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Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Petersen
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denn in Gedanken versunken war sie ziemlich weit die Promenade entlang gewandert und ein Stück darüber hinaus. Als sie fast eine Stunde später in ihr Bett sank, schlief sie sofort ein.
    Der nächste Tag brachte sonniges Wetter, und Silke hielt sich die meiste Zeit am Strand auf. Sie hatte sich in ihren gemieteten Strandkorb zurückgezogen und gelesen. Das Buch von Graf Wermingsen, das sie sich neulich gekauft hatte, war recht spannend und schilderte das Leben zur Zeit Kaiser Napoleons als Hintergrund zu einem dramatischen Krimi. Natürlich enthielt der Roman auch eine tragische Liebesgeschichte, bei der man bis zum Herzzerreißen mitfühlen konnte.
    Es war schon vier, als ihr der Magen knurrte. Sie holte sich an einem Kiosk in Strandnähe eine Portion heißen Backfisch – eine Köstlichkeit, wenn man hungrig ist. Dann eilte sie zur Pension, um sich für den Abend zu Recht zu machen.
    Wieder wurde Silke von Zweifeln gepackt. War es richtig, was sie vorhatte? Lief sie nicht Gefahr, dass ihre Gefühle stärker waren als sie? Sie fühlte sich innerlich zerrissen. Noch nie war es ihr passiert, dass sie überhaupt nicht wusste, was sie wollte, und dieses innere Hin und Her tat ihr weh.
    Gerade als sie aus der Dusche kam und überlegte, welches Kleid sie anziehen sollte, klopfte es an der Tür. Rasch streifte sie das schlichte blaue Frottee-Strandkleid über, das sie gerade in der Hand hatte. "Moment!" rief sie. Dann machte sie atemlos die Tür auf. Sie sah sich einem riesigen Rosenstrauß gegenüber.
    "Matthias!", keuchte sie. "Das ist aber..."
    "Wer ist Matthias?", unterbrach sie eine männliche Stimme. Der Rosenstrauß senkte sich, und darüber tauchte ein Gesicht auf, das ihr vertraut – und verhasst war.
    "Oliver!", keuchte sie. "Wie kommst du denn her?"
    "Mit Auto und Fähre", sagte er feixend. "Willst du mich nicht reinlassen?"
    Silke schüttelt den Kopf. "Ehrlich gesagt, nein."
    "Ich bringe dir Rosen zur Versöhnung."
    "Ich will mich aber nicht mit einem Hochstapler versöhnen, der mich und andere belogen und betrogen hat, Oliver Hansen oder von Bentheim-Ohlsdorff, wie immer du dich nennst", sagte sie. "Geh nach Hause zu deiner Frau und deinen Kindern."
    "Da komme ich ja gerade her", erwiderte Oliver. "Ich hatte solche Sehnsucht nach dir. Kann man zwei wundervolle Jahre denn so einfach vergessen?"
    "Bestimmt nicht." Ihr bitterer Ton zeigte, dass sie es entschieden anders meinte als er.
    "Eben", sagte Oliver, drängte herein und warf die Rosen aufs Bett. "Und deswegen habe ich dich gesucht. Ich habe bei deinen Kolleginnen in der Schule angerufen, und als ich erfuhr, dass du nach unserer Trennung ganz plötzlich Urlaub genommen hattest, habe ich schon geahnt, dass du am Schauplatz unserer glücklichsten Zeit sein würdest. Die Adresse habe ich dann von deiner Mutter, die ja immer noch viel für mich übrig hat. Allerdings musste ich die alte Schnapsdrossel mit einem ganzen Pfund Kognak-Pralinen bestechen, bevor sie mir den Namen der Pension verriet."
    "Verschwinde! Du bist widerlich!", fauchte Silke. "Ich bin hier, um dich zu vergessen."
    "Das kannst du nicht, mein Schatz. Ich bin doch wie für dich geschaffen!", erwiderte Oliver mit öliger Stimme. "Und jetzt, wo du weißt, dass ich familiäre Verpflichtungen habe, könnten wir doch eine Vereinbarung treffen. Was hältst du von einer lockeren Beziehung, in der jeder von uns beiden seine Freiheiten behält? Dann könntest du mir problemlos erzählen, wer dieser Matthias ist, ohne dass du ein schlechtes Gewissen haben müsstest."
    "Das habe ich ohnehin nicht nötig", sagte Silke bitter und zwang sich zu einer Notlüge. "Matthias ist mein Freund, und wir werden bald heiraten. Ich habe mit dir nichts zu schaffen, Oliver Hansen. Verschwinde! Mach das du weg kommst! Ich will dich nicht mehr sehen!" Ihre letzten Worte wurden zu einem gehässigen Fauchen.
    Plötzlich fegte Oliver die Rosen vom Bett und packte Silke brutal an den Schultern. "So haben wir nicht gewettet, meine Liebe! Ich werde dir zeigen, wer der Richtige für dich ist." Er warf sie wie von Sinnen aufs Bett.
    Silkes linke Hand glitt zu Boden, und sie bekam den Rosenstrauß zu fassen. Zum Glück waren die Stiele noch in einer Papiermanschette, aber obwohl sie die Dornen durch diese spüren konnte, griff sie beherzt zu und schlug Oliver den Strauß ins Gesicht, hin und her, dreimal, viermal, so heftig sie konnte. Blutige Strähnen zeigten sich auf seinen Wangen, wo die Stacheln ihre Bahn gezogen

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