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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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Englischtest geholfen.“ Unruhig rutscht er auf seinem Lager hin und her. „Danke.“
    „Kein Problem!“ Ich entdecke das Englischbuch unter ein paar Comicheften und fische es heraus. Dann halte ich inne und sehe mir die Titelseite von Superman an „Warum liest du das?“
    „Die sind voll cool!“ Yanniks Augen leuchten und der müde Gesichtsausdruck ist wie ausradiert. „Die Helden dort kämpfen immer für das Gute. Meistens müssen sie ein Geheimnis verbergen, sonst droht ihnen oder der ganzen Welt etwas Fürchterliches.“
    „So toll ist das in Wirklichkeit nicht …“, murmele ich.
    „Und sie stellen sich den Problemen. Sie bieten dem Feind die Stirn, immer sind sie mutig – und sie kneifen nicht!“
    „Sie bieten dem Feind die Stirn“, wiederhole ich und mein Blick verliert sich in der Dunkelheit. Nur eine Kerze erhellt den Raum, kaum mehr als ein Lichtschimmer. Kämpfe ich nicht ebenfalls für das Gute? Und was tue ich, um meine Feinde zu besiegen? Ich verkrieche mich in einem Schneckenhaus, das ich um mich aufgebaut habe. „Kann ich mir ein paar Hefte ausleihen?“, frage ich spontan.
    „Klar!“ Yannik zeigt auf den Stapel, auf dem ich sitze. „Nimm dir so viele du willst.“
    Ich packe fast zwanzig Hefte in meinen Rucksack. Yannik scheint überrascht zu sein, doch er sagt nichts. Ich weiß nicht, warum ich mich plötzlich für Superman interessiere, gestern noch hätte ich kein einziges Heft angerührt. Vielleicht öffnen sie mir ja endlich einmal die Augen, damit ich nicht wie ein Blinder in dieser Welt herumtapse.
    „Hast du was zum Schreiben da?“, frage ich und schlage das Englischbuch auf.
    Er zieht einen Zettel und einen Bleistiftstummel hervor, dann pauken wir Grammatik. Hatte ich das damals nicht auch mit Lennon getan, nur dass wir vom Englischen ins Deutsche übersetzt hatten? Die Erinnerung an ihn rüttelt meine Gefühle wach, die ich glaubte, schon lange im Griff zu haben. Warum muss er ausgerechnet an meiner neuen Schule sein? Warum ist mein Leben so ein riesiges Durcheinander? Glaube ich, endlich zur Ruhe zu kommen, geht alles wieder von vorne los! Warum kann ich nicht – wie jeder andere auch – Freunde haben und das Leben genießen?
    In der Nacht lese ich alle Superman -Hefte drei Mal durch. Danach schmore ich für mindestens eine Stunde in der tiefsten Hölle – oder wie bezeichnest du den Zustand zwischen grenzenloser Wut, alles zu zerstören, was dir unter die Finger kommt, und der erschreckenden Erkenntnis, dass ich mich 37 Jahre lang feige versteckt habe, anstatt offen und fair zu kämpfen?
     

     
    Als ich den Eingang des Volksgartens erreiche, wärmt Dulack sich bereits mit Kniebeugen auf. „Du bist spät dran!“, sagt er.
    „Ich musste erst die Bezirke kennen lernen“, antworte ich und verstecke den leeren Zeitungswagen im Gebüsch. „Wir können!“
    Ich spurte gleich los. Erst nach hundert Metern kann ich Dulack neben mir sehen. „Trägst du Zeitungen aus?“, fragt er, schon ein bisschen außer Atem.
    „Klar!“, sage ich ruhig, als mache mir das Tempo nichts aus. „Ich muss mir mein Taschengeld selbst verdienen.“
    „Aber es ist verboten, Kindern diese Arbeit zu geben!“
    „Man darf sich halt nicht erwischen lassen.“ Ich sehe ihn forschend an. „Verpfeifen Sie mich, muss ich mir eine andere Arbeit suchen.“
    „Und deine Gesundheit? Wenn du so früh aufstehen musst, bist du im Unterricht müde.“
    „Wer ist denn hier k.o.?“ Ich lächle, weil er Mühe hat, mein Tempo zu halten. „Ich bin übrigens daran gewöhnt, beim Joggen nicht zu reden. Ich konzentriere mich ganz auf das Laufen und setze bewusst jeden einzelnen Schritt.“
    Dulack sagt nichts mehr, vielleicht hat er eingesehen, dass er so nicht mithalten kann. Ich werde etwas langsamer, obwohl ich mir vorgenommen habe, ihn wieder abzuschütteln. Aber auf einmal tut er mir leid. Dabei will ich ihm zeigen, dass ich nicht die Nadine von damals bin – obwohl das natürlich nicht stimmt. Er soll nur keinen Verdacht schöpfen, das ist einfach zu gefährlich.
    „Du hattest Recht!“, keucht Dulack, als wir wieder am Eingang des Parks angelangt sind. „Ich habe meine Gedanken auf jeden Schritt gelenkt und ich fühle mich so ausgelaugt wie nach einem Schleudergang in der Waschmaschine.“
    Ich lächle mitfühlend. „Beim nächsten Mal wird es einfacher sein. Vielleicht können wir das Tempo sogar steigern.“
    Dulack sieht mich an, als hätte ich vorgeschlagen, die Runde noch einmal zu

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