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Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Petersen
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Fahrscheine kontrollierte. Sie wollte nicht hinsehen, aber sie konnte nicht anders. In ihr wurde alles zu Eis. Wie glücklich die beiden zu sein schienen!
    Die Rothaarige unmittelbar vor den beiden musste wohl die Mutter des Kindes sein. Die Frau war etwa im gleichen Alter wie Matthias, hatte ein mürrisches Gesicht und wirkte ein wenig ungepflegt. Sie wandte sich nur einmal kurz um, bevor sie die Planke betrat, fauchte Matthias offenbar wütend an und stapfte dann vor den beiden her. Wenn das seine Frau war, dann war es kein Wunder, dass er sich Abwechslung suche.
    Aber nicht mich!
, kam ihr in den Sinn, und gleichzeitig wurde sie wütend. Warum hatte er nur den ganzen Abend mit ihr getanzt und so nett getan? War das alles Fassade? Was hatten seine Küsse und zärtlichen Worte zu bedeuten, und was seine Liebesbeteuerungen? Alles nur Lüge! Er war keinen Deut besser als dieser Oliver, der sie so lange hinters Licht geführt hatte. Das würde Matthias – wenn er überhaupt wirklich so hieß – nicht gelingen. Es war aus und vorbei.
    Ein dumpfes Grollen ertönte aus dem Inneren des Schiffes, als die Dieselmotoren ansprangen und die Fähre kurz darauf ablegte. An Silkes Tisch setzten sich noch Leute, und als sie sich umschaute, sah sie, dass der ganze Raum unter Deck voll geworden war. Matthias konnte sie nirgends entdecken. Wahrscheinlich war er trotz des kühlen Morgenwetters oben geblieben.
    Die Fähre machte eine halbe Drehung, als sie das Hafenbecken verlassen hatte, und stampfte dann voraus. Das Fenster, an dem Silke saß, war dicht über dem Wasser, und von Zeit zu Zeit sprühte Gischt von der Bugwelle von außen gegen die Scheibe. In Silkes Innerem war es düster. Die Enttäuschung tat weh. Aber besser jetzt, als wenn ich mir ein paar Wochen lang Hoffnung gemacht hätte, dachte sie. Sie stieß ein zynisches Kichern aus, als ihr das Wort
Hoffnung
in den Sinn kam. Sie hatte tatsächlich schon nach einem Tanzabend und einer Nacht im Strandkorb begonnen, sich Hoffnung zu machen.
Was bin ich doch für eine dumme Gans! Ich habe es wohl nicht anders verdient!
    Sie sprang auf und bat die Leute an ihrem Tisch, ihr den Platz frei zu halten. Sie musste nach oben, musste das Familienglück mit eigenen Augen noch einmal sehen, um sich für alle Zeiten das Bild einzuprägen, das sie künftig vor weiteren solchen Abenteuern bewahren sollte.
    Als sie an Deck kam, wehte eine scharfe Brise, und es roch nach Diesel. Auf dem hinteren Teil des Schiffes drängten sich ein paar Leute im Windschatten, aber Matthias und seine Begleiterinnen waren nicht zu sehen. Silke ging ein paar Schritte Richtung Bug, an einem der Rettungsboote vorbei, und sah sie da stehen, zumindest Matthias und das Kind. Das Mädchen kuschelte sich ganz dicht an ihn und war fast unter seiner Jacke verschwunden, die er um sie gelegt hatte. Sie starrten nach vorn, völlig unbeweglich. Die rothaarige Frau saß zwei Bankreihen entfernt zwischen ein paar anderen Leuten, hatte den beiden den Rücken zugewandt und starrte mürrisch vor sich hin. Es sah ganz nach Ehekrach aus.
    Als Silke in Richtung Festland blickte, konnte sie die Küstenlinie nicht ausmachen. Das Land lag unter einer dichten Nebelbank, die so dunkel war, dass dort bestimmt dieser berüchtigte Holsteiner Nieselregen zu erwarten war.
    Egal. Das Wetter passte dann wenigstens zu Silkes Stimmung. Sie war todunglücklich.
    *

    Matthias Graf traf mit seiner Tochter Sarah erst kurz vor Abfahrt des Schiffes ein. Matthias hatte zwar gestern, am Montag, schon Tickets für sie beide gekauft und erfahren, dass die Fähre sehr früh ablegte, aber heute Morgen, als er für Sarah den Kakao machte und sich selbst eine Tasse Instant-Kaffee aufbrühte, war ihnen beiden gleichzeitig eingefallen, dass es vielleicht ganz gut war, Proviant für den Tag mitzunehmen, falls sie während der Bus-Tour Hunger bekämen. Sarah war zum Bäcker gelaufen, während Matthias den Rucksack frei machte und ein paar Dosen Getränke aus dem Kühlschrank hineinpackte. Zusammen belegten sie dann hastig ein paar Brötchen mit Wurst oder Käse und packten sie ein. Eilig rannten sie anschließend in Richtung Hafen.
    Das Schiff lag am Kai, und vor der Gangway hatte sich eine richtige Menschenmenge versammelt. "Wenn die hinterher alle in den Bus wollen, wir es ganz schön voll", stöhnte Sarah.
    "Bestimmt nicht", meinte Matthias. "Es gibt sicher einige, die auf dem Festland etwas zu erledigen haben." Er nahm den Rucksack mit dem Proviant von seinem

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