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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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anderen Welten Allergien oder Heuschnupfen zu. Hier auf der Erde liefen sie nur mit rot geschwollenen Nasen und aufgekratzter Haut herum!.
     

     
    Yannik sieht mich unsicher an, als ich mich im Klassenraum neben ihn setze. Herr Rowold, unser Deutschlehrer, verteilt gerade bedruckte Blätter. „Warum hast du dich nicht gewehrt?“, fragt Yannik. „Du hättest sie fertigmachen können! Ein Karateschlag rechts, einer links! Sie wären davongerannt!“
    „Du meinst, ich hätte alle fünf erledigen können? Für was für einen Übermenschen hältst du mich?“ (7)

    Yannik schnaubt ärgerlich. „Du hättest es wenigstens versuchen können! Verdient hätte es die Bande allemal …“
    „Hast du Schiefzahns Faustschlag gesehen?“ Ich drehe mich zu ihm hin und sehe in seine blauen Augen. „Warum bist du nicht gekommen und hast mir geholfen? Mit dir zusammen hätte ich vielleicht den Mut dazu gehabt, aber so war ich verloren.“
    „Ich bin doch nicht verrückt und leg mich mit der Clique an! Das wäre dann mein Todesurteil!“, murmelt er und beugt sich desinteressiert über sein Arbeitsblatt. „Eine große Klappe hilft eben nicht immer …“
    Ich erwidere nichts. Jeder guckt bloß schnell weg, geht eine Prügelei los, dabei müssten sich nur eine Handvoll Leute zusammenfinden und gemeinsam gegen die Schläger vorgehen. Manchmal träume ich davon, die Gedanken der Menschen so zu verändern, dass sich jeder für den anderen einsetzt. Dass man nicht wegschaut – oder zumindest Hilfe holt. Geht jeder seinen eigenen Weg, wird es mit Rickys Bande vielleicht noch schlimmer. Aber ist das meine Sache? Brauche ich diesen Kampf? Nein, ich muss endlich damit aufhören, mich in die Angelegenheiten anderer einzumischen! Ich habe genug Sorgen am Hals, die noch nicht mal als Schmuckstück besonders reizvoll sind.
    Nach dem Deutschunterricht kommt Dulack in die Klasse. „Englischtest!“, ruft er munter. (8) „Bitte alle Bücher vom Tisch! Nur ein Stift ist erlaubt.“

    Er verteilt linierte Zettel, doch als er mir einen geben will, hält er inne. Überrascht betrachtet er die blauen Flecke auf meiner Wange, die inzwischen zu einer beachtlichen Pausbacke angeschwollen sind. „Nanu? Was ist dir denn passiert?“
    Ich zucke mit den Schultern. „Bin nur gegen ’ne offene Tür gerannt.“
    Ein paar Mitschüler kichern. Dulack schüttelt den Kopf, dann diktiert er Vokabeln. Ich kann die Übersetzung natürlich wie im Schlaf, allerdings bereitet Yannik mir Sorgen, er kritzelt fast immer das falsche Wort aufs Papier. Deshalb schreibe ich die englischen Wörter besonders groß, räuspere mich und halte das Blatt so, dass Yannik die Schrift lesen kann. Er zögert einen Moment, dann aber korrigiert er schnell seinen Text. Bevor Dulack die Zettel einsammelt, pfusche ich noch ein paar Fehler in meine Arbeit. Soll er doch denken, ich hätte keine Ahnung von Englisch. Vielleicht kann ich ihn so von den Erinnerungen an früher ablenken …
     

     
    „Schon am zweiten Tag?“ Anna hält mir die Haustür auf und sieht stirnrunzelnd auf meine blau gefärbte Wange. Es ist nicht das erste Mal, dass sie mich in einer solchen Verfassung sieht.
    „Natürlich!“, brumme ich, werfe meine Tasche in die Ecke und betaste die Beule vor dem Spiegel. Inzwischen haben sich auch alle anderen Farben dazugesellt, fast so wie in meinem Bild von heute Morgen. „Es ist nicht mehr so wie zu deiner Schulzeit. Die Schüler stecken ihre Grenzen ab und verteidigen ihr Revier mit allen Mitteln. Kommst du ihnen in die Quere, wird kurzer Prozess gemacht!“
    Anna reicht mir einen Eisbeutel. „Aber musst du dich denn immer gleich verprügeln lassen?“
    „Ich hab keine andere Wahl – entweder muss ich in der Clique mitmachen oder ich krieg Dresche!“ Ich setze mich an den Tisch und fülle meinen Teller mit Kartoffeln. „Danke, dass du für mich kochst.“
    Anna lächelt und schiebt die Gemüseschüssel näher zu mir. „So spricht keine Zwölfjährige. Du solltest dich anders benehmen!“
    „Das meinst du nicht im Ernst?!“ Ich stoße meinen Teller von mir und rümpfe angewidert die Nase. „Bäääh! Das mag ich nicht! Ich will Pommes und Schnitzel!“
    „Also – das war jetzt eher wie eine Sechsjährige!“
    Grinsend ziehe ich den Teller wieder zu mir heran. „Du bist auch nie zufrieden! Wie ist es bei deiner Arbeit in der Schreinerei?“
    Anna lächelt glücklich. „Es ist tausendmal besser als putzen zu gehen. Franz bringt mir alles bei. Er ist

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