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Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Petersen
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Die Haarfarbe konnte stimmen, aber das besagte natürlich gar nichts.
    "Was ist?", wollte Sarah wissen. "Was suchst du?"
    "Ich glaube, ich habe jemanden gesehen, den ich kenne", murmelte er.
    "Etwa
Sie
?"
    "Ich bin nicht ganz sicher."
    "Dann pass gut auf, wenn der Bus eine Pause macht und wir aussteigen", schlug Sarah vor. "Ich bin ganz gespannt."
    Mit der Pause würde es allerdings noch eine Weile dauern. Erst einmal fuhr der Bus durch graues Land, zu dem der Nieselregen besonders gut passte. Es war alles flach, die Wiesen und Felder riesig. Der Begleiter des Fahrers, ein dicker Mann mit blauem Pullover und passender Pudelmütze sah aus, wie man sich einen alten Seebär vorstellte. Er hielt ein Mikrofon in der Hand und erklärte, was draußen zu sehen war. Das Land hier lag unter dem Meeresspiegel und war in vielen Jahren dem Meer abgetrotzt worden – nur hohe Deiche verhinderten, dass das Wasser wieder eindrang und alles überflutete. Zwischen den Feldern und Wiesen gab es Gräben, in denen das Grundwasser sich sammelte. Wenn draußen vor dem Deich Ebbe war, wurden sogenannte Sieltore geöffnet, und das Wasser konnte abfließen. Bei Flut waren diese Tore fest verschlossen. An manchen Stellen wurde das Wasser auch mit großen Pumpen auf die andere Seite des Deichs geschafft. "Diese gewonnenen Landflächen, die man eingedeicht hat, werden Koog genannt", erklärte der Seebär. "Die Menschen, die diese Gegend bewirtschaften, leben auf besonders geschützten Bauernhöfen, die auf künstlich aufgeworfenen Hügeln stehen, oft mit einem eigenen ringförmigen Deich, der das Haus umgibt. Diese Hügel nennt man
Warften
."
    Sarah verdrehte die Augen. "Der redet ja wie ein Lehrer", stöhnte sie.
    "Vielleicht ist er ja auch einer", meinte Matthias grinsend. "Hör gut zu. Das ist doch alles interessant."
    "Für dich vielleicht."
    "Wir kommen jetzt zu einem Deich, der erst vor dreißig Jahren errichtet wurde", erklärte der Seebär. "Ohne diesen Deich gäbe es das ganze Land hier nicht. Es gibt da einen Aussichtspunkt, der ganz berühmt ist, weil man die Insel Sylt, und den Hindenburgdamm, die Insel Föhr und in der Ferne mit etwas Glück die Halligen sehen kann."
    "Wenn der Nebel weg ist", brummte Matthias.
    "Ist er schon", stellte Sarah fest. "Und es hat aufgehört zu regnen."
    "Wir halten da auf einem kleinen Parkplatz", tönte es wieder über Lautsprecher. "Ich kann Ihnen da etwas Besonders empfehlen. Es gibt nämlich einen Imbiss-Wagen, der einem Freund von mir gehört, dem Hein. Da bekommen Sie Fischbrötchen mit den unterschiedlichsten Sorten belegt. Frische Krabben, eingelegten Hering und besonders Räucherfisch kann ich empfehlen. Hein war früher selbst Fischer, aber bei einem Sturm wurde er auf seinem Boot von einem herumkollernden Rum-Fass erwischt, das noch fast voll war, und dadurch hat er ein Bein verloren. Er war darunter richtig festgenagelt und konnte sich nur dadurch befreien, dass er das Fass leer trank. Drei Tage hat das gedauert, und nun muss er seine Frau und seine sieben Kinder damit ernähren, dass er Fischbrötchen auf einem einsamen Parkplatz mitten im Marienkoog verkauft. Ein Touristenbus wie dieser ist für ihn ein seltener Glücksfall..."
    "Klingt wie eine Lügengeschichte von Käpt'n Blaubär", meinte Sarah abfällig.
    "Das nennt man Seemannsgarn", erklärte Matthias schmunzelnd. "Der Bursche wird uns heute garantiert noch mehr davon auftischen."
    "Ich falle aber nicht darauf herein", versicherte sie.
    Der Bus hielt unterhalb des Deiches, auf den eine schräge Rampe hinauf führte. Tatsächlich trieb hier der Wind den Nebel auseinander, und als die Fahrgäste die Deichkrone erklommen, schien tatsächlich die Sonne durch die Nebelfetzen und tauchte das Meer in leuchtende Farben.
    Matthias hatte sich schon beim Aussteigen suchend nach Silke umgeschaut, konnte sie aber nirgends entdecken. Erst hier oben auf der Deichkrone sah er sie und war jetzt beinahe sicher, dass sie es war. Doch als er sie mit einem Kopfnicken grüßte, um zu sehen, ob sie ihn erkannte, wandte die Frau sich ganz beiläufig ab, als ob sie ihn nie gesehen hätte.
    War sie es oder war sie es nicht?
    Nachdem die Leute sich dem Wind auf dem Deich genügend ausgesetzt hatten, scharten sie sich tatsächlich um den Imbisswagen, um Fischbrötchen zu kaufen. Matthias selbst hatte keinen Appetit, spendierte aber Sarah eines mit Schillerlocken.
    "Ich habe noch nie einen Fisch mit Locken gesehen", stellte sie dazu fest und biss herzhaft

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