da ich alles heil überstanden habe, kann ich ja große Sprüche lassen.
Zusammen mit Yannik stiefele ich zum Klassenzimmer. „Und? Wie geht es deinem Muskelkater?“
„Woher weißt du
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