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Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Petersen
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Dschungel blühender Pflanzen: Lupinen, Klatschmohn, Gladiolen, Sonnenblumen, Dahlien und viele, viele andere Pflanzen in einer Farbenpracht, die nach dem grauen einerlei der Marschenlandschaft da draußen die Sinne zu betäuben schien. Selbst ein Kind wie Sarah bemerkte das.
    "Emil Noldes Garten", erklärte Matthias ehrfürchtig. "Aus dieser Pracht hat er seine Farben genommen."
    "Die Wege gehen kreuz und quer, wie ein Irrgarten", stellte Sarah fest."
    "Es ist ein Schriftzug", erklärte Matthias. "Von hier sieht man es nicht so gut, aber von da drüben könntest du das Wort lesen."
    "Geht auch von hier. A-d-a. was heißt das?"
    "Ada", erklärte Matthias. "Das war der Vorname seiner Frau. Dieser wunderschöne Garten war ein einziger blühender Liebesbrief."
    "Liebesbrief...", überlegte Sarah. Dann stieß sie ihren Vater mit dem Kopf an. "Du, da vorne sind die Sachsen!", flüsterte sie ihm zu.
    Tatsächlich stand da das sächsische Ehepaar. Die dicklich Frau mit den Hamsterbacken sagte gerade: "Hast du das gehört, Heinrich? Die Wege sind der Name seiner Frau! Wär' det nich 'ne orjinelle Gestaltungsidee für unsern Garten?"
    "Weeß nich", antwortete er verdrießlich. "
Hannelore
, det wär doch einfach zu lang für'n Schrebergarten. Und wenn ick die Schrift schmaler machen täte, damit se rinpasst, wär's doch bloß 'n Trampelpfad."
    "Heinrich! Willst du mich damit als Trampel bezeichnen?" Die Frau war sofort aufgebracht, und es entwickelte sich ein Streit in breitestem Sächsisch, von dem niemand in der Umgebung mehr etwas verstand. Sarah kicherte. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie diese Leute nicht leiden konnte, und freute sich über den Streit.
    "Komm, wir sehen uns das Haus und die Bilder an", schlug Matthias vor. "Dafür sind wir ja hier." Er legte Sarah eine Hand um die Schulter und führte sie in das Museum. Er würde sie nicht überreden, alles anzusehen – sobald sie sich langweilte, wollte er mit ihr in den Garten zurückgehen. Vielleicht gab des in dem kleinen Teich ja Fische. Tiere waren für Kinder immer interessant. Aber Sarah begeisterte sich an den grellen Farben, und selbst bei einem Bild, das manche Leute für einen abstrakten Versuch hielten, erkannte sie gleich ein Gewitter über dem Meer.
    "Du, da ist sie wieder!", sagte sie plötzlich, als sie zusammen das Haus verließen, um den Weg zum Parkplatz einzuschlagen. "Jetzt kannst du ja fragen, ob sie wirklich diese Silke ist, mit der du zum Tanzen warst." Sarah ließ nicht locker, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Darin war sie wie ihre Mutter.
    "Ich mache es anders", sagte Matthias. "Ich habe mich ja offenbar geirrt. Also entschuldige ich mich einfach."
    Er überholte die junge Frau und sprach sie an. "Tut mir Leid, dass ich Sie vorhin im Bus belästigt habe", sagte er. "Ich habe Sie offenbar mit jemandem verwechselt."
    Sie fuhr herum und blieb stehen. "Du hast mich nicht verwechselt, Matthias. Ich bin bloß enttäuscht von dir und will dich nicht mehr sehen, basta. Schnapp dir dein Blag und lass mich in Ruhe, ja!"
    "Ich bin kein Blag!", verteidigte Sarah sich heftig und funkelte die Frau böse an.
    "Du hast Recht", erwiderte die Frau. "Ich hab's nicht böse gemeint. Du kannst ja nichts dafür. Aber du wirst später schon noch merken, dass die Männer alle gleich sind."
    "Moment mal!", warf Matthias erbost ein. "Was soll das denn heißen?"
    "Ach, lass mich endlich in Ruhe", erwiderte Silke, wandte sich ab und ging davon.
    Matthias war gekränkt und entrüstet. Womit hatte er sie denn enttäuscht? Er war sich doch keiner Schuld bewusst!
    Später, als sie wieder in den Bus stiegen, würdigte er Silke keines Blickes. Der Tag war ihm verdorben. Als er am Nachmittag mit seiner Tochter durch Tondern spazierte und mit ihr Essen ging, lenkte ihn das zwar ab, besänftigte ihn aber nicht. Er wollte diese Frau endlich vergessen.
    Er machte die Rechnung dabei aber ohne Sarah. Das Kind fühlte sich nun persönlich gekränkt. "Du hast ihr nicht gesagt, dass du ein Kind hast", warf sie ihm vor.
    "Das muss man auch nicht am ersten Abend", erwiderte er. "Wenn man tanzt und es ist laute Musik, kann man sich ja nicht sofort alles aus seinem Leben erzählen. Dafür wollte ich sie ja wiedersehen, um zu erfahren, was sie so macht und was sie für ein Mensch ist und ob wir zu einander passen. Wenn man zusammen essen geht oder ein Glas wein trinkt, erzählt man sich halt mehr. Nun wird sie zu diesem Treffen nicht einmal kommen. Da brauche ich dann

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