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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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anstatt sie ihm mal ordentlich in den Bauch zu bohren. „Nach meinem Wissen tun sie genau das, was du eben beschrieben hast! Und komisch, dass sie auch noch in deiner Begleitung sind!“
    „Du hast überhaupt keine Ahnung!“ Der Wolfs-Junge zeigt fletschend seine markelosen Zähne. „Gerät der Kristall auf Labaido in die falschen Hände, ist das immer noch besser, als ihn den Menschen hier zu überlassen! Ohne ein stimmiges Konzept und ein durchdachtes Kontrollsystem wird er immer Welten spalten. Hier auf der Erde wäre es sein Untergang und nichts wäre gewonnen.“
    „Du vergisst eines“, sage ich in einem seltenen Anfall von Klugheit, was nicht oft vorkommt, „eines, wovon du gar keine Ahnung haben kannst: Die Menschen auf dieser Welt kennen noch die Liebe – und die ist weder auf Labaido noch auf den anderen Welten zu finden! Oder kennst du eine Mutter, die ihr Kind abends zu Bett bringt und ihm eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt? Die Kinder der Sieben-Welten werden gleich nach der Geburt von ihren Eltern getrennt. Später bringen sie ihnen nur noch Respekt entgegen, mehr nicht. Darum – allein um der Liebe willen – ist diese Welt es wert, dass das Zeichen hier eingesetzt wird!“
    „Bravo!“, ruft Anna und klatscht in die Hände. Doch sie verstummt sofort, als sie den grimmigen Blick des Wolfs auf sich spürt.
    „Dein Gehirn ist geschrumpft, seit du dich auf dieser Welt verkrochen hast! Bleibst du hier, wirst du an Krebs oder einer anderen Krankheit sterben! Auf Labaido aber kannst du deine Kräfte und dein Wissen sinnvoll einsetzen! Komm mit uns nach Hause, ich werde dich zurückbringen!“
    Nach Hause …
    Wie lange habe ich davon geträumt – und jetzt gibt es diese Möglichkeit. Verflixte Hühnersuppe! Stünde da nicht das Misstrauen zwischen uns und diese Angst, dem Wolf zu vertrauen. Ich bin mir sicher, dass er mich ohne zu zögern hintergehen und mir den Kristall abnehmen würde.
    „Ich habe nichts dagegen, heimzukehren“, sage ich leise und höre, wie Anna aufgeregt nach Luft schnappt. „Aber ich will das Zeichen behalten und selbst entscheiden, zu welcher Seite es gehört!“
    Der Wolf lacht, diesmal so schrill, dass es wehtut. „ Du? Ein Kind? Du hast schon genug Dummheiten angestellt!“
    Ich beiße mir auf die Lippen, denn ich weiß, dass er mich mit Provokationen locken will, etwas Unüberlegtes zu tun. Doch ich weiß auch, dass er Recht hat. Ich habe nicht viel in den zwölf Jahren über die Sieben-Welten lernen können, in denen ich noch auf Labaido gelebt habe. Wie will ich dann über die größte Macht des Universums entscheiden?
    „Du hast wohl Haare auf den Zehennägeln?!“, schreie ich. „Niemals werde ich ihn freiwillig hergeben!“
    „Okay. Dann muss ich Anna und dich töten.“ Der Wolf verschränkt die Arme vor der Brust und sieht gelangweilt aus, so, als würden ihm seine Gefangenen keinen Spaß mehr machen, als habe er lange genug mit ihnen gespielt und es wäre nun Zeit für den letzten tödlichen Biss.
    „Warum? Was willst du von Anna?“, keuche ich.
    „Sie ist mit dem Kristall verbunden. Wir können nicht riskieren, einen Menschen von dieser Erde mitzunehmen, also muss sie sterben. Es sei denn, du entbindest sie …“
    „Ich?“
    „Du bist die Trägerin des Zeichens, du hast die Macht!“
    Ich schüttle ungläubig den Kopf. Jetzt weiß ich endlich, warum der Wolf Anna gekidnappt hat! Und warum Anna jahrelang neben mir ausgeharrt hat, ohne jemals krank zu werden. Aber solange ich die Macht besitze, brauche ich auch nicht auf seine Forderungen einzugehen. „Ich werde nichts dergleichen tun! Anna gehört zu mir und sie bleibt unter meinem Schutz!“
    „Ach ja?“
    Wie ich seine überhebliche Art hasse! (1) Er sieht auf mich herab, als wüsste er, dass ich mich seinem Willen beugen würde, dass mir keine andere Wahl bliebe – und wie auf ein unsichtbares Zeichen hin treten Lederjacke und Fledermaus mit zwei Männern aus den Herrenhäusern, die sie gewaltsam vorantreiben.

    „Du Schuft!“, zische ich leise. Wieder habe ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich starre auf die Geiseln, die näher gebracht werden. Neben dem Brunnen donnert die Fledermaus mit geballter Faust Dulack so kräftig auf den Rücken, dass er zu Boden stürzt. Lederjacke hingegen drückt nur leicht auf die Schultern des Schulleiters, der daraufhin demütig niedersinkt. In beiden Gesichtern sehe ich Unverständnis. Sie scheinen nicht zu wissen, warum sie gefangen genommen

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