Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
zischt die Python-Kämpferin wütend. Die Worte sind zwar für die Ohren des Wolfs gedacht, doch ich verstehe sie trotzdem. „Wolf, du musst etwas tun! Vereinigt das Zeichen Weisheit, Tugend und Ehrgeiz in sich, ist es zu spät! Wir müssen verhindern, dass es sich mit einer dritten Person verbindet – das wäre die höchste Stufe der Macht!“
In meiner Schulzeit auf den Sieben-Welten habe ich davon gehört, dass der Friedenskristall sich mit drei Menschen verbinden könne. Dann könnte er die größte Macht im Universum entwickeln. Würde sie falsch eingesetzt, könnte sogar eine ganze Galaxie in Gefahr sein. Deshalb hat es auch immer nur einen Hüter gegeben, selten einen zweiten. Dieses Unheil durfte nicht passiert und niemand durfte die Macht an sich reißen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Fall ausgerechnet jetzt eingetreten sein soll. Allerdings kann ich auch nicht den Energieschub erklären, der sogar den Wolf hat zurückstolpern lassen. Er ist schließlich ein Riese mit stählernen Muskeln und mit einer ungeheuren Kraft, der niemand etwas entgegensetzen kann. Aber Steinkaul und ich haben scheinbar keine Mühe, vielleicht werden wir ihn sogar besiegen können? Vielleicht gibt es sogar diese dritte Person, von der die Schlangenfrau gesprochen hat?
Plötzlich fällt mir etwas ein.
Ich habe im Schneidersitz im Baumhaus gesessen, mit meinen Kräften und Nerven völlig am Ende. Einzig und allein die Energie des Kristalls hat mich aufgepäppelt und mir neuen Mut gegeben. Yannik ist in meine Meditation hineingeplatzt, er hat mich berührt, so wie Steinkaul es getan hat. Ist Yannik etwa die dritte Person? Das ist so absurd, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterläuft. Je mehr ich allerdings darüber nachdenke, desto größer wird meine Angst, dass es genau so sein könnte. Hilfe suchend sehe ich Steinkaul an und als sich unsere Blicke treffen, spüre ich, dass er meine Gedanken schon längst kennt.
‚Es darf niemand wissen!‘ Ganz klar vernehme ich seine Stimme in meinem Kopf. ‚Wir werden eine Lösung finden!‘
‚Aber …‘, antwortet ich ebenfalls in Gedanken. Ich wundere mich nicht, dass ich plötzlich mit ihm sprechen kann, ohne dass es jemand mitbekommt. Es scheint, als hätte ich es schon längst gewusst. Vielleicht hat es in meinem Inneren nur geschlummert und ist jetzt aufgewacht. ,Ich habe das alles nicht gewollt! Er ist einfach hereingeplatzt und …‘
‚Schsch!‘, macht Steinkaul und wirft verstohlen einen Blick auf den Wolf. ‚Wir wissen nicht, ob er uns hören kann!‘
Ich schiele zu dem Riesen hinüber. Er steht mit verschränkten Armen neben der Schlangenfrau, die leise auf ihn einredet. Steinkaul und mich scheint er im Moment nicht zu beachten, aber es kann auch eine Täuschung sein. Ich frage mich, was in seinem Roboterhirn wohl vor sich geht. Dann komme ich zu dem Entschluss, was es auch immer ist, es ist besser, in höchster Alarmbereitschaft zu sein. Vielleicht stellt er sich auch bloß abwesend, um uns in Sicherheit zu wiegen …
Mit einem Mal zerreißt ein Ruf die Stille und einen Moment später tauchen unzählige Köpfe hinter der Mauer auf. Fluchend und schnaufend klettern sie auf den Wall und verteilen sich ringsum auf der Burgmauer. Mit Stöcken oder Steinschleudern in den Händen stehen sie schließlich breitbeinig da. (4)
„Ihr seid umzingelt!“, ruft Yannik in den Hof hinunter und winkt dabei überflüssigerweise mit seiner roten Kappe. „Gebt auf! Wir sind in der Überzahl!“
Bei diesen Worten heben 27 freiwillige Schülerpolizisten ihre Waffen, um Yanniks Worten Nachdruck zu verleihen. Ich sehe sogar den Hausmeister zornig einen riesigen Schraubenschlüssel schwenken. Sein weißer Verband am Kopf wirkt wie der Kopfschmuck eines Indianers, es fehlt nur noch die Adlerfeder.
Ich lächle. „Darf ich vorstellen?“, sage ich laut zu den Schlangenmenschen. „Unsere Schülerpolizei samt Hausmeister! Wenn ich mich nicht irre, sind alle da!“
Teds roter Haarschopf leuchtet von Weitem. Daneben steht Ricky, die unverschämt grinst, und alle anderen Polis , mit denen ich die letzten zwei Wochen verbracht habe. Ich bin so gerührt, dass mir vor Freude zwei Tränen in die Augen schießen. Sie sind gekommen, um mich aus dieser brenzligen Situation herauszuhauen. Alle sind sie da, ohne Ausnahme! Das ist doch wahre Freundschaft!
„Lassen Sie Nadine und den Schulleiter frei!“, ruft Ricky mit roten Wangen vor wilder Entschlossenheit. „Äh … Was macht
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