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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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worden sind.
    „Warum diese beiden?“, fauche ich außer mir – aber eigentlich braucht er mir keine Antwort zu geben, ich weiß es auch so.
    „Nun, warum wohl? Meinst du nicht, dass dein Freund Lennon endlich die Wahrheit über dich erfahren sollte? Und meinst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du den alten Greis in dein Herz geschlossen hast? Ich weiß genau, wie ich zu meinem Ziel komme, und ich werde es erreichen, darauf kannst du dich verlassen!“ (2)

    Dulack schaut entsetzt zu mir herüber, seine Augen sehen mich fragend an. Ich weiche seinem Blick nicht aus, ich will ihm alles sagen, will ihm erklären, warum ich damals fortgegangen bin, aber der Wolf beobachtet mich und er soll nichts von meinen Gefühlen erfahren. Also presse ich die Lippen aufeinander und bringe keinen Ton heraus.
    Steinkauls Lächeln hingegen ermutigt mich, mich dem Wolf nicht zu fügen. Ich bin ein alter Greis , scheint er mir zu sagen. Ich werde sowieso bald sterben, niemand wird um mich trauern! Lass dich nicht erpressen! Gib nicht nach!
    Ich schüttle verzweifelt den Kopf. Ich will ihn nicht opfern, egal, für welches Ziel. Niemanden würde ich opfern, nicht einmal Katzenauge oder Ted, wären sie hier. Ich habe kein Recht, über das Leben anderer zu bestimmen. Nicht für den Streit fremder Welten, die so weit entfernt liegen, dass man sie am Abendhimmel nicht einmal sehen kann.
    „Ich werde dir den Kristall geben“, flüstere ich. Meine Schultern schleifen schon fast auf dem Boden, so betrübt fühle ich mich. „Aber Anna, mein Englischlehrer und der Schulleiter dürfen gehen. Ihnen darf nichts passieren, kannst du das versprechen?“
    Der Wolf zuckt gleichmütig mit den Schultern. „Natürlich.“
    Daraufhin schnaube ich wütend. „Ich glaube dir nicht! Du wirst sie umbringen!“
    „Nein“, sagt der Wolf. Er schüttelt langsam den Kopf und deutet dann auf die beiden Männer auf dem Boden. „Sie können gehen – aber Anna wirst du umbringen!“
    „Ich?“ Mir stockt abermals der Atem. „Niemals!“
    „Du kennst die Gesetze des Friedens nicht. Entbindest du Anna vom Trigonischen Kristall, wird sie sterben. Sie muss ihre Aufgabe bis zum Tod erfüllen, das ist das Gesetz!“
    „ Was soll denn der Schwachsinn! “, schreie ich und stampfe wütend auf. Ich merke, dass es die typisch trotzige Reaktion eines Kindes ist, aber jetzt ist es leider zu spät. „Das hat nichts mehr mit Frieden zu tun! Was seid ihr nur für Menschen?“
    Meine Worte, die den Wolf wie Speere durchbohren sollten, landen jedoch meterweit vor seinen Füßen. Dieser grinst nämlich nur. „Diese Gesetze haben deine Leute erfunden! Dein Vater hat sogar das Leben des letzten Hüters auf dem Gewissen, als er ihn von dem Kristall entbunden hat! Vielleicht versuchst du einmal, das Problem von einer ganz anderen Seite zu betrachten?“
    Darauf kann ich nun wirklich nichts mehr sagen. Ist mein Vater tatsächlich ein Mörder? Dann muss es einen plausiblen Grund dafür geben. Doch dieses Wesen wird ihn mir sicher nicht freiwillig mitteilen.
    Ich fühle, wie zwei Kräfte an mir reißen, zwei Stimmen, die mit scharfen Worten gegeneinander kämpfen. Das eine ist die Angst, dass alles genau so ist, wie der Wolf es sagt, und die ich krampfhaft zu unterdrücken versuche. Das andere hört sich nach meiner Vernunft an, nicht ein Wort zu glauben. Ich versuche, den Wolf einfach zu ignorieren, er ist ja eigentlich kein Mensch und kann auch nichts von unseren Gefühlen wissen. Dann fahre ich herum und fixiere nacheinander die Schlangenmenschen. „Und ihr schaut einfach zu? Ihr findet das okay, dass ich jemanden umbringe, nur damit ihr zu eurem Ziel kommt? Damit erreicht ihr jedenfalls nie den wirklichen Frieden!“
    Alle drei Python-Kämpfer sehen so aus, als würden sie meine Sprache nicht verstehen, als hielte Mahlhofer ihnen gerade einen Vortrag in Geschichte. Ich bin so außer mir, dass ich ein Dutzend fleischfressende Pflanzen auf sie hetzen könnte – doch in diesem Moment spüre ich eine sanfte Hand auf meiner Schulter.
    „Du hast keine andere Wahl“, sagt Anna leise. In ihren Augen glitzert Furcht, doch sie sieht mich offen an. „Sie werden deine Freunde umbringen, das weißt du.“
    „Ich werde kämpfen!“, zische ich. „Bis zum bitteren Ende! Ihr hier auf der Erde habt mit diesem Kampf nichts zu tun, euch darf nichts geschehen!“
    Anna schüttelt den Kopf und ich verstehe sofort, dass es dazu zu spät ist. Ich selbst habe meine Freunde in die ganze

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