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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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perfekt. Zufrieden schlage ich mein Buch auf. Jetzt kann ich beruhigt lesen.
    Gegen zwölf tapse ich noch einmal zum Kühlschrank, hole mir Nudelsalat und Apfelschorle und lege mich wieder aufs Bett. Als um 3 Uhr leise Schritte zu hören sind, weiß ich sofort, dass es Anna ist. Sie öffnet meine Zimmertür.
    „Na so was!“ Anna verzieht gespielt grimmig den Mund. „Du sollst doch nicht faul herumliegen! Tu gefälligst mal was für die Schule!“
    Ich lächle, denn ich weiß genau, wie Anna es meint. Manchmal necken wir uns gegenseitig, so ganz aus Spaß. „Oh, danke, das hätte ich glatt vergessen! Aber du solltest diesmal auch etwas lernen. Ich habe Yanniks Mutter gesagt, dass ich die Bücher für dich geholt habe. Leichte Lektüre. Wird dir sicher gefallen!“ Ich reiche ihr das Buch, das ich gerade ausgelesen habe.
    Anna runzelt die Stirn. „Du hast ihnen gesagt, dass die alle für mich sind?“
    „Klar!“, grinse ich. „Eine Zwölfjährige liest doch keine Weltkriegs-Erinnerungen! Ich werde mir morgen am besten Yanniks Comichefte ausleihen.“
    Anna rümpft die Nase, dreht sich um und geht.
    Um fünf ziehe ich meinen Jogginganzug und die Turnschuhe an und verlasse die Wohnung. Das ist ebenfalls eine meiner unausweichlichen Tätigkeiten auf dieser Welt: Ich renne morgens in aller Frühe durch die Wälder, um mich fit zu halten.
    Draußen ist es noch kälter geworden, aber es regnet diesmal nicht. Ich vergewissere mich, dass der Trigonische Kristall sicher in meiner Brusttasche steckt, dann trabe ich los. Mein Weg führt zuerst über ausgestorbene Straßen in den Park und von dort aus in den angrenzenden Wald. Am Wochenende bin ich vorsorglich die Strecke abgegangen, damit ich ungestört laufen kann. Jetzt sind die Pfade mal wieder mit Pfützen übersät, in denen sich das schwache Mondlicht spiegelt. Elegant springe ich über die ersten Wasserlachen.
    „Nadine?“
    Ich bekomme einen solchen Schreck, dass ich denke, mein Herz platzt auf der Stelle. Natürlich stolpere ich über meine eigenen Beine und verhindere gerade noch einen Schlamm-Patscher. Wer zur heulenden Hühnersuppe hat gerade meinen Namen gerufen?! Ich bin allein, es gibt keinen anderen Verrückten, der um halb sechs in einem noch schlaftrunkenen Wald joggen geht!
    „Nadine, so warte doch mal!“
    Eine finstere Gestalt kommt aus einem angrenzenden Weg auf mich zugespurtet. Zunächst nur unscharf, dann aber deutlich erkenne ich – Dulack.
    „Was machst du denn hier allein im Wald?“, fragt er.
    Ich seufze und verdrehe die Augen, was er bei der Dunkelheit zum Glück nicht sehen kann. „Joggen“, sage ich geistreich, drehe mich um und laufe einfach weiter.
    Dulack holt mich ein. „Also, das habe ich noch nie erlebt!“
    „Dass es mal nicht regnet, wenn man gerade läuft? Das ist wirklich selten.“
    Er sieht mich von der Seite an und lacht. „Stimmt! Aber dass ich um diese Uhrzeit eine Schülerin treffe, ist noch seltener.“
    „Nun“, sage ich, ohne eine Miene zu verziehen, „sonst laufe ich auch schneller, sodass Sie mich nicht sehen können!“ Ich spurte los und springe über eine drei Meter breite Pfütze. Eindrucksvoll, nicht wahr? Dulack nimmt den weniger feuchten Weg um die Wasserlache herum.
    „Das glaub ich dir aufs Wort!“, keucht er. „Aber warum joggst du, wenn alle anderen noch selig in ihren Bettchen liegen?“
    „Weil ich dann nicht von anderen vollgespritzt werde“, grinse ich und werfe einen Blick auf seine Füße, die bei jedem Schritt den Schlamm in alle Richtungen verteilen.
    Dulack lacht. „Also läufst du regelmäßig … Wie lang machst du das schon?“
    Ich überlege, ob ich ihm weismachen soll, dass ich erst seit einer Woche laufe, doch dann entscheide ich mich anders. „Seit 32 Jahren. Können auch 33 sein, das weiß ich nicht mehr so genau.“
    Dulack verschluckt sich an seinem Lachen, dann keucht er: „Aha, jetzt versteh ich auch, wieso ich glaubte, dich zu kennen!“
    Ich beiße mir auf die Lippen. Jetzt habe ich ihn auch noch an unsere alte Geschichte erinnert! Sehr klug von mir! „Sie haben einen amerikanischen Akzent, wissen Sie das?“, lenke ich schnell vom Thema ab.
    „Ich komme ja auch aus Amerika. Und du?“
    Geht denn heute wieder nur alles schief?
    „Achtung! Tümpel voraus! Schaffen Sie den?“, rufe ich – ein allerletzter Versuch, nicht mehr von meiner Vergangenheit reden zu müssen. Ich zeige auf eine zweieinhalb Meter breite glitzernde Wasserfläche in einiger

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